Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
nur, du wirst kein Theater machen.«
»Aber warum ?«
»Wegen Verschwörung zum Mord an Ana, der Neuseele.«
KAPITEL 24
Besessenheit
»Nein!« Ich rannte zur Treppe und zog die Aufmerksamkeit aller auf mich. »Nein, das hat er nicht getan. Das würde er niemals tun.«
Bevor ich die mittlere Stufe erreichte, drängten sich drei weitere Personen ins Haus. Eine davon war Li, genauso zornig und ehrfurchtgebietend wie an dem Tag auf dem Markt und an dem Tag, an dem ich das Purpurrosenhaus verlassen hatte.
Ich prallte zurück und umklammerte das Geländer so fest, dass meine Hand taub wurde. »Was tut sie hier?«
»Sie ist hier, um dich mit nach Hause zu nehmen«, antwortete Meuric. Die beiden anderen, Corin und eine Frau, die ich nicht kannte, traten auf Sam zu. »Die Aufsicht über dich ist ihr übertragen worden.«
»Nein.« Ich riss die Hand gewaltsam vom Geländer los und rannte den Rest der Treppe hinunter. Ich konnte nicht mit Li gehen. Nicht noch einmal. Ich sollte doch frei sein. »Sam, lass es nicht zu.«
Li fluchte. »Ana, er hat dich reingelegt. Hast du nicht gemerkt, dass er jede Nacht in die Bibliothek geschlichen ist?«
»Lügnerin!« Ich bekam vor lauter Zorn und Angst keine Luft. Es war nicht alles gelogen, was sie sagte.
Sam streckte seinen verletzten Arm nach mir aus, aber Corin riss ihn zurück, ohne auf den Verband zu achten. »Fass sie nicht an«, rief Corin. »Nicht nach dem, was du getan hast.«
»Was habe ich denn getan?« Sam wich vor Corin zurück, streckte jedoch nicht noch einmal die Hand nach mir aus. Und ich war stehen geblieben, weil Li mir den Weg versperrte. »Ich würde Ana niemals etwas antun. Wir wurden heute Nacht angegriffen. Es war Li.«
»Das stimmt!« Meine Unterstützung blieb natürlich unbeachtet.
»Schafft ihn hinaus!«, schrie Li und zeigte auf die Wachen. »Corin, Aleta, bringt ihn von meiner Tochter weg.«
Ich wünschte mir verzweifelt, mich zu bewegen, wegzulaufen, aber ich konnte Sam nicht im Stich lassen.
»Los.« Meuric machte die Tür weiter auf, während Corin und Aleta Sam vorwärtsstießen.
»Nein!« Befreit von meiner Lähmung drängte ich mich an Li vorbei und stürzte in Sams Richtung. Hände gruben sich mir in die Seiten, Li riss mich mit einem Grunzen weg und schob sich wieder zwischen uns. »Sam!« Ich stemmte mich gegen sie, und er wehrte sich gegen die Wachen, doch sie waren stärker, und schon bald war er draußen.
»Es ist das Beste so.« Meuric schloss die Tür. Das gedämpfte Brummen eines anspringenden Motors erklang und ließ nach, als auf Batteriebetrieb umgestellt wurde. Sie brachten ihn tatsächlich fort.
Ich stand in der Mitte des Wohnzimmers, Meuric zwischen der Tür und mir, während Li die Treppe versperrte. Ich saß in der Falle, ein Schmetterling unter Glas. Muskeln und Knochen schmerzten, und mein Kopf war schwer vor Schock und Angst und Erschöpfung. Wenn ich jetzt nicht sprach, würde ich niemals gehört werden. »Ich will nicht mit Li gehen.«
»Du hast das Recht, das abzulehnen, aber denk daran, du darfst nur in der Stadt bleiben, wenn jemand sich bereiterklärt, über dich zu wachen.«
»Li war ein schlechter Betreuer. Sie hat nichts richtig gemacht. Ruft Stef. Oder Sarit, Orrin oder Whit.« Ich wich zum Klavier zurück, in die entgegengesetzte Richtung von Li. »Bloß nicht sie.«
»Wir haben Beweise, die darauf hindeuten, dass sie zusammengearbeitet haben. Stef und Orrin sind bereits in Gewahrsam, weil sie dich heute Nacht angegriffen haben.«
»Sie würden das nie …«
»Sam und Stef sind heute zu mir gekommen«, unterbrach mich Li. »Sam hat mich des Mordversuchs an dir beschuldigt, und dann hat er mich geschlagen, als ich sagte, dass seine Absichten dir gegenüber nicht rein seien.« Getreu ihrem Wort verdunkelte eine Prellung ihre Wange.
»Sam hätte das nicht getan. Stef und Orrin hätten uns nicht angegriffen.« Meine Beine schlugen gegen die Klavierbank. Ich ließ mich darauffallen. »Ich glaube keinem von euch.«
»Sam und Stef haben mich zur Rede gestellt, während ihre Freunde um mein Haus und die Wachstation herumgeschlichen sind.« Li lachte höhnisch. »Ich weiß nicht, wonach sie gesucht haben.«
»Wir müssen die obere Etage durchsuchen«, sagte Meuric. »Sämtliche jüngeren Tagebücher von Li und Menehem sind aus der Bibliothek verschwunden. Hinweise – die übrigens Whit und Orrin zu verbergen versucht haben – legen die Vermutung nahe, dass Sam die Bücher an sich genommen hat.
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