Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
Armande helfen.
Meuric kam mit einem weiteren Stapel Bücher aus dem
Schlafzimmer und legte sie auf den Boden. »Die habe ich auch gefunden. Das ist sehr beunruhigend.«
Lis Gesichtsausdruck veränderte sich wieder, als sie die Arme vor der Brust verschränkte und sich das Buch unter den Arm klemmte. »Ich kann mir nicht vorstellen, was er mit dem ganzen Kram hier wollte. So viel über Sylphen.«
Ich erschauderte. Wenigstens sah mich keiner von ihnen an.
»Nicht nur Sylphen.« Meuric nahm ein Buch nach dem anderen in Hand. »Das hier handelt von Drachen. Sam hasst Drachen.«
Was auch immer Sams wahrer Grund dafür war, diese Bücher zu nehmen, der Rat würde einen Weg finden, damit es schlecht aussah.
»Ich frage mich, wie lange er das schon macht«, überlegte Li laut. »Er hat eine Menge über Menehem hier, und du weißt doch, worüber Menehem geforscht hat?«
»Sylphen«, antwortete Meuric. »Ana, bist du nicht zweimal am Rand des Reichs von Sylphen angegriffen worden?«
Sie warteten nicht darauf, dass ich nickte.
»Menehem hat mit Sylphen experimentiert, um herauszufinden, ob er sie mit irgendeiner Art von Chemikalie kontrollieren konnte.« Li warf einen Blick zu Meuric. »Er war kurz davor, die richtige Mischung von Hormonen zu entdecken, wenn ich mich recht entsinne. Denkst du, dass Sam …«
»Sam würde das nicht tun.« Ich konnte das Zittern in mir nicht abstellen, die Art, wie mein Herz raste und schmerzte. Es musste Li gewesen sein. Sam konnte von den Experimenten erst erfahren haben, nachdem wir uns kennen gelernt hatten, denn er hatte nichts mit Li oder Menehem zu tun gehabt. Richtig? »Li wusste von Menehems Recherchen. Ich wette, sie ist dahintergekommen, wie man die Sylphen kontrolliert, und hat sie mir auf den Hals geschickt.«
Li sah mich an, als sei ich die dümmste Person, der sie je begegnet war.
»Sam war zufällig beide Male in der Nähe, als du angegriffen wurdest?« Meuric schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Ana, ich weiß, du wolltest ihm vertrauen, aber das hier ist alles sehr verdächtig. Du wirst begreifen müssen, dass seine Gefühle für dich zwar echt sein mögen, dass sie aber nicht gesund oder sicher sind.«
»Keine Gefühle«, widersprach Li. »Besessenheit. Was er getan hat, ist inakzeptabel und übersteigt alles, was jemand einer Person antun würde, von der er behauptet, dass er Gefühle für sie hege. Er ist ihr in den Wald gefolgt, hat die Sylphen dazu gebracht, sie zu jagen, und sie gerettet , damit sie ihm vertraute. Seitdem tut er das Gleiche in ähnlicher Form.«
»Nein, er würde nicht …«
»Nun, Li, das ist eine schwere Anschuldigung. Du stellst eine Menge Vermutungen darüber an, was Sam tun kann, und einiges könnte Zufall sein.« Meuric klang beinahe vernünftig, doch seine Worte waren abgehackt. Wenn sie das hier nicht alles vorausgeplant hatten, dann glaubte er ihr jetzt. »Aber ich finde das Timing unheimlich, wenn man den Drachenangriff auf dem Markt bedenkt und«, er warf mir einen Blick zu, »andere Dinge.«
»Welche anderen Dinge?«, fragte ich. »Mich?«
Er sah tatsächlich für eine Sekunde lang besorgt aus. »Wenn du so viel über Geschichte gelesen hast, wie du behauptest, dann weißt du, was diesen kleinen Angriffen unweigerlich folgt.«
Große Angriffe. Es war seit langer Zeit nicht mehr geschehen, aber Drachen kehrten immer zurück. Sie hassten Heart. Hassten Menschen.
Er gab mir keine Möglichkeit zu antworten. Er machte Fotos
von allem auf dem Boden, von den Prellungen und Schrammen auf meinem Gesicht und meinen Armen, und dann verkündete er, wir seien fertig. Es kümmerte ihn nicht, wie sehr ich flehte.
Li hielt mich am Handgelenk fest, als wir die Treppe hinunter- und nach draußen gingen. Ich hatte kaum Zeit, Schuhe anzuziehen, geschweige denn ein paar meiner Sachen zu packen.
Der Mond war inzwischen hinter die Mauer gesunken, nur fahles Sternenlicht erhellte noch den Garten. Ich suchte nach einem Versteck, aber sobald ich mich für meine Umgebung zu interessieren schien, wurde Lis Griff fester.
»Denk nicht mal dran.« Sie kniff die Augen zusammen, als Lichter über den Rasen huschten und von dem kalten Stein des Hauses zurückgeworfen wurden. Räder knirschten über Pflastersteine und hielten an.
Corin trat aus dem Wagen und winkte uns hinein. »Sam ist bei den anderen. Sie sind nicht besonders erfreut darüber.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Meuric.
»Ich will nicht mit Li gehen.« Es war zwecklos,
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