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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Persönliche Tagebücher, berufliche – alles.«
    Wenn ich nicht bereits gesessen hätte, jetzt hätte ich mich hingesetzt. »Jeder darf sie lesen.« War das nicht der Satz, den man mir gesagt hatte? »Das bedeutet gar nichts.« Und doch tat es das. Ich hatte Sam nach den Büchern in seinem Zimmer gefragt, und er hatte gesagt, sie seien über Drachen.
    »Jemand, der von dir besessen ist, könnte nach allem suchen,
was mit dir zusammenhängt, einschließlich der Tagebücher deiner Eltern.« Er deutete auf die Treppe. »Du wirst es sicher sehen wollen.«
    Er wollte mich nicht aus den Augen lassen – wir wussten beide, dass ich weglaufen würde. Aber wenn ich mich weigerte, nach oben zu gehen, würde er Li bitten, mich zu bewachen. Und mit ihr wollte ich unter keinen Umständen allein sein. Ein Blick auf die Haustür, und ich ging wieder nach oben, zitternd vor einem neuen Gewitter in mir. »Sam würde mir nicht wehtun.«
    Die Worte kamen stark heraus, aber er war an diesem Morgen fortgegangen und hatte mit Stef über etwas gesprochen, was Li gesagt hatte. Mir war keine Schwellung an seiner Hand von dem Schlag in Lis Gesicht aufgefallen, aber selbst wenn er es getan hatte, war daran nichts auszusetzen. Ich hätte Li gern geschlagen. Nicht, dass ich jemals den Mut dazu aufbringen würde.
    Mit jedem Schritt nach oben wuchs das Grauen. Ich konnte nicht mit Li leben. Konnte es einfach nicht. Sie marschierte hinter mir die Treppe hinauf. Jeden Augenblick würde sie etwas Schreckliches tun.
    Und wenn ich nicht mit ihr ging, würde man mich aus Heart verbannen. Aus dem Reich. Selbst wenn ich nicht innerhalb der ersten Woche starb – ein früher Tod schien am wahrscheinlichsten –, würde ich Sam oder meine Freunde nie wieder sehen. Ich würde nie wieder Musik haben, nicht so wie jetzt, und ich würde nie eine Möglichkeit haben, die Wahrheit über meine Existenz zu erfahren.
    Das bedeutete, dass ich keine andere Wahl hatte, als Meurics Befehle zu befolgen. Ich hasste ihn.
    »Ich habe gesehen, wie ihr miteinander getanzt habt.« Lis Stimme war so dunkel wie die Dämmerung. »Er war so aufgebracht,
als ich meinte, dass er deine Naivität ausnutzen würde, aber wenn er mit dir in der Öffentlichkeit schon so weit geht, was wird wohl erst geschehen, wenn ihr alleine seid?«
    Sie dachten genau so, wie er es befürchtet hatte. Ich hielt den Kopf gesenkt, als würde das meine geheimen Sehnsüchte verbergen. »Er würde mir nicht wehtun.« Sie würde mir nicht glauben, egal, wie oft ich es sagte, aber wenn ich aufhörte, würde sie denken, sie hätte gewonnen.
    Li stieß ein heiseres Lachen aus. »Ich denke, er würde alles tun, um dein Vertrauen zu gewinnen. Du kennst ihn nicht. Nicht so, wie alle anderen ihn kennen. Er konzentriert sich auf das, was er will – in diesem Fall auf jemanden, der ihn praktisch anbetet – und lässt sich von nichts beirren.«
    Das Haus war kalt, als wir die oberste Stufe der Treppe erreichten, und Meuric ging auf Sams Schlafzimmer zu. Sosehr ich mich bemühte, ich konnte die Nacht nicht vergessen, als ich Sam in sein Zimmer hinaufgeholfen hatte und Bücher beiseitetreten musste, damit keiner von uns stolperte. Bücher, die am Morgen verschwunden gewesen waren. Es waren so viele gewesen. Hatten sie alle von Drachen und Sylphen gehandelt?
    »Behalt sie im Auge«, sagte Meuric und schaltete Lichter ein, bis die ganze obere Etage grell beleuchtet war. Er stöberte in Sams Sachen herum, während ich mit dem Rücken an das Geländer der Galerie gelehnt dastand. Li bewachte mich.
    »Warum tust du das?« Ich zuckte zurück, aber sie schlug mich nicht. Sie würde es nicht tun, solange Meuric im Nebenzimmer war. »Du wolltest mich früher nicht. Warum jetzt?«
    »Du bist meine Tochter.« Li ließ ein wohlwollendes Lächeln aufblitzen. »Und du hast mit einem Mann gelebt, von dem du nichts weißt. Ich hatte den Eindruck, dass du allein sein würdest, und ich dachte, du könntest damit fertigwerden. Aber bei Dossam bist du nicht sicher.«

    »Du hast mir einen defekten Kompass gegeben. Sam hat mich aus dem Endsee gezogen.«
    »Der Kompass hat funktioniert, als ich ihn geprüft habe. Ich kann nichts dafür, wenn du ihn ruiniert hast.« Sie zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, ich bin darauf aufmerksam gemacht geworden, dass deine Ausbildung vernachlässigt worden ist, und ich habe einen guten Anreiz erhalten, das nachzuholen.«
    Was bedeutete das? Hatte jemand sie bestochen? Es musste etwas Gutes

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