Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Jubelrufe aus. Zumindest die meisten. Arthur starrte auf seinen Teller, und in Geoffs Gesicht war abgrundtiefe Feindseligkeit zu lesen.
Julian wartete geduldig, bis sich der Begeisterungssturm gelegt hatte. Ein Lächeln spielte um seinen wunderschönen Mund. »Natürlich bedauern wir es sehr, dass wir euch nicht alle dazu einladen konnten, doch wir hatten nach einiger Überlegung entschieden, dass wir die Angelegenheit so bald wie möglich offiziell machen wollten, anstatt uns einer langen Verlobungszeit unter öffentlicher Beobachtung auszusetzen. Die richtige Hochzeitsfeier folgt in den nächsten Monaten, wodurch mein guter Ruf bei Kates Mutter und ihren Freundinnen hoffentlich wiederhergestellt sein wird.«
»Hört, hört!«, sagte meine Mutter.
»Jedenfalls«, fuhr Julian fort und lächelte ihr rasch zu, »möchte ich euch jetzt bitten, auf meine Braut, meine geliebte Kate, anzustoßen. Auf ihre Gesundheit und ihr Glück, denen ich von nun an mein Leben widmen werde.«
Inzwischen war ich bis in die letzte Körperzelle errötet. Als Julian in Gegenwart aller meine Hand nahm und sie küsste, drehte sich alles um mich. Doch die Gesichter um mich herum strahlten – mit Ausnahme von Geoff und dem armen Arthur – so vor Freude, dass sich meine Verwirrung legte. Selbst Carla war genug Frau, um diesen romantischen Moment wertschätzen zu können. Immer noch meine Hand haltend, setzte Julian sich auf seinen Platz, während ich schüchtern die anderen betrachtete.
Dann ließ ich die Hand meines Mannes los und griff nach meinem Glas. »Verzeihung.« Ich stand auf. »Ich glaube, jetzt bin ich an der Reihe.«
Alle Blicke ruhten auf mir. »Ich möchte mich dafür bedanken, dass ihr heute hierhergekommen seid, um unsere Freude mit uns zu teilen. Es bedeutet mir sehr viel. Auf euch alle.« Ich hob mein Glas und wandte mich zu Julian um. »Und auf dich, Julian, auf deine Gesundheit und dein Glück, die ich hoffentlich für den Rest unseres Lebens mit dir teilen kann.«
Begleitet von weiteren Jubelrufen, ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und trank einen Schluck von meinem Champagner, der sich als Ginger-Ale entpuppte. Julian hatte wirklich an alles gedacht. Ich spürte ein Gewicht auf meinem Knie – Julians Hand, die es zärtlich drückte.
Daraufhin wurden weitere Trinksprüche ausgebracht, immer wieder unterbrochen von einer Armee von Kellnern, die die Vorspeise servierten. Etwas mit Spargel. Ich schnupperte vorsichtig daran, um meine Reaktion zu testen. Kein Brechreiz drohte mir den Magen umzudrehen. So weit, so gut.
Charlie, der sich vor dem Aufbruch schon ein oder zwei Gläser von Julians Scotch genehmigt hatte, begann einen ausführlichen Trinkspruch in seinem üblichen Stil. Ich hoffte nur, dass meine Eltern nicht richtig folgen konnten. Meine Gedanken schweiften dabei ab – zu dem Flugzeug, das uns erwartete, und den bevorstehenden Flitterwochen. Wohin würden wir reisen, und wie lange würden wir bleiben? Mitten in diesen Grübeleien wanderten meine Augen zufällig zu Arthur Hamilton.
Er starrte mich unverwandt an, und seine Miene war weder erfreut noch traurig, wehmütig oder gequält – sondern kalt. Eiskalt. Als wollte er einen Gegner während der Meisterschaft auf dem Tennisplatz mit Blicken töten. Oder als hätte er gerade erfahren, dass ich seine Lieblingskatze umgebracht hatte.
Oder den Verlobten seiner geliebten Schwester geheiratet.
In diesem Moment wurde der Hauptgang vor mich hingestellt. Ein leckerer Lammbraten in geschmolzener Pfefferminzbutter. Als ich den Teller betrachtete, spürte ich, wie mein Mageninhalt in Aufruhr geriet. »Entschuldige«, flüsterte ich Julian zu.
Er sah mich besorgt an.
»Lamm«, murmelte ich. »Bin gleich zurück.«
Er wollte aufstehen.
»Nein, nein«, zischte ich. »Schon gut. Bleib hier, sonst machen sich alle Sorgen.«
Ich schlüpfte aus dem Raum, als Charlie gerade mit einer komischen und vermutlich schrecklich peinlichen Anekdote seine Ansprache beendete. »Toilette?«, flehte ich einen Kellner an, der mir auf der Treppe entgegenkam.
»Im Keller«, erwiderte er mit starkem ausländischem Akzent. »Rechts am Ende des Flurs.«
Ich hastete die Treppe hinunter in den Keller, wo ich aus der Küche das Klappern von Töpfen und Pfannen hörte. Als ich mich panisch umsah, entdeckte ich ein Schild mit einer weiblichen Silhouette.
Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig und entleerte Spargel und Ginger-Ale in die Toilette, bis ich mich fühlte, als
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