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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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dieses Thema zu streiten.«
    Er fing zu lachen an. »Ach, Mrs. Ashford, allmählich verstehe ich Julian. Man begegnet selten einer schönen Frau, mit der man sich auch noch gut unterhalten kann.«
    Ich drohte ihm mit dem Finger. »Oh, ein Charmeur. Da muss ich wohl auf der Hut sein. Nennen Sie mich bitte Kate. Nur Julian sagt Mrs. Ashford zu mir.«
    Er lachte und trank einen Schluck Whiskey.
    Da fiel mir noch etwas ein. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als Sie im Sommer plötzlich verschwunden waren. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung.«
    »O ja, vielen Dank«, erwiderte er. Sein gekünstelt fröhlicher Ton verriet mir, dass er log. »Nur ein kurzfristig angesetztes Forschungsprojekt. Ein … Freund hatte mich darum gebeten.«
    »Ach, wirklich? Was für ein Projekt denn? Eine Exkursion?«
    »In gewisser Weise«, antwortete er ausweichend. Es läutete an der Tür.
    »Oh! Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden. Meine ganze Familie reist an. Ach, Moment … vergessen Sie nicht, dass es eine Überraschung ist. Außerdem kennen sie ihn als Julian Laurence.«
    »Sie haben es ihnen nicht erzählt?«, fragte er verwundert.
    »Als ob sie mir glauben würden«, entgegnete ich im Hinausgehen.

    Wir fuhren in zwei Autos zum Restaurant, Julian und Dr. Hollander im Maserati mit Samantha und Michelle seitlich auf die hinteren Notsitze gezwängt, Henry und Eric und wir anderen in einem Escalade.
    Wir kamen ein paar Minuten zu spät. Geoff, Carla und Arthur Hamilton erwarteten uns schon an der Bar. Sie wirkten alle nicht sehr erfreut, obwohl Carla sich wenigstens die Mühe machte, ein gekünsteltes Grinsen aufzusetzen. »Hallo, Kate!«, rief sie mit einem vielsagenden Zwinkern und hauchte mir einen Luftkuss auf die Wange.
    Da trat ein anderer Mann vor. Auf seinem runden rosigen Gesicht zeigte sich die Freude, die bei den anderen fehlte. »Mrs. Laurence!«, begeisterte er sich und streckte die Hand aus. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schön es ist, Sie jetzt offiziell kennenzulernen. Andrew Paulson.«
    »Sergeant Paulson.« Meine Hand wurde auf und ab bewegt wie ein Pumpenschwengel. »Julian hat gar nicht erwähnt, dass Sie kommen! Was für eine angenehme Überraschung!«
    Er lächelte so strahlend, dass ich ihn nie als den traurigen Menschen wiedererkannt hätte, dem wir letzten Mai auf der Park Avenue begegnet waren. »Das hätte ich mir niemals entgehen lassen, Mrs. Laurence. Ich bin ja so froh, dass der Junge endlich häuslich geworden ist.«
    »Junge?«, fragte meine Mutter, die hinter mir stand.
    »Mr. Paulson ist ein alter Freund aus England, Mrs. Wilson. Er ist erst vor ein paar Monaten hierhergezogen«, erklärte Julian rasch. Ich warf noch einen Blick auf Paulsons Gesicht. Vermutlich war er nicht viel älter als der heutige Julian, auch wenn der ursprüngliche Altersabstand mindestens zwölf Jahre betragen haben musste.
    »Ich verstehe«, sagte meine Mutter in einem Ton, den ich noch aus meiner Teenagerzeit kannte. Das kaufe ich dir nicht ganz ab, Schätzchen, sollte das bedeuten.
    Der Restaurantchef führte uns den Flur entlang in einen großen Nebenraum im Obergeschoss. In der Mitte war ein runder Tisch mit schneeweißer Tischdecke aufgebaut. An jedem Platz stand ein perlendes Glas Champagner. Jedes Gedeck war mit einer Tischkarte versehen. Julian ging in seiner Gastgeberrolle auf und bat alle, Platz zu nehmen. Im letzten Moment drehte er sich mit einem reizenden, beinahe wehmütigen Lächeln zu mir um und drückte meine Hand. »Alles in Ordnung, Liebling?«, raunte er mir zu.
    Ich nickte. »Perfekt.«
    »Wie geht es dir?«
    »Ziemlich gut. Solange es keine Hotdogs gibt.«
    Julian küsste meine Hand. »Sag mir Bescheid, falls du rasch rausmusst.«
    Er begleitete mich zu meinem Platz, rückte meinen Stuhl zurecht, stellte sich neben mich und griff nach seinem Champagnerglas. Alle verstummten und sahen ihn erwartungsvoll an. Samantha grinste übers ganze Gesicht.
    »Meine Damen«, begann er, erwiderte ihr Lächeln und wandte sich dann an die anderen, »und Herren. Unsere lieben Freunde und Familienangehörige. Wie ihr, nach euren Mienen zu urteilen, inzwischen sicher erraten habt, haben Kate und ich euch heute aus einem ganz besonderen Grund hier zusammengerufen.«
    »Hört, hört!«, ließ sich mein Vater vernehmen. O nein!
    »Heute am frühen Nachmittag hat Kate mir die große Ehre erwiesen, in einer schlichten Ziviltrauung im Rathaus meine Frau zu werden.«
    Die Anwesenden brachen in Applaus und

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