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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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hätte es mir die Magenwände herausgerissen. »Wehe, wenn du kein niedliches Baby wirst«, sagte ich, als ich mich endlich wieder aufrichten und Luft holen konnte. »Denn allmählich wird es wirklich lästig.«
    Ich öffnete die Tür und wankte zum Waschbecken, eines dieser schicken Modelle, die aus einer Schale auf einer Ablage bestehen. Daneben lag ein ordentlicher Stapel Handtücher. Ich nahm das oberste, feuchtete es mit Wasser an und schaute in den Spiegel, um mir die Stirn abzuwischen.
    Arthur Hamiltons Gesicht starrte mir über der rechten Schulter entgegen.
    Als ich schreien wollte, waren meine Stimmbänder wie gelähmt. Stattdessen wirbelte ich herum.
    »Kommen Sie mit«, befahl er.
    »Wohin?«, keuchte ich.
    »Nach draußen«, lautete die Antwort.
    Ich machte einen Satz zur Tür, aber er packte mich am Arm und stieß mir etwas in den Bauch. Eine Pistole.
    Ich hatte noch nie eine Pistole aus der Nähe gesehen, nur hin und wieder einen beklommenen Blick auf die Waffen an den Gürteln von Polizisten geworfen und mich gefragt, wie es wohl sein mochte, eine in der Hand zu halten und abzufeuern. Sie hatten mir stets ein wenig Angst gemacht. Nichts, was ich gerne in meiner Nähe gehabt hätte.
    »Sie würden das Ding nicht benutzen«, flüsterte ich. »Niemals. Es würde Julian umbringen. Er ist doch Ihr Freund.« Anstelle einer Antwort versetzte Arthur mir einen Schubs mit der Pistole. Einen kräftigen. Ich schluckte und versuchte klar zu denken. »Sie können mich nicht töten«, sagte ich. »Das würden Sie nicht tun.«
    »Machen Sie langsam die Tür auf«, wies er mich an. »Wir gehen hinten raus.«
    »Nein«, protestierte ich.
    Seine Finger bewegten sich, und ich hörte ein Klicken. Er war Soldat gewesen, ganz gleich, ob nun ein guter oder ein schlechter. Also konnte er mit einer Pistole umgehen und hatte sicher schon einmal jemanden erschossen. Langsam öffnete ich die Tür.
    »Nach rechts«, zischte er. Ich gehorchte und ging so langsam wie möglich den Flur entlang, in der Hoffnung, dass Julian unser Fehlen bemerken und Verdacht schöpfen würde. Dann würde er mir folgen und mich retten. Denn ich war im Moment viel zu verängstigt, um etwas zu unternehmen. Ich wusste nichts über Arthur Hamilton. Hatte er plötzlich den Verstand verloren? Würde er mich hinaus auf die Straße schleppen und mich dort erschießen?
    Zeit gewinnen, dachte ich. »Wohin bringen Sie mich?«, fragte ich und wollte mich umdrehen, aber die Pistole bohrte sich in meinen Rücken.
    »Tür auf«, befahl er. Ich tat es. Es war der Lieferanteneingang, von dem aus Stufen nach oben zum Gehweg führten. »Rauf«, sagte Arthur. Als ich die Stufen hinaufstieg, spürte ich, wie sich Panik in mir ausbreitete. Die Abendluft legte sich feucht und kühl auf meine Haut. Von den Essensdünsten aus der Küche drehte sich mir der Magen um.
    Als ich hörte, dass sich hinter mir im Keller etwas bewegte, fing ich an zu schreien: »Ich bin hier! Auf der Treppe!«
    Die Pistole wurde mir so hart in den Rücken gestoßen, dass ich auf die Knie fiel. »Tun Sie das nicht noch mal!«, drohte Arthur. »Und jetzt aufstehen! Sofort!« Wieder ein Stoß. Ich kletterte die restlichen Stufen hinauf und schlüpfte durch eine Lücke im Gitter auf den Gehweg.
    Ein Auto bog um die Ecke. Nicht Henry. Als ich mich nach dem Escalade umsah, entdeckte ich ihn ein paar Türen weiter. Eric und Henry lasen beide in einer Zeitschrift. Ich hob den Arm, um ihnen zuzuwinken, aber Arthur hielt mich fest, drehte mir den Arm nach hinten, schob mich zur rückwärtigen Tür des Autos, riss sie auf, bugsierte mich hinein und folgte. Das Auto fuhr mit quietschenden Reifen los.
    Vergeblich drückte ich auf den Fensterheber. Offenbar hatte er ihn verriegelt. »Hilfe!«, rief ich dem Fahrer zu. »Er entführt mich!«
    Der Mann zuckte nicht mit der Wimper.
    Als ich rasch den Kopf in Richtung Restaurant drehte, kamen gerade zwei Gestalten aus der Tür gestürmt. Eine von ihnen war Julian. Ich sah sein Haar im Schein der Straßenlaterne schimmern. »Julian!«, schrie ich, obwohl er mich nicht hören konnte. Er blieb stehen, blickte panisch die Straße auf und ab und bemerkte das Auto. Als er losrannte, bewegten sich seine Beine wie Kolben, und das gestärkte weiße Hemd spannte sich über seiner Brust. Ich zerrte verzweifelt am Türgriff, doch die Tür war abgeschlossen. Arthur schlug mir mit der Faust auf die Hand.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte er mit harter, kalter Stimme. »Wenn Sie keine

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