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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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waren sie zurück auf Naurulokki und steckten neugierig prüfende Finger in das abgekühlte Wachs, hörten sie ein Auto am Gartentor vorfahren. Und was für eine Hupe! Es war die längst verbotene Sorte, die eine ganze Fanfare von sich gibt.
    Carly erstarrte. Diese Hupe konnte nur einem Auto gehören. Miriams knallviolettem Käfer!
    Da kam sie auch schon auf hochhackigen Schuhen und im Minirock den Hang heraufgestelzt. Sie ist ein bisschen wie Myra Webelhuth, dachte Carly. Aber die guckt nicht so fröhlich.
    „Huhu, Kinder! Wie schön, euch zu sehen. Aber was machst du hier, und vor allem: Wer bist du und was hast du mit Carlys steifem Bruder gemacht?“, fragte sie und betrachtete Ralph mit übertrieben aufgerissenen Augen. Er trug immer noch seine Badehosen und darüber nur ein offenes Hawaiihemd.
    Miriam pfiff leise durch die Zähne.
    „Sonne, Sommer, Sex. Nicht, dass ich mich über diese Wandlung beschweren würde. Was macht ihr da eigentlich, Sandkastenspiele?“
    Carly kicherte und umarmte ihre Freundin.
    „Wie habe ich deine Alliterationen vermisst. Wolltest du nicht nach Dänemark?“
    „Yes, genau dahin bin ich unterwegs. Ich nehme die Fähre von Rostock. Da war es kaum ein Umweg, bei dir vorbeizuschauen. Dein Blog hat mich neugierig auf Naurulokki gemacht. Krieg ich eine Führung? Ralph macht mir bestimmt solange einen Kaffee!“ Sie plinkerte ihn mit mascarabekrümelten Wimpern an.
    Er breitete die Arme aus.
    „Wie könnte ich anders?“
    „Komm mit, es wird dir gefallen.“ Carly zog Miriam ins Haus. „Ralph, würdest du bitte aus dem Schuppen ein paar Holzstücke mitbringen, die wir als Kerzenhalter verwenden können? Wir müssen die Kerzen draufpieken, ehe sie innen ganz hart werden.“

    Miriam war begeistert. „Echt schade, dass Thore das Haus nicht behalten mag“, meinte sie, als sie sich nach dem Rundgang ins Gras warf. „Da hätte er sich endlich mal nützlich machen können und uns das Haus in den Ferien überlassen. Bei all den unbezahlten Überstunden, die du für ihn gemacht hast, wär das dicke drin.“
    „Miriam! Du weißt doch, dass er das Geld braucht. Wenn wir Bilder gefunden hätten ... aber er hat ohnehin die Zeit nicht und die Lust, sich um das Haus zu kümmern.“
    „Kümmern kannst du dich. Er könnte dich als Hauswart einstellen, biste doch sowieso.“
    „Dann wäre für Mieter kein Platz mehr. Und ein Lebensziel ist Hauswart auch nicht. Setz mir keine unerfüllbaren Flausen in den Kopf, Miri. Ich hänge eh schon viel zu sehr an Naurulokki!“, flehte Carly.
    „Schon gut. Tut mir leid. Ralph, eins muss man dir lassen, du machst echt guten Kaffee.“
    „Carly, wusstest du, dass im Schuppen ein Teleskop steht?“
    Carly, die in den Himmel geträumt hatte, setzte sich auf wie von einer Biene gestochen.
    „Teleskop? Hier?“
    „Ja, ich bin beim Holzsuchen gegen etwas unter einer Plane gestoßen, das praktisch unsichtbar in einem Winkel stand. Unter der Plane war ein Teleskop. Nicht besonders groß, aber es scheint in gutem Zustand zu sein, wenn auch nicht gerade auf der Höhe der Zeit.“
    „Das muss das Teleskop sein, mit dem Henny Thore die Sterne gezeigt hat, als er ein Kind war. Er hat es erwähnt. Könntest du es aus dem Schuppen holen, liebster großer Bruder?“
    „Simsalabim. Schon geschehen.“ Er wies auf die Loggia. Da stand es, neben der Haustür. „Ich dachte mir schon, dass du es ausprobieren möchtest und dass es zu schwer für dich ist, es den Hang runterzutragen.“
    Carly sprang auf. Zärtlich fuhr sie über das dicke Rohr, untersuchte die Linsen.
    „Das ist ein gutes. Alt, aber gut. Herrlich, das probiere ich heute Nacht gleich aus. Hoffentlich bleibt es klar.“ Skeptisch musterte sie den Himmel.
    „Wolltet ihr nicht irgendetwas stechen, ehe es hart wird?“, erkundigte sich Miriam.
    Carly schlug sich an die Stirn. „Mensch, die Kerzen!“
    „Hier, die Hölzer stehen bereit, und ich habe auch schon Bleche draufgemacht.“
    „Hey, Floh, du bist klasse. Wir könnten ein Gewerbe aufmachen. Templin & Templin, Kerzengießerei.“
    „Klingt altmodisch, aber seriös“, fand Miriam.
    Eine Weile arbeiteten sie konzentriert. Miriam packte mit an und hob die Wachsklumpen aus dem Sand. Carly bürstete den überflüssigen Sand ab, polierte Steinchen und Muscheln, legte eingegossene Blätter frei und schnitt Löcher in die Krusten. Ralph begradigte Böden und stach die Werke auf die Äste. Schließlich standen sechzehn Kerzen unterschiedlicher Form und

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