Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
Vom Netzwerk:
Funkeln, ein dichter Lichtteppich am Himmel, unter dem bestimmt kein Tod wohnte. Und jetzt, mit dem Fernrohr, sah sie Dinge, die im Lichtsmog von Berlin mit einem solch einfachen Instrument nie zu finden gewesen wären.
    Carly zeigte ihnen den Zauber des Andromedanebels und die Schönheit ihres Lieblingskugelsternhaufens, stellte ihnen Deneb, Vega und Atair vor, erklärte ihnen die Sternbilder: den Schwan, die Leier, Herkules und Pegasus. Sie wetteten darum, wer die meisten Satelliten innerhalb einer Viertelstunde entdecken konnte, und Anna-Lisa gewann. Während die anderen abwechselnd eifrig durch das Rohr spähten, lag Carly auf dem Rücken im taufeuchten Gras und war glücklich. Heute interessierten sie nicht nur die einzelnen Sterne, heute gehörte ihr der ganze Himmel, auch wenn dieser Ort, an dem sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben ganz fühlte, nur geliehen war, und obwohl Thore fehlte, der doch zum Sternegucken gehörte. Der Punsch schmeckte auch ohne ihn nach Sommer, die Luft duftete nach Herbst, und in der Ferne vertraute ein Hirsch lautstark seine Sehnsucht der Nacht an.
    „Alles gut, Fischchen?“ Ralph streckte sich neben ihr aus.
    „Könnte nicht besser sein. Würdest du für mich die Zeit anhalten?“
    „Da fragst du wohl besser deine Sterne. Konnte Herkules nicht so was?“
    „Nicht ganz.“
    Jakob war für einen Moment verschwunden und kam mit einer großen Metallschale wieder, in der er mit Ralphs Hilfe ein Lagerfeuer entzündete, das Funken in den Himmel schickte und die Mücken in die Flucht schlug.
    „Schade, dass Orje nicht da ist. Er könnte Musik machen“, meinte Anna-Lisa.
    „Ja, schade ...“, sagte Synne verträumt.
    Ja, schade, dachte auch Carly. Aber Musik ist trotzdem da, hören sie das nicht? Sie sind es wohl zu sehr gewohnt. Ich würde mich nie daran gewöhnen, sie ist so schön, die Musik von Naurulokki, die Musik der Landschaft.
    Sie schloss die Augen, lauschte. Die Stimmen und das Lachen der anderen, gemischt mit verschlafenen Möwenrufen aus der Ferne, dem Flüstern der Silberpappeln im Wind, dem Rascheln von trockenem Strandgras oben am Hang, den gelegentlichen Stimmen der Hirsche, dem Knacken der Funken im Feuer und als Begleitung das stete, zeitlose Rauschen und Wispern der Wellen hinter den Dünen.
    „Wovon träumst du, Carly, Kennerin der Sterne?“
    Harry warf ein dickes Scheit in die Flammen, die aufloderten und ihn mit seinen dunklen Locken und Augen und nachlässig offenem, zu weitem Hemd wie einen Druiden aus einer anderen Zeit wirken ließen. Er zwinkerte ihr zu.
    „Ich sehe Geheimnisse in deinen Augen.“
    „Ja, wovon träumst du, Carly?“, fragte auch Jakob, der ihr ein neues Glas Punsch in die Hand drückte und sich neben sie setzte.
    „Es nützt ja nichts. Ihr seid leider keine Feen, bei denen ich einen Wunsch frei habe.“
    „Woher willst du wissen, dass ich kein Fee-rich bin?“, wollte Harry in gespielter Empörung wissen. „Wenn ich deine Wünsche nicht zu hören bekomme, kann ich allerdings nichts machen.“
    „Ich hatte tatsächlich gerade einen Traum. Tagtraum geht ja bei Nacht nicht, also ist es ein Am-Feuer-Traum. Also schon ein Wunsch, ein Wunschtraum eben, der aber ein Traum-traum bleibt, weil er kein Wahr – kein Wirklichkeitstraum – also, nicht wahr werden kann .... Ich bin beschwipst“, stellte Carly fest. „Was habt ihr in den Punsch getan?“
    „Da war so ein Beerenlikör, den muss Henny noch gebraut haben, jedenfalls war es ihre Handschrift auf dem Etikett“, sagte Jakob. „ Sommerträumlikör , stand da, irgendwas mit Sanddorn und Himbeeren und Blaubeeren.“
    „Nein, wirklich? Dann ist Henny schuld an der Idee. Das sieht ihr ähnlich! Hicks“, sagte Carly anklagend. „Als hätte ich nicht schon genug Flausen im Kopf gehabt.“
    „Und wie sieht jetzt diese Flause aus?“, wollte Jakob wissen.
    Auch die anderen rückten näher ans Feuer und stellten die Gespräche ein. Anna-Lisa war im Gras auf zwei Kissen eingeschlafen, jemand hatte sie sorgfältig zugedeckt.
    „Lass hören, Fischchen.“
    „Also, wir würden natürlich die Bilder finden und sie wären so viel wert, dass Thore genug Geld für sein Haus hätte. Noch viel schöner wäre es, wenn wir gar nicht alle Bilder verkaufen müssten, sondern die schönsten behalten, und Jorams Möbel auch. Dann würde ich mit Peer und Pauls Hilfe Thore und Rita überreden, Naurulokki zu behalten und als Ferienhaus zu vermieten. Ich würde mir hier in Ahrenshoop ein billiges

Weitere Kostenlose Bücher