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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die blonden Haare aus dem Gesicht. Der andere war ein Stück kleiner und machte keine Anstalten, seine Lederjacke auszuziehen. Die dunklen Haare hatte er kurz geschoren. Bei näherem Hinsehen zeigte sich eine Narbe auf seiner Stirn. In seinem Nacken begann eine Rückentätowierung, die unter seinem Hemd versteckt blieb. Beide musterten Lilly von oben bis unten. Ihre Augen wurden dabei größer. Emma hielt sich hinter ihr.
    »Und? Was macht ihr so?«
    »Ja, was machen wir eigentlich?«, fragten sie sich gegenseitig und täuschten Ahnungslosigkeit vor.
    »Wir studieren«, einigten sie sich schließlich. »Ja, wir studieren«, pflichteten sie sich gegenseitig bei.
    Lilly spielte die Beeindruckte, indem sie ihre Brauen hob. »Ach ja. So seht ihr gar nicht aus. Was studiert ihr denn?«
    »Luft und Liebe auf Master«, entgegnete der Größere und brach mit dem anderen in Lachen aus. Lilly stimmte mit ein. Emma ebenso, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Dann seid ihr also gelernte Romantiker?«, fragte ihre Freundin nach. Nun mit gespielter Ernsthaftigkeit. Lilly konnte ihre Stimme blitzschnell in eine rauere Tonlage gleiten lassen. Beide zeigten sich merklich beeindruckt.
    »Manchmal können wir auch anders«, entgegnete der Kleinere von beiden, als wollte er seinem Kumpel an Schlagfertigkeit in nichts nachstehen. »Wollt ihr was trinken?« Emma wurde der Flirt allmählich unheimlich. Sie ahnte, was Lilly beabsichtigte. Sie hatte sich auf den großen Blondschopf fokussiert. Emma sollte seinen Freund abbekommen. Zu spät, um etwas zu unternehmen.
    »Hi«, der Typ in Lederjacke trat an sie ran und stellte sich vor.
    »Emma«, erwiderte sie noch eine Spur abwesend. Er schob sich zwischen sie und Lilly, mit der Emma verzweifelt versuchte, über seine Schulter Blickkontakt aufzunehmen. Doch ihre Freundin hielt inzwischen die Hand ihrer Eroberung und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er musste sich zu ihr hinunterbeugen und Lilly nutzte die Gelegenheit, um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Emma gab es auf. Stattdessen wandte sie sich erneut ihrem Gegenüber zu und zwang sich zu einem Lächeln. Erst jetzt betrachtete Emma den Tätowierten genauer. Wie sein Freund war auch er von der Sorte Typ, auf die viele Mädchen standen. Ihr selbstbewusstes Auftreten machte deutlich, dass sie genau wussten, was sie wollten. Er sah gut aus, aber etwas Besonderes fand Emma nicht an ihm, abgesehen von Tattoo und Narbe. Sie nahm einen großen Schluck von dem Longdrink, den er ihr spendierte. »Danke«, sie lächelte ihn an und strich ihr Haar zur Seite. Allmählich erfasste die Musik sie.
    »Los. Wir tanzen«, forderte Lilly die Runde auf. Niemand widersprach – gemeinsam stürzten sie sich in die Menge.
    »Auch mal ziehen?«, fragte Lillys Typ, der inzwischen seinen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Es war das erste Mal, dass Emma wieder angesprochen wurde. Eine Ewigkeit hatte sie sich bloß treiben lassen. Zu den Farben und den Bässen. Mittlerweile saßen sie in der Ecke eines anderen Clubs. Hier zwischen Toiletten und Kicker glommen nur ein paar violette Leuchtstoffröhren. Ein Stroboskop erhellte wie Blitze die Dunkelheit. Die Wände hatte man mit Plakaten tapeziert. Neben ihnen drängten sich Menschen auf den zerschlissenen Sofas. Jene, die standen, wippten zur pulsierenden Elektromusik. An dem Geruch von Gras störte sich niemand. Emma erinnerte sich nicht, wie sie hierhergekommen waren. Doch da saß sie, mit einer beschlagenen Flasche Bier in der Hand und kurz davor, ihren ersten Joint zu rauchen.
    »Na, komm. Ist nichts dabei«, ermutigte Lilly sie. Sie hatte nichts zu verlieren. Außer die Kontrolle. Aber was konnte sie schon kontrollieren? Nichts. Emma nahm den Joint und hielt ihn kurz in das fahle Licht. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, nahm sie das feuchte Ende zwischen die Lippen. Lillys Lipgloss hatte eine Spur hinterlassen. Ziehen. Die Glut glomm stärker auf. Nach und nach überkam Emma ein taubes Kribbeln. Beim Ausatmen erkannte sie, wie klar und greifbar alles geworden war. Die Hektik war fort. Das Polster unter ihr verwandelte sich in einen Nadelteppich, in den sie immer tiefer sank. Lilly lachte. Es hörte sich merkwürdig hohl an und schien sich immer weiter zu entfernen. Emma ließ sich fallen. Wie eine Feder, die ganz langsam zu Boden schwebt, ihn aber nie erreicht.
    Die Hand auf ihrem Bein bemerkte sie erst, als sie hinuntersah. Seinen Namen hatte Emma bereits vergessen. Sie wunderte sich nur flüchtig

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