Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
darüber, dass es ihr gefiel. Ihr Verstand drang schon lange nicht mehr zu ihr durch, ihr Herz schon gar nicht.
    Seine Finger gelangten an ihrem Oberschenkel an. Das Stroboskop ließ die Bewegungen im Zeitraffer voranschreiten. Sie sträubte sich noch, sich nach ihm umzudrehen. Stattdessen versuchte sie erneut, Lillys Blick zu begegnen. Kurz schielte die herüber. Komm, lass dich küssen, wollte ihr Zwinkern wohl sagen. Sein Atem roch nach Whiskey-Cola und Kaugummi. Plötzlich war die Panik wieder da. Ich bin mal auf Toilette – die erstbeste Ausflucht, die ihr in den Sinn kam. Es kam nicht so weit. Seine Lippen hatten ihre schon berührt. Lange hielt ihr Widerstand nicht an – dann gab Emma hilflos nach und ließ es geschehen.
    Kurz schnappte sie nach Luft. Viel Zeit ließ er ihr nicht.
    »Ganz schön wild«, flüsterte er und grinste schief. Jetzt, da sie ihre Augen wieder öffnete, erschrak sie über sich und den Fremden, den sie küsste. Sie hatte es tatsächlich genossen.
    Lilly schaute kurz zu ihr rüber. Alles hatte sie beobachtet. Emma hielt es nicht mehr aus. Unvermittelt sprang sie auf. Sofort wurde ihr schwindelig, die Lichter rotierten. Sie schwankte auf den Absätzen in den überfüllten Gang, der zu den Toiletten führte. Lilly nahm ihre Hand: »Ich komme mit.« Ihre Freundin kannte den Weg, zog sie durch das Gedränge, den Wald von Menschen, die sich nicht lange an den beiden störten und nur kurz Platz machten, ehe sie wieder dicht aneinanderrückten.
    Emma schloss die Kabine ab und setzte sich auf den Toilettendeckel. Sollte sie nicht an Luka denken? Ihr Gesicht verbarg sie in den Händen, um ihre Umgebung auszublenden. Es gelang ihr nicht. Waren die wenigen Momente mit ihm denn nicht perfekt gewesen? So sehr es sie befreit hatte, die Gefühle für Luka zuzulassen, so sehr erdrückten sie Emma nun. In diesem Moment war sie nicht anders als Lilly, die in jedem Typen nur ein flüchtiges Abenteuer sah. Vielleicht musste sie das auch, wenn sie dem Schmerz entgehen wollte.
    »Kommst du klar?« Lilly hatte ihre Kabine bereits verlassen.
    Emma entriegelte das Schloss, ohne aufzustehen. Ihre Freundin öffnete die Tür und verschloss sie hinter sich wieder. »Hey. Denkst du an Luka?«
    Sie nickte nur, aber ihre Gedanken konnten sich nicht auf ihn konzentrieren. »Du weinst ja.« Lilly wischte eine Träne von ihrer Wange, die inzwischen glühte.
    »Sollen wir gehen?«
    »Du hast doch gerade wen kennengelernt«, flüsterte Emma. Ihre Kehle hatte sich wieder zugeschnürt und sie brachte kaum ein Wort heraus.
    »Komm, ich hab schon genug Arschlöcher gevögelt.« Lilly nahm die Hände, die Emma in ihrem Schoß liegen hatte, und zog sie hoch. Fast stolperten sie gemeinsam gegen die Tür.
    »Wir sind so voll, scheiße!« Lillys Lachen hallte wider. Es steckte an. Ohne Grund. Erst als sie verstummten, trafen sich ihre Blicke länger.
    »Wie hat sich das angefühlt?«, flüsterte Lilly.
    »Was meinst du?«
    »Na ja, der Kuss. Ich meine, das war dein erster Kuss nach ihm , oder?«
    Emma senkte nur den Kopf und strich sich die Strähnen zurück, die ihr ins Gesicht fielen.
    »Ich meine, das muss doch seltsam gewesen sein, oder?« Lillys Hände umfassten ihre Schultern. Erst jetzt schaute Emma ihrer Freundin wieder in die Augen. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Süße?«, begriff Lilly erst jetzt und schüttelte sie leicht. »Tut mir leid. Du hast mir kein Zeichen gegeben.«
    »Was?«, entfuhr es Emma leise.
    »Ich meine, wenn du ihn nicht küssen wolltest. Ein Zeichen. Du hättest mir zeigen müssen, dass du es nicht willst. Wir wären … wir wären abgehauen«, redete Lilly weiter auf sie ein. Für sie war das alles einfach. Man musste den Schmerz nur abstreifen und weitermachen. Emma wollte daran glauben, als sie ihr in die Arme fiel und sich an sie drückte.
    »Du darfst mich nie allein lassen, hörst du?«
    »Das werde ich nicht, versprochen.«
    »Ich will an ihn denken, aber ich … ich …« Sie blieb hängen und suchte nach Worten wie ein Verdurstender nach dem Wasser. »Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern.« Sie fasste sich an den Kopf, wo der Schmerz am stärksten war.
    »Du musst versuchen, loszulassen, Emma. Schau nach vorne!«
    »Ich kann nicht«, keuchte sie nur noch. Hätte Lilly sie nicht gehalten, sie wäre gefallen.
    »Du kannst.« Emma sah sie an und lächelte verzweifelt.
    »Na komm, wir fahren zu mir.« Sie nahmen den Hinterausgang und sprangen in das erstbeste Taxi.
    Die Decke, in die sie

Weitere Kostenlose Bücher