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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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waren frei. Aber Benjamin blieb stehen, hielt sich an einer der Schlaufen fest und blickte durch die beschmierten Scheiben auf die vorbeiziehenden Straßenzüge. Sollte er sie nicht einfach ansprechen? Er wusste, er würde kein Wort herausbringen. Emma hasste ihn bestimmt immer noch.
    In der siebten Klasse hatte er sie oft geneckt, weil sie damals eine Brille trug. Brillenschlange war bald ihr Spitzname gewesen. Dabei fand er sie eigentlich hübsch. Aber das konnte er ja nicht sagen. Bei dem Gedanken wanderten seine Augen wieder zu ihr. Diesmal trafen sich ihre Blicke. War er nicht verdammt kindisch gewesen? Inzwischen war ihm sein damaliges Verhalten peinlich. Wieder öffneten sich die Türen. Er blieb stehen. Die Bahn überquerte die Brücke, und die elektronische Stimme kündigte den nächsten Halt an: Paulsstraße. Emma stand auf. Ganz kurz streifte ihr Blick ihn, dann stieg sie aus. Und jetzt, da er ihr hinterherschaute, wusste er, warum sie etwas Besonderes war. Sie sah nur nach vorne. Am liebsten wäre er ihr gefolgt. Aber die Türen schlossen sich wieder. Nur einmal sollte sie sich noch umdrehen. Sie tat es nicht. Ihre Augen aber gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Die Realität holte ihn spätestens da ein, als er den ersten Fuß in den Flur setzte und durch die Glastür ins Wohnzimmer sah. Jenny saß dort am Tisch und starrte ihn an. Benjamin blieb stehen, schüttelte den Kopf. Sie hatte er schon verdrängt. Seine Freundin, für die er nichts mehr empfand, die er am liebsten immer weiter hinter dieser Glastür wissen wollte. Eine, die man auf einem Foto erst suchen muss, weil sie aussah wie die zehn anderen Blondinen. Ohne ein Wort ging er die Treppe hoch.
    »Jenny ist unten im Wohnzimmer.« Das war seine Schwester, die ihn nach wie vor mit einem Misstrauen, wie einem Fremden gegenüber, bedachte. Er beachtete sie nicht, sondern trottete weiter in sein Zimmer. Die Tür schlug er donnernd hinter sich zu. Die Glieder fühlten sich immer noch an wie Blei. Wie ein nasser Sack ließ er sich auf sein Bett fallen und rührte sich nicht. Hier wollte er einfach liegen bleiben und nicht mehr aufstehen.
    Als die Tür sich öffnete, rührte er sich nicht. Ihre Hände fühlten sich an wie Eiszapfen.
    »Du hast mir gefehlt.« Sie konnte nicht anders, als es wie einen Vorwurf klingen zu lassen. Trotzdem legte sie sich auf ihn. Ihr Atem kitzelte ihn am Ohr. Er hatte ihn nicht vermisst. Sie küsste ihn auf die Wange. Ihre Hand war inzwischen unter seinem Hemd und ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken. Er blieb haften wie ein feines Netz, das ihn gefangen hielt. Er krallte sich in das Bettlaken. »Warum hast du dich nicht gemeldet?«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Ihre dünnen Finger in seinem Haar fühlten sich an wie Spinnenbeine. »Liebst du mich noch?«
    Hatte er das jemals getan? Gesagt hatte er es nie. Auch jetzt schwieg er. Er drehte sich herum und sah sie über sich liegen. Ihre blauen Augen glänzten kalt und blau in dem schwachen Licht. Sie beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn. Er fühlte nichts. Sie hatte die Augen geschlossen, als er seine schon wieder öffnete. Konnte er das überhaupt – lieben? Sie lächelte unsicher und knöpfte ihre Bluse auf. Vorsichtig nahm sie seine Hände, führte sie zu ihren Hüften. Mit einem Griff hatte er den BH geöffnet. Das konnte er. Mehr wohl nicht. Sie starrte ihn an, als rechne sie immer noch mit einer Antwort. Er berührte ihren Körper, während sie ihn weiter prüfend ansah, als wollte sie so in ihn hineinschauen. Jetzt hatte sie es begriffen. Das spürte er. Wie ein kalter Stein fühlte sie sich an. Jenny ließ sich neben ihn fallen und legte ihre Hand auf seine Brust, klammerte sich plötzlich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Er wusste, dass es endgültig vorbei war. Er rollte sich zur Seite, stand auf und klaubte Bluse und BH vom Boden. »Zieh dich an.« Das waren seine einzigen Worte. Er wartete, ihre Kleidung in der Hand, bis sie aufgestanden war. Einen Moment blieb sie wie angewurzelt vor ihm stehen. Diesmal war sie wütend.
    »Warum, Benny?« Sie riss ihm Oberteil und Unterwäsche aus der Hand und zog sich hastig an. Dann blieb sie vor ihm stehen. Die Bluse zerknittert, der Kragen schief. Der BH schaute noch heraus. Kurz zuckte ihr Mundwinkel. Eine Träne lief ihr über die Wange. Er konnte nur mit den Schultern zucken. Er spürte ein wenig Mitleid, aber eine Entschuldigung brachte er nicht über die Lippen.

14
    Emma spürte seinen

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