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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Geheimnisse der Kaffeekochkunst ein.

    Â»Niemals würde ein Wiener einfach ›Kaffee‹ bestellen, wie es die Touristen hier tun.«
    Ich versuchte ihr klarzumachen, dass das inzwischen in Hamburger oder Berliner Coffeshops auch niemand mehr tut. Ruth bekam einen Wutanfall bei dem Wort »Coffeshop«, verbat sich jeglichen Vergleich, probierte dennoch, nach mehrmaligem Bitten, meine Latte macchiato, die ich vorsorglich als »Milchkaffee italienischer Art« vorstellte.
    Â»Und mit dieser gischigen Suppe wollt ihr die Gäste beeindrucken?«
    Â»Jetzt tu nicht so, als hättest du noch nie Milchschaum gesehen!«
    Â»Bah!«
    Elisabeth bevorzugte die österreichische Variante, erläuterte die Unterschiede von »großer und kleiner Brauner«, »Verlängerter« oder »Fiaker« und entwarf großherzige Kaffeehauspläne mit eigener Nachmittagskarte und aufwendigem Kuchenbuffet.
    Â»Damit könnten wir mehr Umsatz machen, einige Leute waren heute schon begeistert, dass sie bei uns guten Espresso bekommen konnten.«
    Â»Dazu deine Hammer-Torten«, sprang ich ihr bei, »so etwas spricht sich herum. Die Leute wollen im Urlaub immer etwas Besonderes, was sie zuhause nicht haben. Dafür kommen sie dann auch von weit her.«
    Â»Hammer-Torten, so würde ich es ja nun nicht gerade …«, murmelte Elisabeth geschmeichelt.
    Ruth fuhr mir übers Haar, nahm rasch die Hand wieder weg, lächelte: »Du bist ja ganz begeistert, Kleine.«
    Â»Denk doch, Tante, im nächsten Jahr könnten wir die erste Kaffeehausadresse in Ostholstein sein!«
    Elisabeth sah von mir zu Ruth, strich sich eine verschwitzte
Locke aus der Stirn und sagte: »Jetzt üben wir erst mal weiter, nehmen probeweise vier oder fünf Kaffeevarianten in die Karte und sehen, wie das ankommt. Nächste Saison können wir dann vielleicht schon im großen Stil …«
    Ruth schaute aus dem Fenster, wo zwei Rucksacktouristen spazierten. »Nächstes Jahr …«, sagte sie und vergrub die Hände in die Hosentaschen, »wer weiß, was nächstes Jahr ist?«
    Elisabeth ging nicht darauf ein: »Schwarzer im Glas mit Schlagobershaube, wie klingt das?«
    Â»Lang und zu alpenländisch für diese Gegend, und es passt nicht zu der Musik, die du auflegst«, antwortete ich, ohne Ruth aus den Augen zu lassen, die ihre Schultern krümmte, als hätte sie irgendetwas mit ihrem Atem.
    Elisabeth lachte: »Du glaubst wohl, wir bräuchten eine Großstädterin wie dich, um internationales Flair in unser Haus zu bringen.«
    Ich hätte gern meine Tante beiseitegeführt, sie beschützt vor etwas, das ich nicht benennen konnte. Stattdessen sagte ich: »Wir erfinden etwas Eigenes in austro-holsteinisch: Koffiepott-Melange, oder so.«
    Elisabeth kicherte.
    Ruth straffte sich, sagte: »Macht, was ihr wollt, aber hört mir auf mit den Wortmonstern. Außerdem will ich nichts Amerikanisches auf meiner Karte!«
    Â»Amerikaner können eh keinen Kaffee kochen!«, sagte ich, erleichtert, dass sie wieder normal klang und gewohnt energischen Schrittes Richtung Tür ging, wo ihr Heinrich den Weg verstellte, das Haar zerzaust, auf der flachen Hand balancierte er einen Stein: »Ein einschlussführender Diabas vom Typ ›Alsarp‹, das ist sehr ungewöhnlich!«
    Ania kam von hinten angeschossen, boxte den Alten in
den Rücken und schimpfte: »Steine! Grau oder schwarz, alle gleich!«
    Â»Also, da muss ich widersprechen. Schau, dieser zum Beispiel hat …«
    Â»Schuhe abwischen sollst du! Macht alles Flecken!«
    Sie warf ihm ein Putztuch vor die Füße, schaute finster in die Runde und rauschte davon. Heinrich seufzte, trat einen Schritt vor und schleifte seine Sohlen über den verschlissenen Lappen. Ich nahm ihm den tropfenden Mantel ab und fragte: »Soll ich dir einen Kaffee machen? Mit Schuss?«
    Der Alte nickte dankbar, entdeckte die neue Maschine, aus der mit leisem Fauchen eine kleine Dampfwolke quoll, und bewunderte »die vielversprechende Neuerwerbung«.
    Ruth sagte: »Elisabeth und Katia planen zukunftsgläubig ein Kaffeehaus. Für nächstes Jahr.«
    Â»Wirklich?«
    Heinrich schaute in die Runde, als wüsste er auch nicht, was von Ruths Unterton zu halten sei.
    Ich wollte etwas sagen, aber Elisabeth hielt mich zurück.
    Â»Wusstet ihr, dass das erste Wiener Kaffeehaus Ende des

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