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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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bessere Lösung gewesen wäre, fand ich, dass ich einen entscheidenden Schritt weitergekommen war, und Elisabeth versicherte wiederholt, sehr stolz auf mich zu sein.
    Dass Ruth ihr die Geschichte meines Rauswurfs bei den Fischers bis ins Detail erzählt hatte, versuchte ich ihr nicht übel zu nehmen. Sie lebten und arbeiteten seit Jahrzehnten zusammen, und ich hatte nicht ausdrücklich um Diskretion gebeten.
    Mein Verhältnis zum Likör blieb allerdings ein gespaltenes.
    Â 
    Hotelgäste kommen und gehen, selbst in der Ferienzeit bleibt kaum einer länger als eine Woche, da ist es ein Leichtes, freundlich und kontaktfreudig zu sein, selbst für jemanden wie mich. Es liegt in der Natur der Sache, dass man all die netten oder weniger netten Menschen wieder loswird, was die meisten möglichen Komplikationen im Vorhinein verhindert. Man muss weniger auf der Hut sein, bei reinen Cafébesuchern fast gar nicht, denn man sieht sie höchstens drei, vier Mal pro Woche für ein, zwei Stunden, unverbindlich, folgenlos.

    Â»Eine sympathische junge Frau, die Sie da neuerdings beschäftigen«, und Ruth sagte: »Meine Nichte.«
    Ich war eine umgängliche Kellnerin und Hotelmitarbeiterin geworden, und mein Geschirrbruch bewegte sich in Richtung Minimalbereich.
    Â»Begabt ist das Kind«, hörte ich und erwischte mich das ein ums andere Mal beim Wunsch nach Unabkömmlichkeit. Sie sollten mich behalten wollen, sollten denken: Was haben wir nur ohne sie gemacht?
    Als Bedienung und »Mädchen für alles« nahm ich niemandem einen Platz weg, zumal ich darauf bedacht war zu betonen, dass ich zufrieden damit war, Arbeitsanweisungen auszuführen, und keine weiteren Ansprüche hegte als gelegentlich ein paar Euro zum Kleiderkauf, Sergejs wunderbares Essen und ein Kämmerchen unterm Dach.
    Bascha nutzte das weidlich aus, ließ mich immer wieder Zimmer fertig machen, die auf ihrem Arbeitsplan standen, Fenster putzen oder die Wäsche in den Keller bringen, während sie mit der strengen Ermahnung »Nicht Ania sagen!« rauchen oder telefonieren ging. Dafür war ich regelmäßig »bestes kleine Kollege von Welt« und reichlich mit polnischen Zigaretten versorgt. So hatten wir beide etwas davon.
    Montagnachmittag waren Café und Kajüte geschlossen. Wenn trotzdem jemand kam, wurde er bedient, aber mir blieb meistens dennoch Zeit zum Rasenmähen, Heckeschneiden, Wäschewaschen oder zum Ausbau meiner weiteren Hoteltauglichkeit mit Hilfe von »Hotel & Gast«.
    Â»Erstaunlich, der neue Ehrgeiz«, hätte Manu spitz gesagt und Recht gehabt. Mir war es gleich. Ich war frei zu tun, was mir gefiel, und es gefiel mir gerade, fleißig, umgänglich und effektiv zu sein.

    Am ersten Augustmontag wurde die neue Espressomaschine geliefert, wegen der sich Elisabeth und Ruth den halben Vormonat gestritten hatten. Ruth hatte gegen die von Elisabeth vorgebrachten finanziellen Einwände mit dem Argument gewonnen, dass es doch schließlich Elisabeth selbst sei, die auf Neuerungen dränge, um den Gästen gegenüber zeitgemäßer zu wirken, und so wurde das fauchende, edelstahlglänzende Gerät hinter dem Tresen angeschlossen. Die Einführung, die der Händler selbst vornahm, brach Ruth mit den Worten ab: »Einfache Kaffeezubereitung genügt für unsere Gäste.« Der »Signore«, der dem Akzent nach aus der Gegend von Wuppertal kam, packte seine Herzschablonen und Kakaopulverstreuer wieder ein und verließ kopfschüttelnd das Gelände.
    Â»Modischer Quatsch!«, maulte Ruth. »Verlangt hier niemand! Im Gegenteil!«
    Â»Hast du es denn schon mal versucht?«, fragte ich.
    Â»Fang du nicht auch noch an! Wieso nimmst du dir eigentlich nie deinen freien Nachmittag und verschwindest für ein paar Stunden?«
    Ich wollte beleidigt den Raum verlassen, aber Elisabeth packte mich am T-Shirt und sagte: »Auf keinen Fall! Ich brauche dich.«
    Ruth fauchte: »Da schafft man etwas für sie an, und dann machen sie ’ne Oper draus«, ging mit dem Kommentar »mich braucht man hier ja offensichtlich nicht« rauchen, tauchte wenige Minuten später wieder auf und schaute mit verschränkten Armen, was wir da machten.
    Des ungeachtet studierten Elisabeth und ich die unterschiedlichen Funktionen der Maschine, testeten diverse Kaffeesorten und Mahlstärken, und Elisabeth führte mich bis zum Abend in die tieferen

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