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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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rechte, so dass keine der anderen in die Quere kam.

    Die Sonne hielt sich, der Touristenstrom riss nicht ab, meine Einsatzbereitschaft auch nicht, es ging mir gut.
    Mitte der zweiten Augustsonnenwoche rümpfte die Tante bei der außerplanmäßigen Getränkenachbestellung angewidert die Nase, wollte sich weigern, vom billigsten Wein zu ordern oder die Firma Coca-Cola weiter zu bereichern, statt den Leuten etwas Ordentliches vorzusetzen. Sie wurde von Elisabeth überfahren, die den Bestellblock an sich riss und ihre Kreuze und Zahlen dahin setzte, wo es ihr richtig schien.
    Â»Ich würde auch lieber Dom Perignon zu Gillardeau-Austern servieren, aber wir können den Gästen nicht vorschreiben, was sie zu konsumieren haben!«
    Â»Das Angebot macht die Nachfrage, Lizzy, nicht umgekehrt!«
    Â»Jedes Jahr führen wir diese Auseinandersetzung, Ruthi!«
    Â»Jedes Jahr wird es schlimmer! Die Leute trinken klebrige, gepanschte Gülle und essen fettig-giftigen Mist, sobald man es ihnen anbietet!«
    Â»Aber sie lassen sich nicht gerne bevormunden!«
    Â»Es gab Zeiten, in denen wir unseren Anspruch nicht so weit heruntergeschraubt haben!«
    Â»Zu diesen Zeiten war unser Firmenkonto auch nicht so überzogen.«
    Â»Elisabeth!«
    Â»Ist doch wahr!«
    Â»Siehst du nicht, wohin uns das führt?«
    Â»Wir stellen uns auf die Menschen und ihre Bedürfnisse ein, daran kann ich nichts Anstößiges finden. Davon, dass wir Lambrusco und Fanta ausschenken, wird das Palau nicht untergehen. Abgesehen davon kriegt man bei uns noch immer weit besseres Essen als anderswo, selbst wenn es sich um
Pommes mit Brühwürstchen handelt. Im Übrigen orderst du Nüsse in Plastiktüten und verteilst sie abends an die Biertrinker, die aus dem Dorf rüberkommen! Wo, bitte, ist da dein Niveau?«
    Â»Das ist etwas anderes.«
    Â»Wieso?«
    Â»Das ist Nachbarschaftspflege!«
    Â»Du gestattest, dass ich lache!«
    An dieser Stelle entschuldigte ich mich mit Kopfschmerzen, erntete von der Tante einen verächtlichen Blick, der mich mit dem Gefühl, versagt zu haben, nach oben schleichen ließ. Wer auch immer an diesem Abend als Siegerin ins Bett ging, am nächsten Morgen hatte Elisabeth die Draußenkarte neu geschrieben, sie in Ruths Sinne erweitert und wie zufällig neben deren Frühstücksplatz liegen lassen. Die Versuche, Cafébesucher und Touristengruppen mit Angeboten von selbst gemachter Zitronenlimonade oder Limette-Orange-Eistee auf andere Gedanken zu bringen, scheiterten dennoch am fest installierten Wunsch nach Sprite oder Cola, ganz gleich, ob das nun auf der Karte stand oder nicht. Selbst die kleine, von Elisabeth liebevoll gestaltete Rubrik Heiße Reise wurde von den zehn bis fünfzehn Hotelbewohnern zwar rege, aber draußen bei den Massen, wie Ruth es nannte, nur zögerlich aufgegriffen. Kaum einer wollte im Strandkorb oder auf der Wiese die exotisch klingenden Kreationen serviert haben, einige bestellten »Gefleckte Milch«, sobald sie erfragt hatten, was sich dahinter verbarg: »Ah, das soll ›Latte‹ heißen!«
    Die beigelegten Schokoladentäfelchen, handgegossen edelherb, wurden von draußen angebissen zurückgeschickt, so dass wir nach einigen Tagen ganz darauf verzichteten, zumal Ruth
sich über die Maßen aufregte, wenn sie in den Mülleimer sah: »Perlen vor die Säue!«
    Die Tante litt ernsthaft an den friedlich ihren Ostseeurlaub vertrödelnden Massen: »Diese Gummischlappenträger vertreiben uns die richtigen Gäste!«, keifte sie, aber Elisabeth hielt ihr die Abrechnung unter die Nase oder sagte: »Wir können jetzt den Wäschetrockner reparieren lassen«, und Ruth musste einräumen, dass die momentane Gästeflut, bestehe sie auch in der Hauptsache aus trinkfreudigen Strandspaziergängern und »halbdebilen Milchschaumschlürfern«, ein finanzieller Aufschwung war. Über meine Bemerkung, man dürfe nicht allzu wählerisch sein, wenn man dem Bankrott entgehen wolle, gerieten wir dann alle drei in Streit: Was das heißen solle, wählerisch, ob ich jetzt auch anfinge, die Gäste in niedere und höhere Kasten einzuteilen, fragte Elisabeth. »Niemand geht hier pleite!« , rief Ruth. »Und du kannst aufhören, so zu tun, als würden hier Urlauber wie Parias behandelt, verdammt noch mal!«
    Mein Versuch zu sagen, dass ich weder das eine noch das

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