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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Wiederkommen kann auch schön sein.
    Â»Lasst mich die schweigsame Lady in der Ecke mal begrüßen.«

    Er streckte mir die Hand entgegen wie ein Versöhnungsangebot: »Schöne Frau!«
    Ich schlug trotzdem ein: »Frank.«
    Er drückte meine Rechte etwas länger, als es angenehm gewesen wäre, und wurde von Ruth daran gehindert, mich näher zu sich hinzuziehen, indem sie ihn von mir wegdrängte und fragte: »Wo sind die hässlichen Köter abgeblieben?«
    Es gab Schnaps zur Feier des Tages, selbst meine Stimmung hob sich, und der unfreundliche Gast von Zimmer sieben bekam auch eingeschenkt. Es blieb nicht bei einer Runde, ging alles aufs Haus, und keiner von uns würde in den nächsten Stunden irgendetwas Vernünftiges arbeiten können, geschweige denn wie ursprünglich geplant das Auto zwecks Einkauf nach Halsung lenken. Bevor der Alkohol uns allzu vorzeitig den Garaus machen konnte, kamen Sergej und Elisabeth mit würzig duftenden Schüsseln aus der Küche, eine frisch gebaute Pfirsich-Melba wurde anschließend mit dem Hinweis geschlachtet, sie sei sowieso übrig, der Rosenlikör, der eigentlich nur an hohen Feiertagen angerührt werden durfte, wurde auch noch vernichtet. Dem verlorenen Sohn hatte man verglichen damit einen verhaltenen Empfang bereitet.
    Â»Wie war euer Sommer?«
    Â»Sehr groß«, sagte Elisabeth und kicherte, während Ruth die Augen verdrehte.
    Â»Ernsthaft?«
    Â»Nicht wirklich: drei heiße Wochen, der Rest verregnet.«
    Elisabeth fing an zu erzählen, wurde von den anderen unterbrochen, ergänzt, korrigiert, sie redeten, miteinander, durcheinander, inszenierten das übliche Gewirr, nur dass ich inzwischen die Erzählfetzen zuordnen konnte, die Geschichten größtenteils kannte, mittendrin war und den Schnaps besser
vertrug. Bald werde ich auch noch reden wie sie, dachte ich, wenn ich das nicht sowieso längst tue.
    Â»Zu kurz dieser Sommer«, sagte die Tante, »zwölf von den heißen Wochen hätten wir gebraucht, was sage ich, zwanzig!«
    Â»Wird es denn für den Winter reichen?«, wollte Frank wissen.
    Ruth zuckte mit den Schultern, Elisabeth seufzte, und ich wunderte mich, wie selbstverständlich Frank eine Frage stellte, die ich für indiskret gehalten und mich auszusprechen nicht ohne Weiteres getraut hätte.
    Â»Ist nicht so dolle diesmal.«
    Â»Es ist schon länger ›nicht so dolle‹, Ruthi!«
    Â»Ihr müsst etwas machen!«
    Â»Hör mal, Klugscheißer: Wir machen ständig was!«
    Â»Zum Ankurbeln, meine ich: Werbung, Angebote, Veranstaltungen, solche Sachen.«
    Â»Papperlapapp!«
    Â»Reg dich ab, Ruthi, niemand hat das Wort event benutzt!«
    Â»Egal wie ihr das nennt, wir brauchen so was nicht!«
    Â»Jetzt mal im Ernst«, sagte Frank, »ihr müsst mehr Gäste heranschaffen, solche, die auch außerhalb der Saison kommen.«
    Â»Ach ja? Auf die Idee wären wir von alleine nie gekommen!«
    Frank war durch Ruths Ätzen nicht aus dem Takt zu bringen: »Vielleicht müsst ihr nur mal neue Wege der Akquise ausprobieren.«
    Elisabeth nickte nachdenklich, aber die Tante verzog angewidert das Gesicht: »Sollen wir jetzt so werden wie die anderen Häuser? Sollen wir einen dieser Marketingexperten einladen oder wie die heißen? Diese Leute, die alles auf den Kopf stellen, und am Ende kriegt man einen ›Erneuerungsplan‹, nach dem Stück für Stück das gleiche plastikverkleidete Einerlei installiert
wird wie überall, mit verjüngtem Personal, versteht sich! Nein danke! Wir sind, was wir sind, und wir bleiben es auch! Wäre ja noch schöner …«
    Â»Ruth, warte mal«, unterbrach Frank ihren Ausbruch, »ihr sollt euer Hotel auf keinen Fall umkrempeln, im Gegenteil! Das Palau ist etwas Besonderes, seine Lage, sein Betrieb, das ist einmalig, so wie es ist. Aber genau das müsst ihr einer größeren Anzahl von zahlungswilligen Leuten beibringen.«
    Â»Beibringen …«, murmelte Heinrich ärgerlich, »wir sind doch kein Mädchenpensionat!«
    Â»Näher bringen, empfehlen, anpreisen, nennt es wie ihr wollt«, sagte Frank mit einer Geduld, die nicht nur mich für ihn einnahm.
    Â»Wie stellst du dir das vor?«, fragte die Tante, nun schon deutlich milder im Ton.
    Â»Da gibt es viele Möglichkeiten: Man könnte mit Anzeigen in den überregionalen

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