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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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einfach irgendwas machen. Aber ihm wollte nichts einfallen und immer wenn er eine Idee hatte, tauchte gleich eine tödliche Lustlosigkeit auf. Also blieb er auf seinem Bett liegen und rührte sich nicht, obwohl ihn gerade diese Unbeweglichkeit schmerzte. Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln und liefen an den Ohren vorbei. Zu allem Überfluss begann schließlich auch noch seine Nase zu laufen. Leise vor sich hinschniefend, lag er in seinem Zimmer und hing seinen selbstsüchtigen Wünschen nach. Was für ein toller Freund er doch war, dachte er sich. Dann ließ der Schmerz, nichts mit sich anfangen zu können, irgendwann nach und David schaute nach oben aus dem Fenster. Der Mond leuchtete herein und verteilte sein kaltes Licht im Zimmer. Er betrachtete die dunklen Flecken, die wohl Krater waren oder Berge, so ganz genau konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Seltsam, der Mond schien ihm näher als der Junge, den er liebte.
    »David?«, rief seine Mutter von unten.
    Verdammt, dachte David sauer und schlug mit den Fäusten auf die Matratze, warum hatte er nicht ein einziges Mal seine Ruhe? Seine Mutter fehlte ihm gerade noch mit ihren dämlichen Fragen. Wahrscheinlich war ihr eingefallen, dass sie ihm die Geschichte mit Linda doch nicht glaubte und in dem Kondom nun eher ein Indiz dafür sah, dass Merlin ihn verderben wollte. Er biss die Zähne zusammen, bis seine Schläfen pochten.
    »David!«, rief seine Mutter wieder. Dann hörte er, wie sie die Treppen hinaufstieg.
    Innerlich schrie er seinen ganzen Frust raus. Schnell sprang er aus dem Bett und lief zur Tür. Im letzten Moment schaltete er das Licht ein, als sich auch schon die Tür öffnete und er seiner Mutter gegenüber stand.
    »Da ... Oh!«, machte sie und sah ihn erschrocken an.
    »Ich wollte gerade runterkommen«, sagte David. »Was ist denn?«
    »Hast du geweint?«, fragte sie und sah ihn prüfend an.
    »Nein.« Er wischte sich über die Augen. »Ich bin nur ein wenig müde. Was gibt's denn?«
    »Ach so, da ist dieser Merlin für dich am Telefon«, sagte sie, als wäre das etwas vollkommen Unwichtiges. »Ich kann ihm gern sagen, dass du nicht kannst.«
    »Nein!«, schrie David fast und stürmte an seiner Mutter vorbei die Treppe hinunter. Plötzlich waren all seine trüben Gedanken vergessen und sein Herz klopfte wild vor Aufregung. Merlin rief ihn an! Woher hatte er eigentlich die Nummer? David konnte es gar nicht glauben. Stürmisch betrat er das Wohnzimmer. Sein Vater saß auf dem Sofa und schaute fern. Den Ton hatte er bereits leise gestellt. David zwang sich zu einem normalen Schritt. Er setzte sich auf den Sessel, der gleich neben dem Telefontischchen stand und nahm den Hörer auf.
    »Hallo?« In seiner Stimme schwang so viel Erwartung mit, dass er befürchtete, jeder der es hörte, müsste spätestens jetzt wissen, dass er den Nachbarsjungen liebte.
    »Mensch, das dauert aber ewig, bis man dich mal an den Draht bekommt«, beschwerte sich Merlin. Er klang aber nicht wirklich böse, sondern einfach nur glücklich, dass er nun endlich die gewünschte Stimme hörte.
    »Woher kennst du die Nummer?«, fragte David ehrlich verblüfft.
    Merlin lachte. »War gar nicht so einfach. Jedenfalls konnte mir die Auskunft nicht helfen. Ich hab dann meine Mutter angerufen. Die Frau ist einfach unglaublich. Sie hat Paolo die Nummer aus dem Arm geleiert. Dein Vater musste sie doch für die Personalakte angeben.«
    Merlin klang so fröhlich und mitreißend. David grinste. Trotzdem sagte er nicht mehr als: »Ach so.«
    »Deine Eltern können sicher zuhören, oder?«
    David registrierte, dass seine Mutter mittlerweile wieder auf dem Sofa saß. Er hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen, während er Merlins Redeschwall gelauscht hatte. Jetzt aber bemerkte er die neugierigen Blicke seines Vaters und die Missbilligung auf dem Gesicht seiner Mutter.
    »Ja«, sagte er knapp.
    »Dachte ich mir schon. Ich hoffe es ist nicht schlimm, wenn ich dich anrufe, aber ich wollte einfach deine Stimme hören.« Er kicherte. »Ich glaub, ich bin ein wenig besoffen.«
    »Hm«, machte David.
    »Aber mach dir keine Sorgen, ich bin brav. Ich wünschte, du wärst hier.«
    »Ich auch«, flüsterte David. Natürlich brachte das absolut gar nichts, weil seine Eltern gleich neben ihm saßen. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass es weniger auffällig war.
    »Oh Mann«, sagte Merlin und seine Stimme klang mit einem Mal traurig, »ich wünschte, das alles wäre nicht so beschissen

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