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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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einmischen. Er muss seine eigenen Erfahrungen machen. Über kurz oder lang wird er schon merken, ob dieser - Junge der richtige Umgang für ihn ist.«
    »Ist er nicht«, sagte Hanne fahrig. »Ich weiß es doch, warum sollte ich warten, bis er es selbst merkt?«
    »Weil er seine eigenen Fehler machen muss, ganz einfach.«
    Hanne biss sich auf die Lippen. Tief in sich drin wusste sie, dass Ansgar damit recht hatte. Aber es widerstrebte ihr trotzdem. Sie wollte nicht, dass David Fehler machte, die er vielleicht hinterher bereuen würde.
    »Dieser Merlin ist mir nicht geheuer«, sagte sie schließlich und verschränkte die Arme.
    »Soweit ich es mitbekommen habe, hilft David ihm bei Mathe aus. Das ist doch eigentlich nicht schlecht.«
    »Ich weiß nicht.« Hanne überlegte, ob sie Ansgar die Geschichte mit dem Kondom erzählen sollte. Aber der würde sicher nur sagen, dass das alles vollkommen normal war.
    »Ich hab vorhin ein - Präservativ gefunden!«, platzte es schließlich doch aus ihr heraus.
    »Bei wem?«, fragte Ansgar verblüfft.
    »Natürlich bei David, andere interessieren mich nicht.«
    »Ach, und ich dachte schon bei mir«, scherzte Ansgar, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.
    Hanne zog eine Augenbraue hoch.
    »Nur Spaß«, sagte Ansgar schnell und drückte sie. »Du bist momentan ziemlich angespannt, Schatz.«
    »Wundert dich das?«, fragte Hanne gereizt. »Ich weiß nicht mehr, was mit unserem Sohn los ist. Er läuft mit einem Gesicht rum, dass man Angst bekommt. Er verschließt sich vor mir. Er hat Geheimnisse. Er gibt Widerworte und schmeißt mich aus seinem Zimmer raus. Ganz zufällig hat er diesen Merlin von drüben zum Freund. Ich finde bei ihm Verhütungsmittel. Ich fühle mich in meinem eigenen Haus nicht mehr sicher, weil er einfach irgendwen hier übernachten lässt. Ja, er hat plötzlich eine Freundin, oder auch nicht, ich weiß nicht so ganz, aber Fakt ist, ich erfahre das alles zuletzt.« Tränen liefen ihr über die Wange.
    Ansgar legte seinen Arm um sie und zog sie an sich heran. »Du bist einfach nur angespannt, Hannemaus.«
    Sie atmete tief durch. »Jetzt sag nur nicht, das sind die Wechseljahre.«
    Ansgar antwortete nicht.
    »Ich habe einfach Angst«, sagte sie nach einer Weile und löste sich von Ansgar. »Ich will nicht, dass er auf die schiefe Bahn gerät. Und dieser Merlin scheint mir alles andere als integer zu sein.«
    In Ansgars Augen las sie, dass er ihrer Meinung war. Das beruhigte sie ein wenig. Trotzdem sagte er: »Du kennst den Jungen nicht wirklich. Vielleicht ist er gar nicht so schlimm.«
    Hanne seufzte. »Er trinkt.«
    »Ja ...« Obwohl es schien, als ob Ansgar noch mehr sagen wollte, beließ er es dabei.
    »Du weißt, wie ich dazu stehe«, fügte Hanne an. »Die drüben sehen das natürlich anders. Da ist es kein Problem, wenn Minderjährige Alkohol zu sich nehmen. Diese Hexe hat David tatsächlich Cocktails trinken lassen!« Immer wieder war sie fassungslos, wenn sie daran dachte.
    »Na ja, sie wird es David nicht zwanghaft eingeflößt haben«, sagte Ansgar.
    »Oh, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sie das gemacht hat«, rief sie aufgebracht. »Sowas bedarf keiner großen Kräuterkunde.« Sie verstellte ihre Stimme. »Willst du auch einen Cocktail? Nicht? Ach, stimmt ja, du darfst ja nicht. Wenn du willst mache ich dir gern eine Milch warm. Mit Fläschchen?« Hanne war so wütend, dass sie am liebsten geschrien hätte.
    Ansgar lachte. »Du solltest mit der Rolle zum Theater.«
    »Ach verdammt, sei doch nur ein einziges Mal ernst!«
    »Bin ich«, widersprach er, »aber ich versuche das alles nicht so verbissen zu sehen.«
    Hanne schwieg eine Weile. Angestrengt schaute sie auf den Fernseher. Es wurde eine Dokumentation über den Atombombenabwurf über Hiroshima gezeigt. Genauso fühlte sie sich gerade. Hochexplosiv.
    »Ich glaube, dieser Merlin ist homosexuell«, sagte sie leise und sah Ansgar wieder an. In seinem Gesicht kämpften Überraschung, Entsetzen und Sorge miteinander. Aber er sagte nichts.
    »Glaubst du immer noch, dass David selbst entscheiden sollte, ob er mit ihm befreundet ist?«
    »Hanne«, fing Ansgar an. Aber seine Stimme klang gar nicht mehr so überzeugt. »Ich glaube nicht, dass es dieser Bursche schafft, David - auf seine Seite zu ziehen.«
    »Aber ich glaube, dass er es versucht«, entgegnete Hanne. »Wie sonst soll ich mir erklären, dass er hier anruft?« Und das Kondom! Immer wieder dachte sie an dieses kleine, quadratisch verpackte Etwas,

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