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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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kompliziert.«
    David schwieg. Er konnte nicht schon wieder die gleichen Worte sagen. Überhaupt, was würde sich seine Mutter denken, was er hier zu besprechen hatte?
    »Jedenfalls wollte ich, dass du weißt, dass ich dich liebe und am liebsten jetzt bei dir wäre«, sagte Merlin bedrückt.
    David schluckte. Jetzt fehlten ihm die Worte. Er konnte nur nicken, merkte aber sofort, wie albern das war. Seine Mutter schaute ihn durchdringend an.
    »Natürlich«, sagte er schnell. »Wenn du morgen wieder da bist, kann ich dir bei den Matheaufgaben helfen. Kein Problem.«
    »Wovon redest du denn jetzt?«, fragte Merlin verwirrt. »Wir haben doch die Matheaufgaben schon ...«
    David räusperte sich laut.
    Für einen Moment war die Leitung still. Dann sagte Merlin endlich: »Ach so, entschuldige.«
    »Also bis morgen?«, fragte David.
    »Ich weiß noch nicht.« Merlins Stimme hatte nun wieder den trüben Klang von vorhin, als sie sich voneinander verabschiedet hatten.
    »Okay«, sagte David, obwohl er am liebsten eine ganze Menge anderer Dinge gesagt hätte. Merlin durfte einfach nicht länger wegbleiben. Am Besten wäre es, wenn er gleich morgen früh wieder zurückkäme. »Ich warte dann so gegen Mittag auf dich.«
    »Mal sehen«, antwortete Merlin. »Ich - ich versuche es, in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ja«, sagte David noch mal. Alles andere wäre in Gegenwart seiner Eltern zu verfänglich gewesen.
    Sie verabschiedeten sich und David legte langsam den Hörer auf die Gabel zurück. Warum hatten sie eigentlich kein schnurloses Telefon, das man auch mit aufs Zimmer nehmen konnte? Seine Eltern lebten echt hinter dem Mond!
    »Er klang betrunken«, sagte seine Mutter vorwurfsvoll und durchbrach die Stille, die ihn nach dem Telefonat umfangen hielt.
    »Nein«, sagte David schnell. »Er ist nur bei einem Freund, um da - beim Renovieren zu helfen.«
    »Und dafür muss man gleich da übernachten und sich betrinken?«, fragte seine Mutter spitz.
    »Mam, du weißt doch gar nicht, ob er etwas getrunken hat. Und wenn, dann ist es doch auch kein Problem.«
    »Natürlich ist das ein Problem. Das ist kein Umgang für dich.« Sie sah ihn bestimmend an. »Überhaupt, was ist das für eine Masche? Warum musst du ihm bei Mathe helfen? Das hält dich doch auf! Wenn er nicht irgendwo rumlungern würde und vor allem keinen Alkohol trinken würde, hätte er sicher genug Zeit, seine Aufgaben allein zu erledigen!« Hannes Stimme hatte einen schrillen Tonfall angenommen.
    »Hanne«, mischte sich sein Vater ein und versuchte sie zu beruhigen, »sie sind Freunde, lass sie doch.«
    »Warum wundert mich das jetzt nicht?« Hanne wandte sich eingeschnappt dem Fernseher zu, während David sich leise aus dem Zimmer stahl. Er hatte absolut keine Lust, sich jetzt mit seinen Eltern über Merlin zu unterhalten. Dafür war er viel zu glücklich. Sie hatten miteinander telefoniert! Merlin hatte ihn angerufen, um ihm zu sagen, dass er lieber mit ihm zusammen wäre. Plötzlich schämte er sich für seine Gefühle, die ihm noch kurz zovor gesagt hatten, dass es unfair von Merlin war, ihn einfach hier hängenzulassen und sich nicht um ihn zu kümmern. Nein, Merlin dachte an ihn.
    Als er in seinem Zimmer angekommen war, knippste er seine Nachtleuchte an und schnappte sich ein Buch. Jetzt konnte er beruhigt etwas anderes machen. Aber nach ein paar Minuten fiel ihm auf, dass er zwar mit den Augen über die Zeilen wanderte, aber sein Kopf nichts von dem aufnehmen konnte. Dafür hing er wieder mit seinen Gedanken bei Merlin. Diesmal fühlte er sich aber nicht schlecht dabei, es war eher ein leichtes Träumen. Schon erstaunlich, was so ein kurzes Telefonat, was ein paar simple Worte doch bewirken konnten. Er legte das Buch beiseite, schaltete die Lampe aus und schloss die Augen. Vor ihm hing ein Bild mit Merlin darauf. Er lächelte ihn an. Kurz darauf schlief David ein.

    62

    »Hanne«, sagte Ansgar ruhig. »Ich will nicht, dass David das Gefühl bekommt, dass ich ihm vorschreibe, mit welchen Leuten er befreundet sein darf.« Er machte eine kurze Pause. »Und du solltest das auch nicht.«
    Hanne sah ihren Mann ungläubig an. »Dir ist es also egal, dass er mit dem Sohn deines Chefs befreundet ist, den du, ganz nebenbei bemerkt, nicht leiden kannst?«
    »Das ist nicht Jobims Sohn«, antwortete Ansgar, »und egal ist es mir auch nicht. Ich würde es lieber sehen, wenn er sich mit jemandem abgibt, der ihm entspricht. Aber ich will mich da auf keinen Fall

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