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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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vor Müdigkeit gähnte. Blonde kurze Haare, die wunderbar mit der sonnenbraunen Haut kontrastierten. Sein erster Gedanke war, dass der Typ geradewegs von seinem Surfbrett gestiegen sein musste. Natürlich hatte Merlin sich auch von dem Vorschlag seiner Mutter beirren lassen. Verdammt, manchmal lag sie aber auch dermaßen daneben! Sie wusste einfach nicht, was es bedeuten konnte, an einer öffentlichen Schule schwul zu sein. Merlin fand es in Ordnung, dass seine Klassenkameraden es wussten und er kam auch gut damit klar, wenn ihn einer dieser Prollbrüder anpöbelte. Damit musste man wohl leben. Aber er wollte auf keinen Fall die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem er sich an Jungs aus der Schule heranmachte. Man musste ja nichts provozieren.
    Als er um das Schulgebäude herumging, sah er von Weitem schon seine Freundin Linda. Sie stand wie immer vor dem Schultor und rauchte zusammen mit ein paar Typen. Er stand schon fast neben ihr, da bemerkte sie ihn und fiel ihm mit einem langen Seufzer um den Hals.
    »Morgen Süßer«, sagte sie. »Ich habe absolut keinen Bock. Machen wir blau?«
    Merlin drückte sie von sich. Er fand es immer ein wenig unangenehm, dass sie ihn in der Öffentlichkeit ›Süßer‹ nannte. Die Typen, mit denen sie sich bis gerade unterhalten hatte, schauten ihn schon seltsam an. »Lust habe ich auch keine, aber wenn ich schon wieder Deutsch schwänze ...«
    »Ach, der Stolte merkt das doch eh nicht!« Linda lachte.
    Merlin dachte nur an den Jungen. Er wollte ihm so schnell nicht noch mal begegnen. Und in seiner Vorstellung trat der Typ jeden Moment am Ende des Gebäudes um die Ecke. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es genau jetzt klingeln müsste. Wie auf Kommando ertönte die Schulglocke.
    »Komm, lass uns rein«, sagte Merlin und zerrte Linda auf den Schulhof.
    »Mensch, warum so hektisch?« Kopfschüttelnd warf sie ihre Zigarettenkippe auf den Boden und rief ihren Rauchkumpeln noch etwas zu. Merlin zog sie aber unerbittlich auf den Eingang des ersten Gebäudes zu. Erst als sie im Flur waren und mit zahllosen anderen Schülern die Treppe hinaufstiegen, passten sie ihr Tempo wieder an.
    »Mann, jetzt sag mir endlich, was mit dir los ist!«, fauchte Linda. »Ich kann sowas absolut nicht leiden, das weißt du!« Sie funkelte ihn böse an.
    »Ich habe mich heute morgen ein wenig blamiert, das ist alles«, sagte Merlin zerknirscht.
    Mit einem Mal hellte sich Lindas Gesicht wieder auf. »Das ist natürlich was anderes. Du willst also untertauchen.« Sie kicherte. »Los, erzähl schon!«
    Als sie auf ihrem Gang angekommen waren, zog Merlin seine Freundin an sich heran und murmelte ihr die Geschichte zu. Dann ließ er wieder von ihr ab.
    »Das ist ja süß!«, lachte Linda. »Mensch, das ist doch kein Grund für so eine Raserei.«
    »Sei ein bisschen leiser, okay?«
    »Was ist denn?«, fragte ein Typ aus einer höheren Klasse. »Hat der Schwuli endlich nen Stecher?«
    Ein paar Jungs neben ihm lachten laut.
    »Warum? Bist du eifersüchtig, Schätzchen?«, fragte Linda herausfordernd. Zu Merlins Genugtuung lachten nun die anderen noch heftiger, schlugen dem Typ auf die Schulter und zogen ihn weiter.
    »Diese Idioten!«, schimpfte Linda. »Ich kann das nicht ab!«
    »Halb so wild«, sagte Merlin und zwinkerte ihr zu. »Ich wünschte nur, ich hätte wenigstens ein bisschen von deiner Schnauze.«
    »Hast du! Aber du machst sie in den entscheidenden Momenten eben nicht auf.« Sie grinste ihn frech an. »Und deine Mutter ist wie immer einfach die Wucht. Du glaubst doch wohl nicht, dass meine Mutter mir Tipps geben würde, wie ich am Besten einen Kerl angrabe, oder?«
    »Irgendwie hatte ich befürchtet, dass du die Sache auch noch gut findest.«
    »Ja, natürlich. Ich meine, sie hat doch recht, oder nicht?«
    »Aber sowas bringt mich nicht weiter, Linda, sondern nur in peinliche Situationen.« Merlin sah sich um. »Stell dir nur mal vor, der Typ läuft mir hier über den Weg. In nullkommanix weiß die ganze Schule, dass ich meine Mitschüler anmache. Das trägt nicht gerade zu einem friedlichen Leben hier bei.«
    »Ach, du siehst das alles zu schwarz. Warum solltest du dich denn nicht hier umgucken dürfen?« Unerwartet hob sie ihre Stimme. »Sind doch bestimmt genügend Schwule hier, oder etwa nicht?«
    »Verdammt!« Merlin schlug Linda auf den Arm. »Lass den Scheiß!«
    »Nur weil die sich nicht öffentlich zu ihrem Schwulsein bekennen, heißt das noch lange nicht, dass du allein bist.«
    »Klar,

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