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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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über seine Schulter. Ihr Haar fiel neben seinem Gesicht herab. Er wusste, dass sie in sein Tagebuch sah, trotzdem unternahm er nichts.
    »Na, ist doch was Feines«, sagte sie schließlich und küsste ihn auf die Wange. »Kein Grund Trübsal zu blasen.« Sie kicherte. »Also - ach, vergiss es.«
    Plötzlich musste Merlin lachen. »Mensch, Ma! Deine Anzüglichkeiten sind echt krankhaft!«
    »Vorsicht!«, sagte sie und richtete einen Zeigefinger auf ihn. »Noch ein Wort und ich verwandle dich ...«
    »In ein Schwein, ich weiß«, fuhr Merlin dazwischen. »Dabei muss ich eh ein Schwein sein, weil du ja eine Sau bist.«
    »Wie kannst du nur so mit mir reden?« Sie sah ihn mit gespielter Verärgerung an. »Ich bin immer noch deine Mutter.«
    »Dann hör auf, in meiner Gegenwart vom Blasen zu reden.«
    »Wieso? Macht es dich neugierig? Na, du bist ja auf dem besten Wege«, sagte sie und faltete die Hände. »Mensch, ich bin so froh, mein Sohn wird doch nicht als Jungfrau sterben - wenn er sich nicht zu dumm anstellt ...«
    »Ma! Es reicht jetzt!«
    »Warum? Darf man nicht mehr offen reden?«
    »Doch, aber erstens, woher willst du wissen, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Zweitens ...«
    »Mit wem denn? Kenn ich ihn? Du hast mir noch nichts erzählt. Ich kann nicht glauben, dass du mir eine solche Neuigkeit verschweigen würdest.«
    Merlin schluckte. »Zweitens«, fuhr er heiser fort, »weiß ich immer noch nicht, ob es so gut ist, mit einem Typen aus meiner Klasse ...«
    »Das geht in Ordnung, glaub mir. Ihr müsst euch nur ein wenig Mühe geben. Wird schon. Macht erst mal!«
    »Darf ich jetzt mal ausreden?«
    »Mach doch! Wer hindert dich?«
    »Danke!«
    »Nicht dafür, Lin, nicht dafür.«
    »Also.« Merlin räusperte sich. »Ich bin mir echt noch nicht sicher.« Er machte eine Pause, um abzuwarten, ob seine Mutter ihm wieder dazwischenfunken würde. Aber sie nickte ihm nur aufmunternd zu. »Drittens - waren wir schon bei drittens?«
    »Kein Wunder, dass ich immer unterbreche, man hat ja förmlich keine Wahl bei dir. Natürlich waren wir bei drittens.«
    »Drittens - ich weiß gar nicht mal, ob er überhaupt auf Jungs steht. Und wenn doch, dann heißt das ja noch nicht, dass er auf mich steht. Und wenn doch, dann landen wir sicher nicht sofort im Bett ...«
    »Und wenn und wenn und wenn.« Selma winkte ab. »Wie kann man sich nur so viele Gedanken machen? Genieß es doch einfach. Du bist verliebt, also finde heraus, ob er sich auch in dich verliebt. Lass einfach mal ein wenig locker, ausnahmsweise.« Sie sah auf die Uhr. »Ach du Schande, mein Hexenclub!« Schockiert sah sie ihn an. »Ich muss los!« Wie wild rannte sie aus dem Zimmer, nur um kurz darauf noch mal hineinzustürmen. »Und eins lass dir gesagt sein: Bei Jungs geht das mit dem Sex viel schneller als bei Mädchen.«
    »Jetzt fängst du wieder mit deinen ...«
    »Lin, ich weiß es! Ein paar Kerle habe ich in meinem Leben schon kennengelernt. Außerdem: Männer sind einfach gestrickt. Für die ist Sex der einzige Weg, um ihre Zuneigung zu ...«
    »Tick tack, tick tack«, machte Merlin und zeigte auf sein Handgelenk.
    »Verdammt! Schüss!« Sie polterte die Treppe hinunter. »Bis heute Abend!«, rief sie noch, dann hörte Merlin die Haustür. Er schaute auf die Uhr. Sie war eine gute Viertelstunde zu spät. Schnell sprang er auf, um ins Bad zu gehen. Dann hielt er aber doch inne. Mit einem Mal war ihm schwindelig. Vor seinen Augen tanzten bunte Punkte. Vorsichtig tastete er ins Leere nach seinem Bett. Als er es unter der Hand spürte, ließ er sich mit einem Seufzer fallen. In ihm brannte es, aber er versuchte dem Drang jetzt loszuheulen zu widerstehen. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
    Unten ging die Haustür. Kurz darauf eilige Schritte auf der Treppe.
    Merlin schloss die Augen. Er wollte nicht sehen, wer da hereinkam, obgleich er es natürlich wusste.
    »Hi Kleiner«, sagte die wohlbekannte Stimme.
    Merlin versuchte sich vorzustellen, dass es jemand Fremdes war, der da zu ihm sprach. Doch als er die Augen wieder öffnete, wurde er enttäuscht. Das war alles zu viel im Moment.
    »Was ist?«, fragte Paolo, während er sich das Hemd auszog.
    »Ich - ich kann nicht«, sagte Merlin.
    Paolo hielt inne. »Was heißt das?«
    »Dass ich nicht kann!«
    »Bin ich jetzt etwa umsonst von der Arbeit gekommen?« Das Hemd landete auf dem Boden.
    Merlin schwieg. Er wollte nichts mehr sagen. Doch Paolo würde ihm keine Ruhe lassen, das war sicher.
    »Könntest du bitte

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