Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
gedacht, ich müsste jetzt einen Krankenwagen rufen.«
    »Tut mir leid.«
    »Hast du sowas öfter?«
    »Nein, muss wohl die Hitze sein«, sagte David und versuchte wieder aufzustehen. Aber Merlin legte eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn unten.
    »Bleib erst mal sitzen und gönn deinem Körper eine Pause.« Er ließ sich neben David nieder und sah ihn belustigt an. »In Filmen kommt das ja immer klasse.«
    »Erzähl's nur keinem«, sagte David und schämte sich für seinen schwächlichen Auftritt.
    »Keine Angst, ich kann schweigen«, antwortete Merlin und zwinkerte ihm wieder zu. Sie schwiegen eine Weile. David war froh, dass Merlin nicht wieder mit seiner Offenbarung anfing und genoss einfach den Moment, den sie hier draußen zusammen verbrachten. Der Wind ließ die langen, hängenden Äste der Trauerweide wie schwerfällige Bänder schwingen.
    »Morgen früh wieder an der Bank?«, fragte Merlin schließlich und erhob sich wieder. Vorsichtig zog er David auf die Beine.
    »Ja, ich denke schon.«
    »Geht's?«
    »Geht.«
    »Okay, bis morgen.«
    »Bis morgen«, sagte David und ging auf das Haus mit der gelben Fassade zu, das er seit kurzem bewohnte.

    16

    Hanne spülte gerade ein paar Töpfe, die sie zur Vorbereitung für das Mittagessen gebraucht hatte, als sie entfernt jemanden reden hörte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass David gleich von der Schule kommen mussten. Und dann war es auch schon Zeit für Ansgar und das Mittagessen. Aber sie lag noch gut im Zeitplan. Sie trocknete die Töpfe ab und sah dabei aus dem kleinen Küchenfenster. Vor ihr lag die ruhige Straße. Die Backsteine des Hauses gegenüber leuchteten rot zu ihr hinein. Hanne fand diesen Anblick schön. Dann hörte sie wieder schwache Gesprächsfetzen. Neugierig beugte sie sich näher ans Fenster heran, um die Straße hinuntersehen zu können. An der Trauerweide sah sie David auf dem Boden sitzen. Neben ihm ein Junge. Nanu? Was machten die denn da? Sie lauschte, konnte aber außer einem Gemurmel nichts verstehen. Es sah David gar nicht ähnlich, sich einfach so auf die Straße zu setzen. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie nicht nach draußen gehen und fragen sollte, ob alles in Ordnung sei. Aber sie dachte an Ansgar, der ihr immer wieder in den Ohren hing, dass sie es nicht übertreiben sollte. Also beobachtete sie die beiden nur und fragte sich, was sie denn da auf dem Boden wohl zu besprechen hatten. Schließlich stand der fremde Junge auf und zog David nach. Irgendwie machte das ganze einen sehr führsorglichen Eindruck, der Hanne misstrauisch werden lies. War vielleicht doch etwas passiert? Sie verfolgte, wie David ein paar kleine Schritte ging und der Junge ihn immer noch hielt, als könne er jeden Moment umfallen. In ihr brodelte es. Am liebsten wäre sie gleich nach draußen gelaufen und hätte die beiden ausgefragt. Aber David hielt nun auf das Haus zu. Hanne lauschte. Allerdings blieb das vertraute Geräusch des Schlüssels im Schloss aus. Schnell ging sie in die Diele, den mittlerweile trockenen Topf mitsamt Geschirrtuch noch in der Hand. Durch das kleine Fenster in der Tür sah sie Davids Hinterkopf. Irgendwas schien ihn auf der anderen Straßenseite zu interessieren. Sie machte die Tür auf.
    »David?«
    David drehte sich schnell um.
    »Ist irgendwas passiert, David?«, fragte Hanne. Sie konnte die Anspannung in ihrer Stimme nicht verbergen.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete David und kam herein.
    Hanne bemerkte seinen Blick auf das Haus gegenüber. Aber dort war nichts zu sehen. Fragend sah sie ihren Sohn an, doch der wich ihr aus und wollte sofort nach oben.
    »David?«, rief sie schnell.
    Er sah sie an. »Ja?«
    »Wer war denn dieser Junge?«
    Plötzlich vorzog sich Davids Gesicht, als hätte er eine solche Fragte befürchtet. »Ach ...«, fing er an. »Also, das ist Merlin.«
    »Merlin?« Hanne war mit einem Mal voller Neugier. »Wer ist Merlin? Warum hast du ihn nicht mitgebracht?«
    »Merlin ist der Nachbarsjunge, wir gehen in dieselbe Klasse«, sagte David.
    »Ah«, machte Hanne überrascht. Jetzt wusste sie, weshalb sich David so zurückhielt. Sicher wollte er nicht, dass Ansgar von seiner Freundschaft mit den Nachbarn erfuhr. »Also, ich habe da nichts gegen«, sagte sie schließlich. »Wenn du dich mit ihm verstehst, bring ihn einfach mit rüber.«
    »Danke, Mam.« David wollte wieder nach oben.
    »David? Ich meine es ernst. Es wäre dumm, wenn du auf einen Freund verzichten würdest, nur weil dein Vater

Weitere Kostenlose Bücher