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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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öffnete und Merlins Mutter hinausstürmte. Eilig lief sie um den kleinen Vorgarten herum die Straße hinunter. David schwenkte wieder zu Merlin hoch. Der Junge lag auf dem Bett, aber es sah nicht aus, als wollte er ein Mittagschläfchen machen. Motorengeräusche irritierten David und er sah wieder am Fernglas vorbei auf die Straße. Eine Gänsehaut überzog plötzlich seinen Körper. Unten stellte sich der Mercedes vor die Garage. Das gab's doch nicht! Kaum war die Mutter aus dem Haus, tauchte der Kerl auf - wie mit der Stoppuhr gemessen. Also, die beiden hatten sich absolut genial abgestimmt, oder aber sie liebten das Risiko. Wieder hielt ihn die Vorstellung gefangen, wie knapp die beiden das alles kalkulierten. Aber noch mehr kitzelte ihn die Erwartung dessen, was er gleich würde beobachten können. Auch wenn er der Meinung war, dass er lieber nicht in die Intimsphäre von Merlin dringen sollte, reizte ihn das Bild von gestern. Die Erinnerung war niemals so exakt, dass es wirklich ausreichen würde. Ausreichen wofür? David ertappte sich dabei, dass ihn der Gedanke erregte, Merlin wieder beim Sex zu sehen. Er ging sogar noch weiter. Vielleicht würde er einfach - mitmachen. Sicherlich wäre das die einzige Möglichkeit, überhaupt jemals mit ... David gab sich einen Ruck. Er stellte das Fernglas ab und blinzelte. Drüben erschien der Fremde in Merlins Zimmer. David zog sich schnell das Shirt über den Kopf. Seine Haut war voller Spannung und die Brustwarzen standen hart ab. Langsam knöpfte er die Hose auf. Dann kam ihm der Gedanke, dass er warten könnte, damit er sich zeitgleich mit den beiden drüben aussziehen konnte. Doch als er wieder durch das Fernglas schaute, hatte der Fremde zwar kein Hemd mehr an, aber die Situation schien alles andere als erotisch zu sein. Verblüfft verfolgte David, wie sich der Mann und Merlin ein Wortgefecht lieferten. Nur zu gern hätte er gewusst, worum es ging. Nach kurzer Zeit reichte ihm aber das, was er da sah. Die beiden schienen sich ernsthaft zu streiten und mit einem Mal hatte dieser Typ, mit dem Merlin gestern noch geschlafen hatte, etwas Bedrohliches an sich. Wie er dort so vor seinem eingeschüchterten Nachbarn stand, bekam David augenblicklich das Bedürfnis, helfend zur Seite zu stehen. Aber was sollte er tun? Einfach rübergehen und sagen, dass er alles beobachtet hatte? Welches Recht hatte er dazu? Offiziell durfte er nicht mal wissen, dass die beiden sich überhaupt kannten, geschweige denn trafen. Was aber würde er machen, wenn der Kerl Merlin jetzt - umbrachte? David schüttelte den Kopf. Was sponn er sich da eigentlich zusammen? Er würde natürlich weder rüberlaufen noch sonst irgendetwas unternehmen. Ein Mord! Er dachte an das Buch, das er vor seiner Mutter versteckt hatte. Er las definitiv zu viel Schwachsinn!
    Auf der anderen Straßenseite hatte sich die Lage wieder geklärt. Der Typ verließ soeben das Haus, das Hemd noch offen, sodass David gute Sicht auf den athletischen Oberkörper hatte. Im Sonnenlicht sah der Kerl viel besser aus, als auf die Entfernung in einem geschlossenen Raum. Eine flüchtiger Geistesblitz stellte ihm die Frage, ob er nicht auch mit einem solchen Kerl ins Bett steigen würde. Aber genauso schnell, wie diese Idee auftauchte, verdrängte David sie auch wieder. Er war überhaupt nicht der Typ dazu. Er könnte nicht einfach so mit jemandem schlafen. Allein die Vorstellung, sich in einer solchen Position nackt präsentieren zu müssen, erschien ihm unmöglich. Wie konnte Merlin das bloß nichts ausmachen? Fehlte ihm etwa das Schamgefühl, das ihn selbst so hemmen würde? David dachte darüber nach, dass der Typ und Merlin sich bestimmt schon lange kannten. Trotzdem, irgendwann musste es immer ein erstes Mal geben.
    Neugierig blickte er wieder nach drüben. Der Kerl war längst fort. Merlin aber lag auf dem Bett und hatte sein Gesicht ins Kissen gedrückt. Irgendwie tat ihm die ganze Sache leid. Da hatten sich die beiden treffen wollen, um beieinander zu sein, und irgendwas hatte diesen Streit ausgelöst und alles kaputt gemacht. David stellte sich die Hoffnungen auf einen schönen Nachmittag vor, die sich Merlin vielleicht gemacht hatte, und jetzt lag er da. Wieder überlegte David, ob er nicht rübergehen sollte. Er könnte irgend einen Vorwand erfinden und dann vielleicht mit Merlin reden, ihn ein wenig ablenken und aufmuntern. Aber würde das nicht am Ende doch ein wenig komisch aussehen? Und er wusste auch nicht, ob Merlin

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