Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
ein solches Spiel zu inszenieren? Immerhin waren sie doch so locker da drüben. Da sollte so etwas doch kein Geheimnis sein. David konnte sich keinen Reim darauf machen. Also blieb am Ende doch nur die Möglichkeit, dass Merlin seine eigene Mutter hinterging, indem er mit ihrem Freund schlief. Das war irgendwie dermaßen abseits seiner Vorstellungskraft, dass David immer noch nicht darüber hinwegkam. Trotzdem legte er das Fernglas nicht aus der Hand, sondern hing gebannt an der Scheibe.
    In Merlins Zimmer zogen sie sich aus. Hastig und völlig ohne Einleitung kamen sie zur Sache. David schluckte. Er war entsetzt, wie abgeklärt das alles aussah. Merlin beugte sich einfach vor und stützte sich auf sein Bett auf, während Paolo die bereits bekannte Position einnahm. Das alles wirkte dennoch anders als beim ersten Mal. David konnte Merlins Gesicht nicht sehen, weil er sich zur andern Seite nach Paolo umsah, aber er wusste, dass er keine echte Leidenschaft darin finden würde. Plötzlich kam ihm der flüchtige Gedanke, dass Merlin vielleicht gar nicht freiwillig mit Paolo schlief. Am Montag hatte David noch darüber nachgedacht, dass er es an Merlins Stelle wohl auch genießen würde, von so einem Mann verführt zu werden. Jetzt, nachdem er Paolo aus der Nähe gesehen hatte, war er anderer Meinung. Die Augen, die ihn angeschaut hatten, versprachen nichts als Kälte. David war sich sicher, dass man mit Paolo kein gutes Auskommen hatte, wenn man ihm nicht zuwillen war. Vielleicht war das der Grund, weshalb Merlin seine Mutter betrog? Es konnte nicht anders sein!
    David schüttelte den Kopf. Das waren nichts als alberne Spekulationen. Wenn er die Wahrheit wissen wollte, musste er sich schon an Merlin wenden und ihn fragen. Nur, das würde in tausend Jahren nicht geschehen - niemals. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich immer wieder zu sagen, dass dieser Junge, den er so sehr mochte, etwas trieb, das absolut nicht in Ordnung war. Das Schlimme daran blieb, dass er nicht darauf reagieren konnte, weil Merlin nicht wissen durfte, dass er ihn heimlich beobachtete.
    Zehn Minuten später war der Akt abgeschlossen und Merlin blieb schlaff auf dem Bett liegen. Paolo schnappte sich seine Klamotten und verschwand. Es sah fast so aus, als hätte der Typ das bekommen, was er wollte, während Merlin mit seinen Gedanken zurückblieb. Vielleicht war er aber auch einfach nur erschöpft. David konnte sich nicht entscheiden. Er wollte gern gut von diesem Jungen denken, schließlich hatte er sich in ihn verliebt - oder was auch immer das Gefühl in seiner Brust zu bedeuten hatte. Was wäre, wenn Merlin wirklich freiwillig mit Paolo schlief, weil es ihm Spaß machte, weil es einfach unkomplizierter Sex war? Er dachte darüber nach, wie nett Selma gewesen war. Eine richtige Supermutter, wenn man so wollte. Wie konnte es Merlin übers Herz bringen, ihr den Mann auszuspannen? Das war in der Tat ein harter Gedanke. Wenn Merlin dazu fähig war, wieviel würde dann seine Liebe wert sein?
    David ließ sich auf sein Bett fallen. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Vorhin hatte er sich noch über die Einladung zu einem vertrauten Gespräch gefreut, auch wenn das vielleicht bedeutet hätte, dass er sich unangenehmen Fragen hätte stellen müssen. Und jetzt das. Konnte er einfach so tun, als wäre nichts geschehen, als hätte er von all dem keinen blassen Schimmer? Wahrscheinlich würde es das Beste sein, wenn er Merlin in Zukunft einfach links liegen ließ. Jeder würde sein eigenes Leben leben, ohne dem anderen in die Quere zu kommen. Denn eins war mal sicher, wenn David jemals mit Merlin zusammenkommen sollte, dann würde er selbstverständlich darauf bestehen, dass solche Aktionen mit Paolo nicht mehr vorkämen.
    David setzte sich mit einem Ruck auf. Das hatte er gerade nicht wirklich gedacht! Eigentlich wollte er überlegen, ob er Merlin nicht irgendwie loswerden konnte. Er schluckte. Langsam, ganz langsam wurde ihm klar, dass das mittlerweile nicht mehr so leichthin möglich war. David musste sich eingestehen, dass die flüchtige Überlegung, dass er verliebt war, doch mehr bedeutete, als er bisher angenommen hatte. Ja, er wünschte sich, mit Merlin zusammen zu sein. Natürlich gab es neben den üblichen Hindernissen nun ein weiteres, das ihn fast verzweifeln ließ. Aber innerlich hatte er noch nicht aufgegeben. So wie es sich anfühlte, würde er auch nicht einfach so aufgeben können. Er legte sich wieder hin.
    »David?«, rief

Weitere Kostenlose Bücher