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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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drauf«, sagte David unerwartet.
    Merlin sah ihn an. »Ja, ich glaube auch.«
    »Ich wünschte, meine Mutter wäre nur ein wenig so. Aber ich glaube, das kann ich knicken. Zumindest in diesem Leben.«
    Merlin wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Doch er hatte plötzlich das Gefühl, dass am Ende doch wieder seine Mutter recht behalten sollte mit ihrer Vermutung, dass David sich einfach nur für seine Eltern geschämt hatte.
    »Meine Eltern sind ziemliche Spießer, was?« David sah ihn mit großen Augen an.
    Merlin nickte zögerlich. Sie schwiegen eine Weile.
    »Ähm ...«, fing David dann wieder an. »Wie ist das eigentlich, wenn man plötzlich mit einem - fremden Mann - also - zusammen wohnt?« David räusperte sich. »Ich meine, er ist ja noch nicht so lange mit deiner Mutter zusammen, oder?«
    In Merlins Hals kribbelte es plötzlich unangenehm. Ja, wie war das, wenn man mit einem Fremden zusammlebte? Auf jeden Fall spannend, dachte er bitter.
    »Ich - weiß nicht«, sagte er schließlich. »Meine Mutter hat ihn mir irgendwann vorgestellt. Das ist sicher schon ein Jahr her. Und irgendwann hieß es dann, dass wir zu ihm ziehen.«
    »Irgendwie - komisch«, meinte David.
    »Man gewöhnt sich dran«, antwortete Merlin matt. In seinem Kopf lief noch mal die ganze Geschichte im Schnelldurchlauf ab. In der Tat hatte David recht, wenn er das Ganze als merkwürdig empfand. Aber er selbst war es letztlich nicht anders gewöhnt. Seine Mutter hatte schon immer die seltsamsten Sachen gemacht. Und dass sie plötzlich in dieses Haus ziehen wollte, gehörte mit Abstand nicht zu ihren verrücktesten Ideen. Trotzdem, wenn Merlin jetzt darüber nachdachte: Sie hatten sich beide in die Hände eines anderen gelegt.
    »Hast du schon mal überlegt, eine eigene Bude zu haben?«, fragte David. Seine Stimme klang verträumt.
    »Nein«, sagte Merlin überrascht. Diesen Gedanken hatte er tatsächlich noch nie gehegt. Eine eigene Wohnung würde auch bedeuten, dass er ohne seine Mutter leben müsste. So sehr sie manchmal auch nerven konnte, das wollte er doch nicht.
    Er legte den Kopf schräg. »Und du?«
    David lachte. »Ja.« Er stand auf und streckte sich. »Ich stelle es mir einfach riesig vor, allein zu sein und meine Ruhe zu haben.«
    »Wird das auf die Dauer nicht langweilig?« Merlin konnte es sich absolut nicht vorstellen, wie es wäre, wenn er niemanden mehr um sich hätte. Alles würde still sein zu Hause. Sicher, das könnte mitunter seinen Reiz haben. Aber irgendwie brauchte er auch die kleinen Störungen, die Ablenkungen, die Gespräche.
    »Ich weiß nicht«, sagte David und zuckte mit den Achseln. »Man könnte ja mit einem Freund zusammenziehen oder so.«
    Merlin sah ihn einen Augenblick lang verwundert an. Dann stand er mit einem Lächeln auf und sie gingen zusammen zur Schule.

    31

    »Guten Morgen«, sagte Herr Hürling, als er die Klasse betrat. Mit einem Knall stellte er seinen Aktenkoffer aufs Pult. »Holen Sie schon mal die Bücher raus und schlagen sie Seite achtundzwanzig auf.«
    David beobachtete Merlin, wie er nach seiner Tasche griff. Sein Shirt spannte auf der Seite und die Hose zeichnete seine Beinmuskeln ab. Schnell sah David wieder weg. Wenn er bedachte, dass er sich eigentlich von Merlin fern halten wollte, fühlte er sich doch ziemlich schnell wieder wohl in seiner Nähe. Eigentlich war er sogar froh, dass Merlin sich zu ihm auf die Bank gesetzt hatte. Schon seltsam, wie sich die Empfindungen wandeln konnten, wenn man erst mal eine Nacht drüber geschlafen hatte. Und die Idee, dass er mit Merlin eine Wohnung beziehen könnte, hatte ihn selbst vollkommen aus dem Konzept geworfen. Das würde in der Tat etliche Probleme auf einen Schlag lösen. Seine Mutter könnte ihn nicht mehr nerven, Merlin hätte weniger Kontakt zu diesem Paolo, sie würden sich vielleicht näher kommen - aber auch wenn nicht, auf jeden Fall hätten sie mehr gemeinsame Zeit, die sie miteinander verbringen würden.
    Plötzlich flog ihm ein Papierkneul zu. Er nahm es und sah sich um. Linda winkte ihm zu. David grinste und wollte das Briefchen schon an Merlin weitergeben, als Linda den Kopf schüttelte und auf ihn zeigte. Plötzlich fühlte sich David gar nicht mehr wohl. Vorsichtig klappte er das Papier auf und las: Schau ihn nicht immer so auffällig an!
    David schluckte. Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Den Kopf weiterhin über den Zettel gebeugt, traute er sich nicht, wieder aufzusehen. Was, wenn Linda ihn ansah? Sie würde

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