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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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saß seiner Mutter zur Linken. Dann war ein Platz frei. Gleich daneben, mit dem Rücken zur Terassentür, saß ein Mann. Das musste Merlins Vater - also - der Freund von Selma sein. David gab sich einen Ruck und betrat die Terasse.
    »Stell dich bitte vor«, erinnerte seine Mutter, als wäre er gerade nicht selbst auf diese Idee gekommen.
    »Hallo«, sagte David und streckte schon mal die Hand aus. »Ich bin David.«
    Der Mann drehte sich um, sah ihn mit braunen Augen an, die so kalt und unfreundlich wirkten, dass es David schauderte.
    »Paolo. Ich bin der Chef deines Vaters.«
    Die Worte schienen die Luft zu zerschneiden.
    David wurde schlecht.
    Der erste Impuls, dass er diesen Mann schon kannte, bestätigte sich, als er ihn richtig sah. Er hatte Paolo bereits durch sein Fernglas gesehen. Paolo war nicht nur der Chef seines Vaters und fuhr einen gigantischen Mercedes, er war auch noch der Freund von Merlin - und Selma.
    »Setz dich lieber«, sagte Paolo mit seiner harten Stimme. »Du machst einen leicht schwächlichen Eindruck.«
    David hielt sich an Merlins Rückenlehne fest und hangelte sich zu seinem Stuhl. Er merkte kaum, dass er sich hinsetzte. Den Blick hatte er immer noch auf Paolo gerichtet. Dessen dunkle Haut schimmerte in der Abendsonne. Dann registrierte er, dass der Ton ausgefallen war. Er riss seinen starren Blick von diesem Mann los und rieb sich über die Schläfe. Langsam hörte er die Stimmen wieder zurückkehren.
    »... ganz schön kräftig. Erst letzten Sommer hat er seinen Segelschein gemacht und der Lehrer war begeistert ...«
    »Mam!«, fuhr David erschrocken dazwischen. Eigentlich hätter er sich denken müssen, dass seine Mutter sofort zu seiner Verteidigung ansetzen würde. Man durfte ja nicht auf sich sitzen lassen, dass der eigene Sohn, immerhin fast ein Mann, auch wenn er noch keinen Alkohol trinken durfte, mal schwächlich wirkte.
    »Was denn, mein Schatz? Es ist doch so. Mister Leigh war sehr ...«
    »Das interessiert doch keinen!«, sagte David ein wenig zu schroff. Unangenehm berührt sah er zu Merlin, der sich grinsend wegdrehte.
    »Doch, mich interessiert das, und deinen Vater ...«
    »Trotzdem.« David gab sich Mühe, seine Stimme wieder normal klingen zu lassen. »Es ist mir peinlich, okay?«
    Seine Mutter streichelte ihm sofort durchs Haar. »Ach, das muss dir doch nicht peinlich sein. Es ist doch schön ...«
    »Die Getränke sind da!«, rief Selma ausgelassen und kam mit einem großen Tablett nach draußen.
    David sah sie dankbar an. Sie zwinkerte ihm zu. Es war unglaublich, aber Selma schaffte es mit ihrem Auftritt, dass die Atmosphäre umschlug. Mit einem Mal wirkte alles viel gemütlicher. Und auch seine Mutter hielt nun den Mund.
    Merlin nahm die Limo entgegen und füllte zwei Gläser. David beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Aber der Anblick hatte plötzlich einen komischen Beigeschmack. Er dachte daran, was er durch sein Fernglas beobachtet hatte. Diese Lippen hatten ... Sein Blick schweifte zu Paolo rüber. Erschrocken sah er wieder weg. Paolo schien nur darauf gewartet zu haben, dass er ihn ansah, denn seine Augen waren starr und kalt auf ihn gerichtet. David wurde heiß. In seinem Hals brannte es. Ja, er fühlte sich tatsächlich schwächlich. Der Gedanke ließ ihn nicht los. Was bedeutete es, wenn Merlin mit diesem Mann schlief? Er war nicht sein Vater. Das war letztlich wohl auch der Grund, weshalb Merlin immer darauf bestand, dass man diese Bezeichnung vermied.
    David lehnte sich zurück. Er spürte, wie sich die Schweißtropfen auf seiner Stirn vereinigten. In ihm drängte es, diesen Paolo noch mal anzusehen. Aber er hatte Angst, dass er ihm wieder in die Augen gucken würde. Irgendwas machte diesen Mann absolut unerträglich. War es vielleicht der Gedanke, dass dieser Mann mit Merlin schlief, wo David sich doch gerade der Tatsache bewusst geworden war, dass er sich ausgerechnet in diesen Jungen verliebt hatte? Allerdings, dachte David darüber nach, fand er die Vorstellung, dass Merlin eine Beziehung hatte, gar nicht mal so schlimm. Erschreckend war nur, dass er ausgerechnet mit dem Freund seiner Mutter ...
    Er zuckte innerlich zusammen. Vielleicht war Paolo ja eigentlich gar nicht Selmas Freund, sondern wirklich der von Merlin. Aber warum sollten sie eine solche Geschichte vorführen? Das machte keinen Sinn.
    »Paolo?«, sagte Selma plötzlich.
    David tauchte aus seinen Gedanken auf.
    »Könntest du bitte nach dem Fleisch sehen? Und leg bitte ein paar

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