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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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kannte er schon. Überhaupt würde er Paolo in Ruhe lassen. Stattdessen durfte er aufräumen, ohne dass er auch nur das Geringste von diesem Abend gehabt hatte. Eigentlich müsste er jetzt mit David auf dem Bett liegen und über die Schwierigkeiten des Lebens diskutieren. Vielleicht würden sie sich auch ein wenig näher kommen dabei. Händchen halten, nichts Großartiges. Aber immerhin seine Nähe spüren. Das Gegenteil von dem, was er jetzt hatte. Merlin schob lustlos ein paar Teller aufeinander und fühlte sich allein. Wenn doch wenigstens seine Mutter bleiben und ihm helfen würde. Zumindest mit ihr könnte er reden.
    »Ich bin zum Sport!«, rief Selma wenig später. Merlin spürte die Wut in sich. Warum ließen ihn eigentlich alle allein? Warum sagte ihm niemand was los war? Das Geräusch der schließenden Haustür besiegelte seine trüben Gedanken. Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl fallen und fragte sich, was das alles überhaupt sollte. In den letzten Wochen hatte sein Leben wahrlich einen Sprung gemacht, mit dem er nicht so gut klar kam. Vielleicht hatte er David auch als eine Art Retter gesehen. Merlin legte den Kopf schief. Ja, vielleicht war nicht David derjenige, der sich ihm anvertrauen sollte, sondern eher umgekehrt. Vielleicht wollte er selbst sein Geheimnis endlich loswerden und hoffte auf Hilfe. Er stellte sich David als holden Prinzen vor, der wie im Märchen vorbeikam und ihn beschützte - vor sich selbst. Und jetzt, nachdem das nicht geschehen war, nachdem er sich nicht hatte anvertrauen können, fühlte er sich natürlich übergangen. Er hatte etwas erwartet, was David nicht eingelöst hatte, aus welchem Grund auch immer.
    »So ein Schwachsinn!«, sagte Merlin laut und erhob sich wieder. Energisch packte er die Teller und brachte sie in die Küche. Wenn überhaupt, dann hatte seine Mutter recht. David war einfach feige und hatte schreckliche Eltern, gegen die er sich als Schwächling nicht durchsetzen konnte. Also war es ihm schlicht nicht möglich gewesen, wider dem Willen seiner Eltern hier zu bleiben - so einfach. Und dass die Gessens nicht länger in diesem Haus bleiben wollten, hatten sie deutlich gezeigt. Merlin fragte sich, wie man nur so verkrampft sein konnte. Warum war seine Mutter eigentlich nicht so?
    »Gibst du mir ein Glas Milch?«
    Merlin zuckte zusammen. »Man ...«
    »Entschuldige«, sagte Paolo. Das Lächeln auf seinem Gesicht verriet aber, dass er ihn sehr wohl absichtlich erschreckt hatte.
    Merlin nahm ein Glas, holte Milch aus dem Kühlschrank und reichte beides wortlos an Paolo weiter. Dann drehte er sich um und betrachtete die Teller.
    »Nicht gut drauf?«, fragte Paolo.
    »Doch, wunderbar«, log Merlin.
    »Das ist schön.«
    »Ja.«
    »Ich mag es, wenn du wunderbar drauf bist«, sagte Paolo und strich Merlin über den Nacken. Seine Finger glitten langsam über den Rücken nach unten.
    Merlin wollte sich wehren, wollte Paolo von sich stoßen und ihn anschreien. Stattdessen schloss er die Augen und war vollkommen gefangen. Eine Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper. Er atmete tief ein, um Luft zu haben, Paolo in seine Schranken zu verweisen. Aber die Hand fuhr um ihn herum nach vorn, während sich Paolos Körper an ihn drückte. Merlin ließ die Luft entweichen, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen.
    »Wunderbar«, flüsterte Paolo in sein Ohr. Der heiße Atem kitzelte die kleinen Härchen und Merlin seufzte.
    »Du bist wunderbar«, wiederholte Paolo und schob langsam seine spitze Zunge in Merlins Ohr.
    »Paolo«, keuchte Merlin. Ein schwächlicher Versuch, sich aus dieser Situation hinauszuwinden. Geradezu lachhaft. Merlin wusste längst, dass er verloren hatte.
    »Ich mag es, wenn du meinen Namen stöhnst«, hauchte Paolo.

    29

    David beobachtete die gleiche Szene, die er auch schon am Montag verfolgt hatte. Das mit der Milch schien irgendwie ein Einstiegsritual zu sein. Ihm wurde schlecht. Wie konnte Merlin nur mit diesem Mann schlafen, der doch eigentlich der Mann seiner Mutter war? Überhaupt, wie konnte der Kerl einerseits mit einer Frau zusammen sein, dann aber doch mit einem Jungen schlafen, der sein Sohn sein könnte. Obwohl David wieder zugeben musste, dass Paolo alles andere als alt aussah. Irgendwie passte er so gar nicht zu Selma. Er dachte wieder über die Möglichkeit nach, dass Paolo in Wirklichkeit vielleicht doch der Lebensgefährte von Merlin war und dass Selma die beiden nur irgendwie deckte. Doch was sollten sie für einen Grund haben,

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