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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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plötzlich schlecht. Schnell sprang er auf und rannte ins Bad, weil er sich übergeben musste. Schlagartig fühlte er sich wieder besser, so als ob er etwas losgeworden war, das ihn von innen verderben wollte. Er spülte sich den Mund aus und stellte sich unter die Dusche.
    Zwanzig Minuten später saß er angezogen und startbereit in der Küche und starrte die Uhr an. Es war erst halb. Wenn er jetzt losging, würde er auf jeden Fall auf David treffen, es sei denn, der machte einen Umweg. Doch das kam ihm ein wenig kindisch vor. Merlin nippte an seinem Milchglas. Vielleicht sollte er sich einfach zu David auf die Bank setzen und ihn auf sein Verhalten von gestern ansprechen. Das wäre immerhin die vernünftige Variante und sicher aufschlussreicher, als jetzt bockig auf Distanz zu gehen. Immerhin war es möglich, dass David mit ihm offen sprach. Merlin atmete tief durch.
    Er sah David schon, während er noch den Weg hinunter zu den Wiesen ging. Unwillkürlich verzögerte sich sein Schritt. Schon lange hatte er nicht mehr solche Angst vor einer Konfrontation gehabt. Doch jetzt war ihm plötzlich nicht wohl bei dem Gedanken, dass David ihn vielleicht aus irgendeinem Grund ignorieren könnte. Er hatte sich gestern einfach zu komisch verhalten, als dass es nur eine Laune sein konnte. Mit einem Mal war er sich wieder absolut unsicher, wie er sich verhalten sollte. Ja, irgendwie hatte er Angst vor dem, was David sagen konnte. Er war nicht mehr einfach nur ein Junge, der zufällig im Haus gegenüber wohnte, sondern jemand, der ihm weh tun konnte. Weil er ihn liebte. Große Worte, dachte Merlin, aber letztlich musste er es sich eingestehen. Selbst die Art, wie David da vorn auf seiner Bank saß und vertäumt über die Wiese schaute, hatte eine unglaubliche Wirkung auf ihn. Am liebsten wäre er sofort hingelaufen und hätte ihn umarmt, an sich gedrückt und nie wieder losgelassen.
    Plötzlich schaute David zu ihm hinüber. Merlin hielt kurz inne. Er wartete auf ein Signal von David, aber der richtete den Kopf einfach wieder nach vorne. War das schon eine Abfuhr? Hätte David nicht zumindest ein Zeichen geben müssen, dass er ihn gesehen hatte? Merlins Hals wurde eng. Aber gleichzeitig stieg auch wieder sein Zorn. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Es war doch wohl das Mindeste, dass man jemanden Bescheid gab, wenn er etwas falsch gemacht hatte, oder? Und Merlin konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, etwas falsch gemacht zu haben. Wütend setzte er seinen Weg wieder fort.
    »Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte er aufgebracht, als er die Bank erreichte.
    David sah nicht zu ihm auf. Starr blickte er weiterhin über die Wiese und tat so, als hätte man ihn nicht angesprochen. Gerade als Merlin seinem Zorn nachgeben wollte, drehte er ihm aber den Kopf zu.
    »Ich - ich bin ein wenig durcheinander«, sagte er.
    Merlin hiel inne. Langsam setzte er sich auf die Bank. Die Wiese vor ihm leuchtete in einem unglaublichen Grün.
    »Warum?«, fragte er nach einer Weile. Natürlich hatte er sich schon seine Gedanken darüber gemacht. Sicherlich war David aufgebracht, weil er nun einen Schwulen kannte und ihm nach dem lockeren Gespräch aufgefallen war, dass ihm das doch irgendwie gefährlich werden konnte. Vielleicht war Merlin auch ein wenig zu weit gegangen, indem er ihn noch auf sein Zimmer eingeladen hatte. Immerhin hatten sie zusammen auf dem Bett gelegen und ein vertrauliches Gespräch geführt. Siedendheiß fiel Merlin wieder ein, dass er David sogar berührt hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er noch mal, wie der Junge unter seiner Hand zusammenzuckte. Natürlich, dachte er, das war es gewesen.
    »Ich - ich weiß nicht«, stammelte David. Aber Merlin wusste sofort, dass es eine Lüge war. Trotzdem nickte er.
    »Wenn du mir aber was sagen willst, dann kannst du das jederzeit tun.« Merlin sah David an. »Ich meine, ich habs auch nicht immer leicht, ich kenn mich mit Problemen aus. Und wenn es was wegen mir ist ...« Er wartete auf Davids Reaktion, doch der wandte seinen Kopf ab und betrachtete seine Füße. »Komm einfach zu mir, wenn du reden willst, okay?«
    »Klar«, sagte David und lächelte unsicher.
    »Echt geiles Wetter, was?« Merlin versuchte wieder ein normales Gespräch einzuleiten, merkte aber selbst, wie kläglich dieser Versuch scheiterte, nachdem er wieder mal in David eingedrungen war. Wahrscheinlich waren es genau diese Momente, die den Jungen total überforderten.
    »Deine Mutter ist voll cool

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