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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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viel zu laut, »ich hoffe ich konnte dir helfen.«
    »Oh, entschuldigt«, sagte Paolo und tat, als sei er wirklich überrascht. »Ich wusste nicht ...«
    »Verdammt, was soll das?«, fragte Merlin. »Sonst klopfst du auch, wenn ich Besuch habe!«
    »Tut mir echt leid.« Paolo zog seine Augenbrauen zusammen. »Ich wusste nicht, dass er auch schwul ist, sonst hätte ich bestimmt ...«
    »Ich bin nicht schwul!«, schrie David. Sein Herz raste wie wild in seiner Brust. »Okay? Merkt euch das!« Hastig schnappte er seine Sachen und rannte aus dem Zimmer. Noch während er die Wendeltreppe hinunterstürmte, hörte er Merlin oben rufen. Aber David reagierte nicht darauf. Er wollte nur weg. Lediglich mit Socken lief er auf die Straße hinüber zu seinem Elternhaus. Er konnte nur hoffen, dass seine Mutter ihn nicht so sah. Hastig schloss er die Tür auf. Der Gedanke, dass man ihn von gegenüber dabei beobachten könnte, trieb ihn zur Eile. Dann stürmte er ins Haus und warf die Tür hinter sich zu. In Sicherheit.
    »David!«, rief seine Mutter sofort und kam auf ihn zu. »Da bist du ja endlich. Wo hast du gesteckt?« Sie sah ihn von oben bis unten an und stellte anschließend ihren Frageblick zur Schau. »Bist du barfuß gelaufen?«
    »Nein«, sagte David nur. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, lief er die Treppe hinauf zu seinem Zimmer.
    »David?« Seine Mutter eilte hinterher.

    37

    Ansgar schaute von seinem Arbeitszimmer aus in den Flur. »Was schreist du denn so?«, fragte er und zog die Stirn in Falten.
    Hanne blieb abrupt stehen. Sie sah zu ihrem Mann hinüber. »Ich - ich ...«, begann sie, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich wiedermal ertappt. Erst letzte Nacht hatte Ansgar ihr Vorwürfe gemacht, dass sie David in Gegenwart von Fremden vorführen würde. Selbstverständlich war das Quatsch, aber Ansgar hatte sich da nicht von abbringen lassen. Er hatte immer wieder behauptet, dass es für einen Siebzehnjährigen nichts Schlimmeres gäbe, als eine stolze Mutter.
    »Hanne«, sagte Ansgar ruhig. »Lass ihn doch einfach in Ruhe. Mensch, der Junge braucht auch mal ein bisschen Privatsphäre. Du erdrückst ihn noch.«
    Hanne wollte eigentlich sofort widersprechen, schließlich war sie davon überzeugt, dass es David nichts ausmachte. Aber sie traute sich nicht. Immerhin war da noch die Tatsache, dass David sie aus seinem Zimmer geworfen hatte. Er hatte sie richtig angeschrien. Und überhaupt benahm er sich merkwürdig. Sie musste der Sache einfach auf den Grund gehen, schließlich war das ihr Job als Mutter.
    »Ich will nur mit ihm reden.« Sie drehte sich um und trat auf Davids Zimmertür zu.
    »Und du willst nicht warten, bis er von sich aus mit dir redet?«, fragte Ansgar leise.
    Sie hielt inne. Nein, natürlich wollte sie nicht warten, sie musste jetzt wissen was los war. Mensch, er war lediglich auf Socken ins Haus gekommen! So was bekam Ansgar natürlich nicht mit.
    »Einer muss doch mit ihm reden! Oder tust du das etwa?« Hanne sah ihren Mann herausfordernd an.
    »Warum sollte ich das tun? Ich sehe keine Probleme. Wenn er etwas möchte, wird er schon zu mir kommen. Aber bis dahin werde ich ihn nicht nerven.«
    »Genau das ist das Problem!«, sagte Hanne. »Du bekommst nichts mit und gehst einfach davon aus, dass sich alles von selbst regelt. Warum sollte er zu dir kommen, wenn du kein Interesse zeigst?«
    »Warum sollte er zu dir kommen, wenn du ihm schon vorher auf die Nerven gehst?«
    Hanne kniff die Lippen fest aufeinander. Wortlos drehte sie sich um und klopfte an Davids Tür. Ansgar wendete sich kopfschüttelnd wieder seinen Arbeiten zu.
    »David?«, fragte sie. Keine Antwort. Für einen kurzen Moment dachte sie wirklich daran, dass sie ihren Sohn möglicherweise nervte. Aber war das denn nicht notwendig? Was war, wenn er irgendwelche Probleme hatte? Sie konnte ihm nur helfen, wenn er ihr etwas sagte - und wenn er das nicht tat, könnte es unter Umständen vielleicht schon zu spät sein für Hilfe. Sie zog bei diesem Gedanken die Augenbrauen zusammen. Er benahm sich wirklich seltsam. Vielleicht sollte sie ab und an mal seine Tasche durchstöbern. Heutzutage konnte man nicht wissen, was den Kindern an ihren Schulen so alles angeboten wurde. Obwohl sie nicht glaubte, dass David so dumm war und Drogen zu sich nahm. Trotzdem wollte sie vorsichtig sein.
    »David?« Sie klopfte wieder. Diesmal öffnete sie die Tür. Ihr Sohn saß an seinem Schreibtisch und hatte den Kopf auf die Hände

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