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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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schlafen. Das war doch ein Grund zu feiern. Aber Paolo schien das absolut kalt zu lassen.
    »Ich versteh dich nicht«, sagte sie schließlich, zuckte mit den Achseln und ging an ihm vorbei in den Flur. Sie würde sich auf jeden Fall nicht die Laune verderben lassen. Überhaupt hatte sie das Gefühl, dass sie das alles gar nicht wirklich berührte. Sollte er doch machen, was er für richtig hielt. Sie würde jetzt jedenfalls zum Yoga gehen und ihrer Freundin von Merlins Aussichten erzählen.
    »Wie lange geht dein Kurs?«, fragte Paolo, bevor sie das Haus verließ.
    »Ich bin so in zwei Stunden wieder da.« Sie machte eine kurze Pause, dann schmunzelte sie. »Wunder dich nicht, wenn es oben ein wenig lauter zugehen sollte.« Sie zwinkerte. »Würde uns übrigens auch nicht schaden, wenn wir mal wieder ein wenig Spaß hätten.«
    Paolo nickte.
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Selma um und machte sich auf den Weg ins Fitnesscenter. Sie fühlte sich wunderbar befreit und unbeschwert.

    36

    Sein Kopf fühlte sich hitzig an. David wischte sich über die Stirn. Ein leichtes Schwindelgefühl hatte ihn erfasst.
    Er kicherte, als Merlin ihm eine Ableitung unter die Nase hielt und fragte: »Ist die so richtig?«
    David nickte, obwohl er nicht mal draufschaute. »Wird schon stimmen.«
    Merlin sah ihn prüfend an. »Du bist angetrunken«, stellte er ungläubig fest.
    »Kann schon sein.« David ließ sich nach hinten fallen und machte die Augen zu. Er lachte.
    »Oh man, ich hätte meine Mutter besser gleich weggeschickt«, sagte Merlin. »Du trinkst normalerweise gar nichts, oder?«
    »Nein«, antwortete David wahrheitsgemäß. »Ich glaube, meine Mutter wird mir noch in zehn Jahren Kinderbowle zu Silverster reichen.«
    Merlin prustete. »Das ist nicht wahr! Du trinkst Silvester Kinderbowle?«
    David nickte. Besonders übel war ihm das beim letzten Jahreswechsel aufgefallen. Seine Mutter hatte ihre Freundinnen inklusive deren Männer eingeladen und vor der gesamten Mannschaft gerufen, dass er keinen Sekt trinken solle, weil das schließlich nicht gut sei. Dann hatte sie ihm ein Glas mit Kinderbowle in die Hand gedrückt.
    »Bist du Silvester denn nicht bei Freunden?«, fragte Merlin. Dann schwieg er einen Moment betroffen, weil ihm wohl die Antwort eingefallen war.
    »Nächstes Silvester«, fing David an und drehte sich auf die Seite, sodass er Merlin anschauen konnte. Er sprach aber nicht weiter. Irgendwie kam ihm der Satz plötzlich albern vor. Er wollte Merlin nicht mehr sagen, dass er außer ihm keine Freunde hatte.
    »Was ist dann?«, fragte Merlin nach einem Moment des Schweigens.
    »Ach, nichts«, antwortete David und hoffte, dass Merlin nicht nachhaken würde.
    »Das ist gemein, weißt du das eigentlich?« Merlin sah ihn empört an. »Ich glaube, dass du mir ziemlich oft was sagen willst, dich dann aber aus irgendeinem Grund nicht traust. Kann das sein?«
    In Davids Kopf hallte die Frage nach: Konnte das sein? Er grinste. Das konnte nicht nur sein, das war auch so. Aber das sagte er jetzt wohl besser nicht laut.
    »Meine Lippen brennen«, flüsterte er stattdessen.
    »Was haben deine Lippen jetzt damit zu tun?« Merlin legte sich so, dass er David direkt ins Gesicht sehen konnte. Plötzlich waren sie sich unglaublich nah, lediglich die Bücher lagen noch zwischen ihnen und wahrten den Abstand.
    »Ich weiß nicht.« David hatte plötzlich Angst. Etwas in ihm drängte ihn, die Barriere aus mathematischen Formeln zu durchbrechen. Zum ersten Mal nahm er auch bewusst Merlins Bereitschaft wahr.
    »Du hast Angst«, stellte Merlin fest. Seine Stimme klang angenehm beruhigend.
    David nickte zaghaft.
    »Wovor?«
    »Keine Ahnung«, sagte David nach einer Weile.
    »Also ich habe manchmal Schiss mich zu blamieren, glaub ich«, fing Merlin an. »Das ist dann auch der Grund, weshalb meine Ma mich ab und an ganz schön in die Pfanne haut. Sie meint, dass man über den eigenen Schatten springen muss und zu sich stehen soll, auch wenn man Fehler hat.« Er schwieg einen Moment. »Gar nicht so einfach, wenn man dann in einer solchen Situation ist«, fügte er schließlich an.
    »Du bist aber cool«, sagte David mit schwerfälliger Zunge. »Ich finde, da ist es halb so wild, wenn man mal Scheiße baut. Keiner wird in dir einen Schwächling sehen, nur weil du mal nen Bock schießt. Bei mir ist das wohl anders.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na, in Hamburg gab es nur Leute, die mich aufgezogen haben, weil ich ...« David brach ab. Er hatte

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