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Das Meer wird dein Leichentuch

Das Meer wird dein Leichentuch

Titel: Das Meer wird dein Leichentuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Maine
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mit seinen Vorahnungen recht hat!“ nickte ich. Hätte ich Benjamin Guggenheim nur mehr sagen dürfen. Doch die Kraft, die von Damian ausging, schnürte mir die Kehle zu.
     
    „Es ist zwar gegen alle Logik und allen Verstand, aber Ihre Worte haben großen Eindruck auf mich gemacht, Marquis“, sagte Guggenheim langsam. „Ich habe viel davon gehört, dass einige Menschen die Kraft haben, Dinge zu ahnen, bevor sie passieren. Haben Sie das Zweite Gesicht, Monsieur.“
     
    „Noch niemals wurde einem Propheten geglaubt.“ wicht Damian dieser direkten Frage aus. „Erst nach dem göttlichen Strafgericht wurden die Menschen klüger.“
     
    „Verkaufen Sie mir den Stein, Jay!“, sagte Benjamin Guggenheim mit fester Stimme.
     
    „Sind sie verrückt, Ben!“ stieß Astor entgeistert hervor. „Was wollen Sie damit?“
     
    „Ich will den Blauen Diamanten haben. Und dann werfe ich, sein rechtmäßiger Besitzer, ihn ins Meer.“ erklärte der Milliardär. „Nennen Sie mir den Preis, John!“
     
    „Ich habe fünfhunderttausend Dollar dafür bezahlt. Aber jetzt ist der Stein unverkäuflich.“ erklärte Astor mit harter Stimme.
     
    „Eine Millionen Dollar!“
     
    „Nein!“
     
    „Fünf Millionen!“
     
    „Ich sagte, der Blaue Diamant ist unverkäuflich!“
     
    „Zehn Millionen!“
     
    „Sie langweilen mich, Ben!“, knurrte Astor. Und belustigt setzte er hinzu: „Vielleicht finden Sie einen Dieb an Bord, dem es gelingt, meinen privaten Safe zu öffnen und den Diamanten zu stehlen. Für zehn Millionen Dollar Hehler-Geld wird der ihnen den Stein sicher verkaufen. Und wenn sie ihn dann ins Wasser werfen ...!“John Jacob Astor brach ab. Er lachte und lachte. Doch Benjamin Guggenheim war weiß wie eine frisch gekalkte Wand.
     
    „ Ananke !“, hörte ich seine Lippen leise murmeln. Und ich kannte die Bedeutung dieses alten griechischen Wortes.
     
    Ananke . Das heranziehende Schicksal.
     
    Ananke . Das unausweichliche Verhängnis ...
     
                                                                                                      ***
     
    „Danielle!“
     
    Die leise Stimme ließ mich herumfahren. Sie war mir so bekannt und vertraut. Und dennoch fürchtete ich mich jetzt davor. Denn ich wusste, dass diese Stimme aus der Welt von jenseits des Grabes kam.
     
    „Danielle! Fürchtest du dich jetzt vor mir?“ Noch nie hatte ich so einen warmen Klang in Damians Stimme gehört. Ich befand mich im Treppenhaus, über dem sich eine mächtige Glaskuppel wölbte. Zwei kunstvoll geschwungene Treppen mit reichverziertem Geländer führten vom Bootsdeck drei Etagen tiefer zum Speiseraum der Ersten Klasse. An der Frontseite befanden sich kunstvoll gearbeitete Uhren, die bei jeder Überschreitung einer Zeitzone neu gestellt wurden. Die beiden Fahrstühle seitlich der Treppen führten bis hinab zum Schwimmbad, dem Türkischen Dampfbad und dem Sqash-Platz.
     
    Damian stand eine halbe Treppe tiefer. Er hatte sich den Mantel übergeworfen und war im Begriff, an Deck zu gehen. Ich wollte eigentlich einen der Fahrstühle benutzen, um zu meiner Kabine zu gelangen. Benjamin Guggenheim hatte sich kurz nach dem Gespräch mit Astor zurückgezogen. Damian war irgendwie verschwunden, ohne dass er sich verabschiedet hätte. Niemand hatte ihn fortgehen sehen. Der Colonel war knurrig, weil der Abend so geendet hatte, und entließ mich bereits im Gang zu seiner Suite.
     
    Erst später habe ich erfahren, dass er nicht sofort zu Madeleine ging. Die junge Frau lag bereits im Bett. Astor beruhigte sie damit, dass er wichtige Geschäftspapiere aus dem Tresor holen müsse, weil sich im Rauchsalon ein größeres Dollargeschäft anbahne. In Wirklichkeit jedoch nahm er den Blauen Diamanten aus dem Tresor.
     
    Sein eigener Einfall, dass Guggenheim den Stein durch einen geschickten Dieb stehlen lassen könne, um ihn ins Meer zu werfen, beunruhigte den reichen Mann. John Jacob Astor wollte den Blauen Diamanten an einer sicheren Stelle wissen.
                  Doch Kapitän Smith, den Astor auf der Brücke anzutreffen hoffte, hatte sich schon zurückgezogen. Es war ungefähr eine halbe Stunde vor Mitternacht. William Murdoch, der Erste Offizier, führte das Kommando.
     
    Dieser Mann war Astor bekannt. Ein vorzüglicher Seemann, der das Kommando über die Titanic übernehmen würde, wenn sich Kapitän Smith nach dieser Reise endgültig

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