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Das Meer wird dein Leichentuch

Das Meer wird dein Leichentuch

Titel: Das Meer wird dein Leichentuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Maine
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schon einen großen Teil des Vermögens erben wenn ...!“Ich brach ab. Beinah hätte ich mehr gesagt, als gut war.
     
    „Wenn er stirbt, wollten Sie sagen Danielle.“ Madeleine lachte. „Aber damit hat John noch viele Jahre Zeit. Er ist doch erst neunundvierzig. Sie reden ja fast so, als ob sein Ende kurz bevorstünde.“
     
    „Meine Großmutter hat gesagt, dass man sich an jedem Tag seines Lebens für den Tod bereithalten muss“, sagte ich leise. „Kein Mensch weiß, ob er die Morgensonne auch am Abend sinken sieht. Nur Gott weiß es.“ setzte ich mit fester Stimme hinzu.
     
    „Das haben Sie schön gesagt, Danielle. Ich werde es mir merken.“ nickte Madeleine. „Aber hier auf der Titanic sind wir so sicher wie in Abrahams Schoß.“
     
    „Eine Depesche von der Baltic, Sir. Eine weitere Eiswarnung!“ unterbrach eine Stimme hinter uns das Gespräch. Ich drehte mich um und sah, wie Jack Phillips, der erste Funker, dem Kapitän einen Zettel überreichte.
     
    „Die gleiche Meldung wie von der Caronia heute Morgen“, brummte Kapitän Smith in seinen grauen Bart. „Die Treibeisfelder sind diesmal sehr weit im Süden.“
     
    „Vielleicht sollten Sie den Kurs ändern und dem Eis ausweichen, Herr Kapitän“, riet der Funker.
                 
    Wenn Sie mal meine Hilfe an Ihrem Funkgerät in Anspruch nehmen, dann dürfen Sie mich dafür in den Dingen der Schiffsführung beraten, Mister Phillips.“ sagte der Kapitän ironisch. „Aber dennoch vielen Dank. Ich werde Ihren Vorschlag tatsächlich in Erwägung ziehen und mit Mister Ismay darüber reden. Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden, wenn neue Eiswarnungen kommen. Und lassen Sie sich die Positionen etwaiger Eisberge zur Sicherheit noch einmal bestätigen.“
     
    Jack Phillips legte grüßend die Hand an die Schirmmütze und verschwand in Richtung seiner Funkerkabine.
     
    „Auf ein Wort, Kapitän Smith“, rief Madeleine, als der alte Seebär in Richtung Brücke stapfte.
     
    „Womit kann ich Ihnen dienen, Mrs. Astor?“ Kapitän Smith lächelte. In diesem Moment sah er aus wie ein gütiger Patriarch aus der Bibel.
     
    „Sie haben eben eine Eisbergwarnung erhalten. Was hat es damit auf sich?“ wollte Madeleine wissen.
     
    „Nichts, was Sie beunruhigen sollte, Mrs. Astor“, sagte der Kapitän beruhigend.
     
    „Ich habe mal gelesen, dass New York auf dem gleichen Breitengrad liegt wie Neapel in Italien. Und wir fahren doch direkt auf New York zu. Wie kommt es, dass man da Angst vor Eisbergen hat, die in die Polarregion gehören?“ Madeleine wollte es ganz genau wissen.
     
    „Die Eisberge dieser Region sind Abbruchstücke von den Gletschern in Grönland, die von den Strömungen nach Süden getrieben werden.“ belehrte sie der Kapitän. „Durch den milden Winter sind in diesem Frühjahr viele Eisberge unterwegs. Je weiter sie in südliche Gewässer kommen, desto schneller schmelzen sie.“
     
    „Sie meinen, wir werden auf dieser Fahrt einen Eisberg sehen?“, fragte Madeleine..
     
    „Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen, aber nicht sehr wahrscheinlich.“ beruhigte Kapitän Smith Astors Frau.
     
    „Ich habe in einem Buch von einem Schiff namens Titan gelesen, das durch einen Zusammenstoß mit einem Eisberg ein Leck bekommt und sinkt!“ Ich hätte mich selbst ohrfeigen mögen, kaum dass ich es ausgesprochen hatte. Ich sah, wie Madeleine plötzlich blass wurde.
     
    „Ach ja, das Buch von Morgan Robertson.“ Kapitän Smith lachte. „Der ist früher selbst zur See gefahren und deshalb ist ihm das Buch vor vierzehn Jahren so gut gelungen. Und ich räume ein, dass ein Eisberg ein Schiff tatsächlich zum Sinken bringen kann, wenn die Kollision sehr unglücklich verläuft. Aber für eine Titanic besteht keine besondere Gefahr. Durch seine Schott-Kammern ist das Schiff absolut sicher. Selbst, wenn wir irgendwo ein Leck durch einen Eisberg bekommen sollten.“
     
    „Außerdem kann man einen Eisberg von Weitem sehen und umfahren.“ Ich versuchte, meinen Fehler wieder gut zu machen und Madeleine zu beruhigen. „Vielleicht ist Mister Ismay ja so freundlich, dem Kapitän tatsächlich eine kleine Kursänderung zu gestatten, damit wir der Gefahr ausweichen?“
     
    Der Präsident der White-Star-Linie, der gerade stolz wie ein Pfau vorbei schritt, hörte seinen Namen und kam zu uns herüber.
     
    „Wie ernst nehmen Sie die Warnung?“, wollte er wissen, nachdem ihn Kapitän Smith informiert hatte.
    „Eine

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