Das Meer wird dein Leichentuch
Leben ohne Smoking, Champagner, Dollars und schöne Frauen möchte ich nicht führen. Wer zu leben wusste, der sollte im richtigen Augenblick auch zu sterben wissen.“
„Der Marquis de Armand behauptet, dass ein Fluch auf dem Blauen Diamanten liegt.“ Astors Stimme klang spöttisch. „Niemand, der ihn besessen hat, ist auf natürliche Art gestorben.“
„Gerade das macht seinen Besitz so reizvoll.“ gab Guggenheim zurück.
„Er behauptet, dass der Fluch dieses Diamanten seinem Besitzer den Tod bringt.“ Astor nahm einen tiefen Zug aus der Zigarre.
„Das drückt natürlich den Preis, wenn sie ihn mir vielleicht doch verkaufen wollen.“ grinste Guggenheim. „Denn immerhin gehe ich das Risiko ein, für Sie zu sterben, Jay.“
"Der Fluch trifft jeden Besitzer des Schicksals-Steines!“, warnte Damian. „Auch, wenn er bereits weiter gegeben wurde, haftet das Verderben an seinem vorherigen Besitzer.“
„Bedauerlicherweise ist Mister Edgar Allan Poe bereits seit mehr als fünfzig Jahren tot. Er hätte Ihr Märchen vom Fluch des Diamanten sicher in einer Gruselgeschichte verarbeitet.“ Benjamin Guggenheim lachte. „Vielleicht prophezeien Sie jetzt, dass dieser seltsame Fluch die Titanic sinken lässt, nur damit Mr. Astor nicht das Vergnügen hat, bei der schönen Madeleine im Bett zu sterben.“
"Der Prophet sind Sie in diesem Augenblick, Mr. Guggenheim.“ konterte Damian.
„Blödsinn! Die Titanic ist unsinkbar.“ stieß Astor ärgerlich hervor.
„Ich habe einmal ein Buch über einen seltsamen Schiffsuntergang gelesen.“ wagte ich einzuwerfen. „Das Buch heißt „Das Wrack des Titanen“. Es beschreibt die Kollision des Dampfers Titan mit einem großen Eisberg. Und da zu wenig Rettungsboote vorhanden sind, ertrinken die meisten Passagiere.“
„Ich habe davon gehört.“ Guggenheim war amüsiert. „Es ist schon unglaublich, was sich ein Schriftsteller so alles einfallen lässt, nur um eine gute Story zu bekommen. Ein Eisberg, der ein Schiff zum Sinken bringt. Einfach lächerlich.“
„Sie werden sich doch auf den größten und sichersten Schiff der Welt nicht vor etwas Treibeis fürchten, Miss Bidois?“ Astor lächelte nachsichtig. „Und wenn irgendwo ein Eisberg auftaucht, dann bitte ich, ihn für meinen Whiskey zu reservieren.“
„Der Tod findet zu jeder Zeit die richtigen Helfer“, murmelte Damian dumpf. Und nur ich wusste in diesem Augenblick, dass er recht hatte.
„Ihre Stimme kann einem richtig Angst machen, Marquis.“ Benjamin Guggenheim wurde schlagartig ernst. „Haben Sie wirklich das Gefühl, dass uns Gefahr droht?“
„Fragen Sie Mister Astor. Ich habe ihn gewarnt. Der Fluch des Schicksalssteins zieht das Schiff und alle Menschen darauf ins Verderben.“ Damians Stimme klang eindringlich. „Schon treibt das Verhängnis vom Norden her auf uns zu. Nur, wenn man dem Blauen Diamanten die Ruhe gibt, die er wünscht, wird der kalt glitzernde Schicksalsberg an uns vorbei gleiten.“
„Unser hochverehrte Marquis hat mir empfohlen, den Blauen Diamanten über Bord zu werfen, damit der Stein auf dem Grund des Ozeans seine Ruhe findet“, erklärte Astor mit spöttischer Stimme.
„Und sie sind sich ihrer Sache sicher, Marquis?“ Guggenheim schien über Astors Worte nicht belustigt zu sein.
„So sicher, wie es die Ewigkeit ist.“ nickte Damian. „Wenn man dem Blauen Diamanten die Ruhe, die er verlangt, nicht gibt - dann wird er sie sich nehmen.“
„Erzählen Sie ihr orakelhaftes Raben-Gekrächz nur überall an Bord herum, Monsieur le Marquis“, sagte Astor gallig. „Vielleicht findet sich dann ein Dieb, der mir den Diamanten stiehlt und so närrisch ist, ihn ins Wasser zu werfen.“
„Ich sagte ihnen doch, dass der Fluch von dem Besitzer nur genommen werden kann, wenn er sich selbst von dem Stein trennt.“ Damians Stimme klang sehr eindringlich. „Wenn ein Dieb den Stein stiehlt, erfüllt sich dennoch Ihr Schicksal, mon Colonel. Und damit auch das Schicksal, das der Titanic vorherbestimmt ist.“
„Glauben Sie ihm. Sie müssen ihm glauben!“ stieß ich hervor. „Er ist ...“ Doch ein warnender Blick Damians ließ mich verstummen. Niemand außer mir durfte wissen, dass die beiden reichsten Männer der Welt ein Rendezvous mit dem Tod hatten.
„Sie glauben diesem Mann, Danielle?“ wandte sich Guggenheim an mich.
„Ja, ich spüre in meinem Inneren, dass der Marquis de Armand
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