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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Korridor in ein kleines, auf einen Hinterhof
hinausgehendes Zimmer, das, wie es schien, zugleich als Wartewie auch als Behandlungszimmer diente. Es gab eine Anzahl
ungepolsterter Stühle, die sich an der Wand neben der Tür aufreihten, einen unordentlichen Schreibtisch und einige mit
Medikamenten, Töpfen, Flaschen und allerlei ärztlichen
Instrumenten vollgestopfte Schränke. In der Mitte des Raumes
stand ein gewaltiger Tisch mit einer makellos polierten
Metallplatte, auf die die beiden Männer den Verletzten legten.
Mike hatte nie zuvor eine Arztpraxis wie diese gesehen. Was
vielleicht daran lag, daß er nie zuvor bei einem Arzt wie diesem
gewesen war...
Mikes Augen wurden groß, als er das über dem
Schreibtisch hängende Diplom erblickte: Dr. vet. Marcus
Hanson.
Hanson war kein Arzt. Jedenfalls keiner für Menschen. Er war Tierarzt.
Ȁh... Trau
–« begann er und verbesserte sich hastig.
»Großvater?«
Trautman reagierte erst mit ungefähr einer Sekunde
Verzögerung, was nicht nur Mike auffiel. Auch Stanley sah auf,
und wieder erschien dieser sonderbare, halb nachdenkliche, halb
mißtrauische Blick in seinen Augen. Er sagte nichts. »Ja?«
fragte Trautman.
Mike deutete schweigend auf das Diplom, und auch Trautman
wurde ein wenig blaß um die Nase. Offenbar verstand er jetzt,
warum Stanley es plötzlich so eilig gehabt hatte, seinen
Schiffsarzt hierherzubeordern. Aber auch Hanson war der kurze
Zwischenfall nicht entgangen. Er hatte mittlerweile die Decke
von der Schulter des Verletzten entfernt und die Wunde einer
ersten flüchtigen Musterung unterzogen. Jetzt sah er eindeutig
verärgert auf. »Falls es jemanden interessiert«, sagte er scharf,
»ich habe in meinem Leben wahrscheinlich mehr Schußwunden
behandelt, als Sie alle zusammen je gesehen haben. Die Leute
hier in der Gegend sind ganz versessen darauf, auf streunende
Hunde und Katzen zu schießen, und manchmal erwischen sie
dabei auch die ihrer Nachbarn oder gleich die Nachbarn selbst.
Ich kann es natürlich auch lassen und auf den Arzt vom Schiff
warten. « Stanley schien die Verärgerung des Arztes äußerst
amüsant zu finden. Er schüttelte lächelnd den Kopf und deutete
eine Verbeugung an. »Es liegt mir fern, an Ihren Fähigkeiten zu
zweifehl, Doc«, sagte er. »Bitte, tun Sie Ihre Arbeit. «
Hanson bedachte ihn mit einem weiteren, zorngeladenen
Blick, aber dann beugte er sich wieder über den Verletzten.
»Das ist eine ziemlich üble Schußwunde«, sagte er. »Aber sie
ist ausgezeichnet versorgt worden. « Er sah auf und blickte
Trautman an. »Haben Sie das getan?« »Das war Sally«,
antwortete Trautman. »Sie hat sich um ihn gekümmert, so gut es
ging. Wir sind einfache Fischer, wir haben keine Erfahrung in –
« »Aber das war hervorragende Arbeit«, unterbrach ihn Hanson.
»Besser hätte ich es auch nicht gekonnt. « Er wandte sich an
Serena. »Du hast diesem Mann das Leben gerettet, weißt du
das? Wieso kannst du so etwas?« Mike hielt instinktiv den
Atem an, aber Serena erwies sich als ausgezeichnete
Schauspielerin. Mit perfekt gemimter Verblüffung sah sie den
Arzt an und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte sie und
brachte es sogar fertig, einen kindlich naiven Ton in ihre
Stimme zu zaubern. »Ich habe einfach getan, was mir richtig erschien. Habe ich etwas falsch gemacht?« »Um Gottes willen,
nein!« sagte Hanson hastig. »Du hast eine Adernkompresse
angelegt, die Wunde gesäubert und den Arm stillgelegt. Du
mußt ein Naturtalent sein. Du solltest Ärztin werden, weißt du
das?« Serena lächelte geschmeichelt, und Hanson wandte sich
nach einem letzten, beinahe bewundernden Blick wieder seinem
Patienten zu.
»Puh«, flüsterte Mike. »Das war knapp. Sag jetzt besser nichts
mehr. «
Serena maß ihn mit einem vollkommen verständnislosen
Blick. Als Hanson nach einem Skalpell griff, sog sie scharf die
Luft ein.
»Was hat er mit dem Messer vor?« keuchte sie – so laut, daß
alle im Raum die Worte hören mußten. »Keine Angst, junge
Dame«, sagte Hanson lächelnd. »Ich tue deinem Patienten
nichts. Ich muß nur die Wunde ein wenig aufschneiden, damit
der Eiter abfließen kann. Ich bin sicher, er merkt es nicht
einmal. « »Aber man schneidet doch einen Menschen, der krank
ist, nicht auf!« sagte Serena entsetzt. »Das ist barbarisch! Da,
wo ich herkomme –«
»Wo kommst du denn her?« fragte Stanley in so beiläufigem
Ton, daß Serena um ein Haar geantwortet hätte. Aber Trautman
war schneller. »Aus

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