Das Meeresfeuer
wissen Sie, und da ist man ganz begierig
auf eine neue Zeitung. «
Sie änderten ihre Richtung und gingen nun wirklich auf das
Boot zu, das von einer Gruppe Männern interessiert betrachtet
wurde. Stanley folgte ihnen beharrlich. Er lachte wieder.
»Sie wären sowieso enttäuscht worden«, sagte er. »Die
neueste Zeitung, die Sie hier bekommen, dürfte ein halbes Jahr
alt sein. Aber wenn Sie an etwas Bestimmtem interessiert sind –
vielleicht kann ich Ihnen Auskunft geben?«
Seine Augen wurden schmal, und sein Blick war nun
eindeutig lauernd. Mike wünschte sich, sie hätten Astaroth
mitgenommen. Der Kater hatte auch mitkommen wollen, aber
Trautman war der Meinung gewesen, daß es zu ungewöhnlich
sei, auch noch in Begleitung einer Katze an Land zu kommen.
Ein Fehler, wie sich im nachhinein herausstellte. Aufgefallen
waren sie Stanley sowieso. Und der Kater hätte seine Gedanken
lesen und Mike mitteilen können, was dieser Mann wirklich von
ihnen wollte.
»Oh, ich will nichts Bestimmtes wissen«, antwortete
Trautman. »Ich bin einfach nur neugierig. Das heißt
– eine Frage interessiert mich doch. Was machen Sie hier? Es ist
ungewöhnlich, den Kommandanten eines Kriegsschiffes an
einem solchen Ort anzutreffen. « Stanley lächelte. »Sagen wir:
Ich bin auf der Suche nach etwas. Oder jemandem. « Er sah
Trautman scharf an. »Ihnen ist nichts Ungewöhnliches
aufgefallen auf dem Weg hierher?« fragte er. »Außer dem
armen Kerl da drinnen?«
Trautman verneinte. »Nein. Wir haben uns immer dicht an der
Küste gehalten. Unser Schiff ist nicht hochseetüchtig, wie Sie ja
wissen. Was sollte mir denn aufgefallen sein?«
Stanley zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie es gesehen hätten,
wüßten Sie, wovon ich rede. « Sie hatten mittlerweile das
Wasser erreicht. Die Männer, die auf dem Kai standen, machten
ihnen bereitwillig Platz, und Trautman kletterte als erster in das
Boot hinunter. Stanley blickte ihm neugierig nach. »Eine interessante Konstruktion«, sagte er. »Was für eine Art Boot ist
das? So etwas habe ich noch nie gesehen. « »Das ist... äh... ein
Erbstück meines Vaters«, sagte Trautman. Er versuchte zu
lachen, aber es wirkte so wenig überzeugend wie alles andere,
was er bisher getan hatte. »Der alte Herr hatte eine Vorliebe für
verrückte Sachen. Es sieht interessant aus, aber es schwimmt
nicht sehr gut. Bei jeder größeren Welle muß man Angst haben,
daß es kentert. « Stanley nickte, aber er tat es auf eine Art, der
man ansah, daß er sich seinen Teil dabei dachte. Doch er sagte
nichts mehr, sondern trat beiseite, um Serena vorbeizulassen.
Mike machte sich als letzter daran, ins Boot zu steigen. Dabei
drehte er sich herum, und sein Blick fiel auf die Gruppe von
drei oder vier Männern unten an der Straße, die er vorhin schon
bemerkt hatte. Er erstarrte. Es war vielleicht nur eine Sekunde,
daß er das Gesicht eines der Männer deutlich sah, aber diese
winzige Zeitspanne war mehr als ausreichend, um ihn zu
erkennen.
Er trug die gleiche Art einfacher, grober Kleidung, die hier
üblich zu sein schien. Sein graues Haar war unter einer
schwarzen Mütze verborgen und der untere Teil seines
Gesichtes lag hinter einem schwarzen Wollschal, vorgebend, es
vor dem schneidenden Wind zu schützen, der vom Meer her
wehte, in Wahrheit aber wohl eher, um den sauber gezwirbelten
Kaiser-Wilhelm-Bart zu verdecken. Mike wußte, daß er sich
hinter dem Schal verbarg. Er hatte sich dieses Gesicht zu
deutlich eingeprägt, um es jemals wieder zu vergessen. »Winterfeld!« keuchte er. »Das... das ist Winterfeld!« Trautman
sah mit einem Ruck auf. Auf seinem Gesicht machte sich
Entsetzen breit, und auch Stanley fuhr abrupt herum, starrte erst
ihn und dann den Mann in der schwarzen Jacke an.
Aber als Mike ebenfalls wieder in dessen Richtung blickte,
war er verschwunden. Und mit ihm die drei anderen Männer.
»Mike!« sagte Trautman scharf. »Komm schon! Wir müssen
los!«
Mike erwachte aus seiner Erstarrung und fuhr herum. Er
sprang mit einem Satz ins Boot, und noch während er um sein
Gleichgewicht kämpfte, löste Trautman bereits mit fliegenden
Fingern das Tau, das das Boot am Ufer hielt.
»Sir!« sagte Stanley scharf. »Auf ein Wort noch!« Trautman
ignorierte ihn. Hastig warf er das Tau über Bord, griff nach
einem der Ruder und versuchte, das Boot damit von der
Kaimauer abzustoßen. »Trautman!« sagte Stanley. »Bleiben
Sie, wo Sie sind!« Das war keine Bitte mehr, sondern ganz
eindeutig ein
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