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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenigstens wieder etwas weiter sehen. Was Mike
allerdings nicht ausmachen konnte, das war die NAUTILUS.
»Wo ist das Schiff?« fragte er alarmiert. »Keine Sorge«,
antwortete Trautman. »Singh weiß, was er tut. Wenn wir ihn
nicht finden, dann findet er uns. « Mike hoffte inständig, daß es
so war. Trautman hatte sicher recht – es würde eine geraume
Weile dauern, bis Stanley Kontakt mit seinem Schiff
aufgenommen hatte und die GRISSOM hier sein konnte.
Andererseits saßen sie in einem winzigen Boot, und ihr
Treibstoffvorrat war beschränkt, vor allem bei dem
mörderischen Tempo, das Trautman vorlegte. Sie konnten sich
nicht ernsthaft einreden, ein Wettrennen mit einem ausgewachsenen Zerstörer zu gewinnen. »Da!« schrie Serena
plötzlich. »Seht doch!« Ihre Hand wies nach hinten. Mike
drehte sich hastig im Boot herum – und schrie vor Schreck laut
auf. Das Summen war lauter geworden und mittlerweile fast zu
einem Dröhnen angewachsen. Es kam von einem
graugestrichenen, schlanken Boot, das hinter ihnen aus dem
Nebel aufgetaucht war, viel größer als ihr eigenes – aber nicht
nennenswert langsamer. Ganz im Gegenteil: Mike registrierte
mit einem Gefühl eisigen Entsetzens, daß ihr Vorsprung
allmählich zusammenschmolz. Offensichtlich hatten sie Stanley
unterschätzt. Der Kapitän hatte sich nicht allein auf die
GRISSOM verlassen, die irgendwo, vielleicht
meilenweit
entfernt, vor Anker lag. Das Schnellboot mußte ganz in der
Nähe des Hafens gewartet haben, ebenso wie die NAUTILUS
im Nebel verborgen, so daß sie es auf dem Weg zur Küste nicht
einmal gesehen hatten. Trautman fluchte und erhöhte ihre
Geschwindigkeit noch einmal. Das Boot machte einen
regelrechten Satz und flog nun wie ein flach geworfener Stein
über das Wasser, und obwohl auch ihr Verfolger noch einmal
kräftig an Geschwindigkeit zulegte, wuchs ihr Vorsprung
wieder.
Der Nebel lichtete sich weiter, und endlich sahen sie die
NAUTILUS. Das Tauchboot befand sich noch eine gute Meile
entfernt, und Mike registrierte voller Entsetzen, daß die
Turmluke offen stand und sich die gesamte Besatzung an Deck
aufhielt. Er begann zu schreien und mit beiden Armen zu
gestikulieren, obwohl er selbst wußte, wie wenig das nutzte. Sie
waren viel zu weit entfernt, um gehört zu werden. Erfüllt von
einem Gefühl der Furcht, das einer Panik nahe kam, blickte er
wieder zu ihrem Verfolger. Das Schnellboot war weiter
zurückgefallen, aber nun sah er etwas, was ihm bisher
entgangen war: Das Schnellboot war nicht nur ein Schnellboot –
es war zugleich auch ein Kanonenboot. Auf dem Vorderdeck
befand sich ein bisher unter einer Segeltuchplane verborgenes
Geschütz, das nun von zwei Männern hastig freigelegt wurde.
Mike zweifelte, daß sie bei dem Tempo, mit dem das Schiff
durch die Wellen pflügte, einen gezielten Schuß abgeben
konnten, aber allein der Anblick der Kanone, die sich auf sie
richtete, ließ sein Herz schneller schlagen.
Er sah wieder zur NAUTILUS hinüber. Dort hatte man
gottlob mittlerweile ebenfalls ihre Verfolger bemerkt. Singh und
die anderen hasteten mit gewaltigen Schritten auf den Turm zu,
und es verging nicht einmal eine Minute, bis das Wasser hinter
dem Heck der NAUTILUS zu sprudeln begann. Offensichtlich
hatte Singh zumindest nicht den Fehler begangen, die
Maschinen ganz abzustellen.
Ein dumpfer Knall wehte über das Meer, und nur einen
Augenblick später schoß eine zwanzig Meter hohe Wassersäule
rechts von ihnen in die Höhe. Der Schuß lag daneben, aber er
zeigte Mike auch, daß ihre Verfolger entschlossen waren, sie
unter allen Umständen aufzuhalten; koste es, was es wolle.
Trautman fluchte erneut und versuchte, noch mehr Geschwindigkeit aus dem Motor herauszuholen, aber die kleine
Maschine war an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit
angelangt. Das Kanonenboot feuerte ein zweites Mal. Diesmal
schlug die Granate beunruhigend nahe bei ihrem Boot ein, aber
das war wohl nur ein Zufall – der nächste Treffer lag wieder
weit vor ihnen im Wasser. Und der vierte Schuß noch weiter.
Und dann hatte Mike das Gefühl, von einer eisigen Hand
berührt zu werden. »Großer Gott!« flüsterte er. »Sie feuern auf
die NAUTILUS!« Wie um seine Worte zu bestätigen, gab die
Kanone des Schnellbootes einen weiteren Schuß ab. Die
Explosion zerriß die Wasseroberfläche nur wenige Meter vom
Heck der NAUTILUS entfernt. Das ganze Schiff schwankte.
Aber auch Singh hatte die Gefahr erkannt. Die NAUTILUS
setzte sich in Bewegung. Die nächste

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