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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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dass das System unbezahlbar sei, betonen alle schwedische Parteien unisono: Aus dem Fürsorge- muss ein Vorsorgestaat werden. Das heißt, der Sozialstaat wird nicht abgeschafft, er soll auf Effektivität getrimmt werden. Gleichzeitig sind die Schweden marktfreundlich, innovativ, individualistisch bis zum Anschlag. Und vor allem sind sie vernarrt in ihre Familie, die die Dominanz des Staates konterkariert. Und damit wieder auf ein vernünftiges Maß reduziert.
    Sozialismus oder Kapitalismus? Diese Entweder-oder-Frage beschäftigte fast ein Jahrhundert lang die Welt, bestimmte jeden politischen Diskurs – und führte zu fürchterlichen Konflikten. Aber wer sie im Hinblick auf die Zukunft stellt, kommt nicht weit.
Ist China, um ein weiteres Beispiel zu bemühen, ein kommunistisches oder ein kapitalistisches Land? Finden Sie es heraus, wenn Sie mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Shanghai nach Peking fahren – 1300 Kilometer in 5 Stunden. Alles funktioniert wie im schärfsten Kapitalismus, Fahrkartenautomaten, Bordbistro, Sauberkeit, das Business-Magazin im Abteil. Aber bei jedem längeren Halt werden die Passagiere per Lautsprecher zum Bewegen und Marschieren auf dem Bahnsteig aufgefordert.
    »Unter dem Kommunismus beuten Menschen Menschen aus. Im Kapitalismus ist es umgekehrt«, lautet ein ironischer Spruch. Die Wahrheit ist noch viel vertrackter. Kooperative Systeme basieren immer auf »Ausbeutung« – aber einer gegenseitigen. Der Staat beutet seine Bürger für seine eigenen Zwecke aus, so wie die Bürger die staatlichen Leistungen ausbeuten. Alle Unternehmen beuten Kunden aus, aber Kunden machen auch gerne ein Schnäppchen. Die Frage ist nur, wie robust, wechselseitig und adaptiv die Regeln dieses Spiels sind. Ob es ein Win-win-Spiel oder ein Lose-lose-Spiel ist.
    Um die wahrscheinliche Welt des Jahres 2045 zu verstehen, müssen wir uns vom dualen Denksystem verabschieden. Unsere Hirne neigen zur Polarisierung, weil Komplexität höheren Arbeitsaufwand bedeutet. Menschen lieben keine diffusen Situationen. Konservative wollen immer den Staat verkleinern, Sozialisten immer alles mit ihm lösen. Alle wollen immer dafür oder dagegen sein, sich abgrenzen und dazugehören. Aber »Gesellschaft« basiert immer auf einem produktiven Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Natur (des Menschen), Individuum und Gemeinwesen. In der Verschränkung der gesellschaftlichen Spieler liegt die Zukunft. Junius Henri Brownes Prophezeihung können wir getrost in die Zukunft verlängern.
    Die neue Bürgergesellschaft
    Von dem amerikanischen Soziologen Jeremy Rifkin stammt die Formel von der »empathischen Zivilisation«. Doch wie lässt sich ein solcher Begriff jenseits einer aus Hoffnung motivierten Moral begründen? Warum sollte die Welt, die Gesellschaft, plötzlich
»emphatischer« werden. Noch ketzerischer könnten wir auch fragen: Ist das überhaupt wünschenswert?
    Heute gibt es einige Anzeichen für einen Wandel des Verhaltens. Im Jahre 2010 unterzeichneten 69 amerikanische Milliardäre eine Erklärung, die von den Unternehmern Bill Gates und Warren Buffett initiiert worden war – dass sie mindestens die Hälfte ihres Vermögens für eine gemeinnützige, global agierende Stiftung spenden würden. Gleichzeitig entstehen überall neue Formen gesellschaftlichen Engagements, die nicht mehr in der Für-oder-Wider-Logik von Protest, Dagegensein, Verhinderung funktionieren. Soziale Hilfsorganisationen wundern sich über die Anzahl der bereitwilligen Helfer. Vor allem die Älteren um die 60 scheinen sich sozial engagieren zu wollen. Was früher die Bürgerinitiativen waren, sind heute spontan gebildete lokale, oft internetbasierte Aktionsgruppen, die in Eigenregie den Fluss säubern, einen Kindergarten bauen, Bildungsbenachteiligte betreuen oder einen Nachbarschaftsgarten managen.
    Man kann diese Phänomene als temporäre Erscheinung oder als Alibiveranstaltungen des finsteren Kapitalismus denunzieren. Schon ist die innere Ordnung wiederhergestellt, wonach die Welt schlecht ist und alles »den Bach heruntergeht«. Doch es gibt systemische Gründe für die Annahme, dass empathisch geprägte Systeme an Macht und Relevanz zunehmen. Die Evolutionstheorie lehrt uns, dass ein wichtiger Faktor der Evolution die Reputation ist. Wir agieren tugendhafter, wenn wir uns beobachtet fühlen, wenn wir Anerkennung erhalten, unser Ansehen steigt. Ansehen steigert wiederum die Wahrscheinlichkeit der Zusammenarbeit im Rahmen der »indirekten

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