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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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der jeweiligen Umweltsituation – oder eben nicht.

    Wie weit lassen sich Strukturen der Evolution auf das Werden und Vergehen von Organisationen in der Wirtschaftswelt übertragen? Märkte funktionieren ähnlich wie Biotope. Firmen ähneln Organismen, die mit ihrer (Markt-)Umwelt auf vielfältige Weise kommunizieren. Viele Strategien der Natur finden wir in der Wirtschaft zumindest als Analogie wieder. Symbiose. Kopie. Konkurrenz. Synergie. Dominanz. Nische. Spezialisierung.
    In den letzten Jahrzehnten waren praktisch alle ökonomischen Theorien – auch die »idealistischen« im Sinne von Tom Peters’ Brillanz – von deterministischen Modellen geprägt. State of the Art der Ökonomie war die EMH, die Effective Market Hypothesis (Effizienzmarkthypothese), der zufolge Märkte immer effektive Gleichgewichte und reale Bewertungen erzeugen. Der GAU, den die Ökonomen in der Finanzkrise erlitten, war umso größer, je mehr sie auf diesen »Mechanismus« vertrauten.
    Roman Frydman und Michael Goldberg, zwei amerikanische Ökonomen, haben dagegen die Imperfect Knowledge Economics (IKE, so viel wie: auf unvollkommenem Wissen basierende Ökonomie) entwickelt. 3 Märkte, so Frydman und Goldberg, sind zu komplex, um Voraussagen zu treffen. Marktmechanismen werden von einem bestimmten Punkt an rekursiv, die Bewertungen des Marktes beziehen sich auf Bewertungen von Bewertungen und so fort. Damit »explodiert« das alte Erwartungssystem, das hinter allen Vorhersagen steckt. Erwartungen formen nun die Märkte, und damit entsteht eine Turbulenz, die eigene Gesetze entwickelt. In dieser Turbulenz gelten die evolutionären Gesetze von Vielfalt und Auswahl.
    Der Tunnel der Vision
    Der Grund, warum »Vision« nicht funktioniert, liegt darin, dass sie das Gegenteil von dem bewirkt, was sie intendiert. Visionen sollen Zukunftssicherheit herstellen. Sie sollen ein Unternehmen ausrichten auf eine bestimmte Prognose, die als »lösungssicher« empfunden wird. Doch dadurch entsteht eine Tunnelsicht, die die Veränderungen der Umwelt, sprich der Märkte, ignoriert. Wenn
ein Unternehmen genau weiß, wo es hin will, begibt es sich auf einen Schmalspurpfad in die Zukunft. Wenn es von Zielgerichtetheit nur so strotzt, verstößt es gegen ein entscheidendes evolutionäres Gesetz: Es verzichtet auf Rückkopplung und Varianz.
    Varianz ist das, was verschiedene Möglichkeiten eröffnet. Dem Zufall sozusagen eine Chance gibt, sich zu realisieren. Vieles im Leben, auch im Geschäft, basiert letztlich auf Zufällen. Die wenigsten Innovationen werden »geplant«. Die meisten entstehen als Geistesblitze auf dem Klo. Als Abfallprodukte. Als Nischenideen, die sich plötzlich als gigantische Chancen erweisen.
    Feedback oder Rückkopplung ist das, was den Kreis der Evolution schließt. Individuen, aber auch Organisationen, können aus Feedback (des Marktes, der Kunden, der Mitarbeiter) Erkenntnisse generieren, die ihnen Adaption ermöglichen – bewusste Evolution. Einem »visionären« Unternehmen ist Feedback aber eigentlich egal. Das Management weiß ja, wo es langgeht! Wenn etwas misslingt, haben es »die Kunden eben einfach noch nicht verstanden«. Oder »der Markt war noch nicht reif«. Und schon verabschiedet sich das Management auf den Golfplatz, meist mit einer satten Abfindung …
    Genau das zeigen die Fallbeispiele der Tom Peters’schen »Brillanz«. Die großartigen Unternehmen, die auf dem besten Weg in die Zukunft waren, hatten ihr inneres Adaptionssystem weitgehend abgeschaltet. Sie scheiterten aufgrund ihres zur Planung geronnenen Erfolgs an der nächsten Spielregeländerung.
    Samuel Becketts aufmunterndes Diktum: »Immer versucht. / Immer gescheitert. / Einerlei. / Wieder versuchen. / Wieder scheitern. / Besser scheitern«, kann man auch als Leitmotiv über das Konzept der nimmermüden Evolution schreiben. Die Evolution »fräst« aus den unendlichen Möglichkeiten, die die Zukunft bietet, eine Art Negativkopie heraus – ganz so, wie ein Bildhauer unentwegt etwas weglässt, um am Ende die Figur aus dem Stein zu »befreien«. Auf ähnliche Weise entwickeln erfolgreiche Unternehmen, aber auch Individuen und Gesellschaften, einen Pfad in die Zukunft aus Weglassen und Adaption.

    Apple etwa musste mehrere Male in seiner Geschichte fast Konkurs gehen, um die Lektion zu lernen. Die Firma scheiterte unentwegt an der Vision des einfach zu bedienenden, schönen, »kreativen« Computers, der aber in der PC-Welt der neunziger Jahre praktisch keine

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