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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Überreste von Prora an der Küste entlang, einer größenwahnsinnigen Ferienstadt, deren Rohbau die Nazi-Organisation »Kraft durch Freude« in den Jahren 1936 bis 1939 in den Ostseesand setzte, bevor der Krieg die Bauarbeiten stoppte. 10 000 Arbeiterfamilien und »Volksgenossen« sollten hier von 1940 an den Sommerurlaub verbringen. Teile des Gebäuderiegels dienten später der Roten Armee als Übungsplatz und verwandelten sich in skelettierte Ruinen. Ein immerhin ein Kilometer langer erhaltener Teil beherbergt heute pittoreske Pensionen, kreative Kleingeweberbetriebe und bunte Jugendherbergen.
    Wer durch die Kiefernwälder an dem gewaltigen Bauwerk entlangwandert, bekommt noch einmal eine dumpfe Ahnung von dem, was die Nazi-Ideologie für viele Menschen so anziehend machte. Prora war eine gigantische Wellness-Anlage für »Volksgenossen«. Gesundheitsbäder und tempelähnliche Strukturen sowie eine Kulturhalle im griechisch-römischen Stil sollten das Zentrum bilden. Unterhaltungsdampfer, auf denen der Berliner
Arbeiter samt Familie mit Tanzmusik und Delikatessen verwöhnt wurde, sollten direkt an einer großen Kaianlage anlegen. Brot und Spiele, im XXL-Format.
    Wer mit »Spengler-Brille« am Strand von Rügen entlangwandert, für den erzählen die Ruinen nur von einem gewaltigen Scheitern. Sie wirken wie ein Menetekel zukünftiger Ereignisse, wie eine Niederlage, die uns in die Zukunft verfolgt. Aus anderem Blickwinkel betrachtet ist es jedoch eher ein Lehrstück über den Segen des Untergangs. Deutschland, ein Kulturland wie die anderen europäischen Nationen, war vor gerade einmal sieben Jahrzehnten eine tyrannische Barbarei. Als diese im Grauen des Zweiten Weltkriegs zu Ende ging, glaubte niemand, dass aus Deutschland mehr werden könnte als eine rückständige Ackerlandschaft. Aber die Geschichte schrieb eine andere Story. Aus den Ruinen entstand eine neue, moderne, weltoffene Gesellschaft.
    Nicht nur die Zukunft ist ungewiss, auch die Vergangenheit ist alles andere als »sicher«, denn ihre Interpretation unterliegt mentalen Projektionen und ideologischen Mustern. In der Erzählung vom programmierten Untergang finden wir mit unseren Lebensängsten Halt und Entlastung: Es ist ja ein Naturgesetz, wir können nichts dafür! Die Wirklichkeit ist in mancher Hinsicht banaler und vielleicht auch erschreckender: In menschlichen Kulturen finden ständig Aufstiege, Krisen und Untergänge, Neuorganisationen statt. Die Geschichte der Zivilisation ist ein Tasten und Suchen, ein Stolpern und Irren, und manchmal, eher selten, lässt dieser Prozess auch begehbare Ruinen zurück.
    Wäre es da nicht schön, wenn wir die Zukunft aus der Vergangenheit berechnen könnten, in einer goldenen Regel vom Kommen und Gehen, vom Auf und Ab? Aber so einfach ist es nicht. Die Welt wandelt sich nach subtileren Gesetzen.
    In unseren Geschichtsbüchern und ängstlichen Hirnen geistert derweil Spengler weiterhin als ewiger Untoter herum und mit ihm die Verachtung für die »kalte« Zivilisation mit ihren ewigen Kompromissen und Profanitäten.

4 Der Tanz der Evolution
    Im Jahr 1982 schrieb Tom Peters, ein talentierter McKinsey-Berater, zusammen mit seinem Kollegen Robert Waterman den Business-Weltbestseller »In Search of Excellence«. 1 Mit dieser Analyse der wahrhaft brillanten Unternehmen Amerikas begründete Peters seinen Ruf als globaler Management-Guru, der beantworten konnte, was eine Firma wirklich zukunftsfähig macht. Zu den Brillanz-Kriterien gehörten Innovationsstärke, technische Meisterschaft, operative Effektivität, ein »erleuchtetes Management«, ein einmaliges Wertschöpfungsmodell und eine starke Vision. Peters und sein Team untersuchten 43 amerikanische Großunternehmen, die Anfang der achtziger Jahre die Lokomotiven der amerikanischen Wirtschaft repräsentierten. Dazu gehörten erfolgreiche Giganten wie US Steel, mit fast einer Viertelmillion Mitarbeitern, oder die Computerfirma Atari, die im brandneuen Videospielmarkt die Poleposition besetzte.
    Mitte der achtziger Jahre, kaum zwei Jahre nach Erscheinen des Buches, war rund ein Drittel der Superkonzerne, die Peters und Waterman ausgemacht hatten, in ernsthaften ökonomischen Schwierigkeiten. Ein Jahrzehnt später war rund die Hälfte der geschilderten Firmen entweder unbedeutend, aufgekauft oder nicht mehr am Markt. Wer kennt heute noch Giganten wie Pullmann oder Singer, die Anfang der Achtziger zweistellige Milliardenumsätze erzielten? Wer kann sich heute noch an

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