Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Supermacho Berlusconi an der Macht gehalten?
Sehen wir uns dazu zwei Wortwolken an, die das Vorkommen von Schlüsselwörtern in den Titelzeilen zweier amerikanischer Zeitschriften über drei Jahre hinweg darstellen. »Maxim« ist ein Magazin für Männerfreuden aller Art, »Cosmopolitan« eine traditionsreiche Frauenzeitung. 8 Welche Wortverteilung gehört zu welcher Zeitschrift?
Die obere Wolke gehört zu »Cosmo«, die untere zu »Maxim«. Sex kommt in »Cosmopolitan« noch öfter vor als bei den Jungs von »Maxim«. Ist das Emanzipation? Oder Korruption durch das Schweine-Patriarchat? Wer in die Zeitschriften hineinliest, wird noch verwirrter. »Cosmopolitan« propagiert, nüchtern betrachtet, einen knallharten weiblichen Sexismus, gepaart mit egoistischem Hedonismus. Unverhohlen wird zum Vernaschen und Verführen von Männern aufgerufen, nach dem Motto »Frauen sollten sich nehmen,
was sie kriegen können, vor allem ihren Orgasmus!«. Die Texte dieses »naughty-Kultes« werden von selbstbewussten Frauen geschrieben und von weiblichen Chefredakteuren bestellt. Sind Frauen wirklich so anders als Männer, wie es die Rollenklischees, auch die politisch korrekten, uns heute vormachen wollen? Nehmen wir das Beispiel »Multitasking«. Frauen, so geht die Legende, können besser »mehrere Dinge gleichzeitig jonglieren« – schließlich haben sie das in ihrer historischen Mehrfachbelastung als Kindererzieher und Hausmanager plus Berufstätige gelernt. Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, das echtes Multitasking, also die Fähigkeit, mehrere Dinge tatsächlich im selben Augenblick zu tun, weder wirklich möglich ist, noch produktiv – und das gilt für beide Geschlechter. Das menschliche Hirn ist einfach nicht in der Lage, mehrere Dinge effektiv parallel auszuführen. Er wird immer langsamer, wenn es mehrere Dinge gleichzeitig tun muss. Und neigt zum Versagen. 9
Ein andere Überzeugung: Frauen sind kommunikativer als Männer. Matthias Mehl von der University of Arizona fand in einer breiten Studie heraus, dass (amerikanische) Männer an einem Tag im Schnitt 15 700 Wörter benutzen, Frauen 16 200 – nicht gerade ein signifikanter Unterschied. 10 Marion Eals und Irwin Silberman von der Universität York wiesen in einer Studie nach, dass Frauen tatsächlich 60 bis 70 Prozent mehr Gegenstände memorieren können, die sie in einem Raum vorfinden – eine Fähigkeit, die sie auch zum Beurteilen eines Mannes bei der Partnerwahl benutzen. 11 Das lässt sich zurückführen auf die größere Ausprägung des frontalen Kortex bei Frauen. Bei Männern hingegen ist der parietale Kortex ausgeprägter, in dem die Orientierungsfunktionen konzentriert sind. Frauen haben im Durchschnitt einen etwas größeren Hippocampus – das Gedächtniszentrum –, Männer jedoch eine etwas größere Amygdala – das Erregungs- und Angstzentrum des Gehirns. Der limbische Kortex, der die Emotionen reguliert, ist bei Frauen etwas größer, ebenso wie die Verbindungsbrücke zwischen den Hirnhälften, das Corpus callosum. 12
Soziales und kooperatives Verhalten, so lautet eine verbreitete Überzeugung, ist genuin weibliches Verhalten. Warum aber verhalten
sich dann Frauen in vielen beruflichen und privaten Situationen eher konkurrenzbetonter als Männer? Weil Männer in Jahrhunderten des Machterhalts Kooperation und Kompromiss im Sinne gemeinsamer (Karriere-)Ziele geübt haben. Das Problem mit dem »sozialen Verhalten« ist zudem, dass nicht klar ist, worauf es sich bezieht. Wenn Mütter auf Klassentreffen in der Schule ihre Sprösslinge glorifizieren und die Kinder der anderen Mütter denunzieren, dann handeln sie in der Tat sozial. Im Sinne der kleinsten sozialen Kampfeinheit, der Familie.
Mad Men, Mad Women
»Mad Men«, eines der großen Kultprodukte des neuen amerikanischen Serienfernsehens, zeigt uns eine Welt, in der Männer unentwegt rauchen und ordentlich trinken, Auto fahren und unglaublich zynisch sind. Dabei sehen sie auch noch gut aus in ihren meist taillierten Anzügen. Frauen sind derweil naiv und/oder verführerisch. Sie kämpfen mit dem Haushalt, der Mutterschaft, den unzuverlässigen Typen, um ihre berufliche Würde, um fundamentale Rechte wie Abtreibung und Verhütung. Beide Geschlechter kämpfen eigentlich unentwegt – gegen- und miteinander.
Wer die Serie etwas länger verfolgt, erlebt plötzlich eine Art Gender-Rollback. Man findet diese Rollenverteilungen plötzlich plausibel, ja geradezu faszinierend. Viele, auch
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