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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Anzahl der Frauen in den Verwaltungs- und mittleren Politikpositionen schneller. Die Weltbank schätzt, dass das Einkommen der Frauen in den nächsten fünf Jahren bezogen auf den ganzen Globus um ein Drittel steigt, während das der Männer um nur einige magere Prozentpunkte zunimmt. Immer mehr Länder werden von Frauen regiert, nicht nur Deutschland, auch die Riesenländer Argentinien und Brasilien haben derzeit weibliche Regierungschefs. Aber der Megatrend Frauen ist vor allem in den ganz alltäglichen Bereichen sichtbar und wirkt auf den subtilen Ebenen der Deutungsmacht. Eltern in der westlichen Welt wünschen sich heute, anders als früher, überwiegend ein Mädchen statt einem Sohn. Die Idee, dass junge Frauen »so schnell wie möglich unter die Haube müssen«, ist in Nordamerika wie Europa schlichtweg nicht mehr gesellschaftsfähig.
    Eine »weiblichere« Welt muss nicht schöner, harmonischer, netter, friedlicher sein als eine Welt der harten Kerle. Der letztlich siegreiche Feldzug gegen Gaddafi im Jahr 2011 wäre sehr wahrscheinlich nicht zustande gekommen, hätten nicht drei kluge, netzwerkende Frauen alle Register gezogen (im Zusammenwirken mit einem sehr männlichen französischen Intellektuellen, Bernard-Henri Lévy). Hillary Clinton, die amerikanische Außenministerin, stand im Frühjahr 2011 so lange vor der Tür des Oval Office, bis der eher zögerliche Barack Obama die Bomber in letzter Minute ins Mittelmeer schickte. Ihre beiden Freundinnen Samantha Power (Sicherheitsberaterin im Weißen Haus) und Susan Rice (UN-Beauftragte der USA) formulierten und erzwangen in nächtelangen Sitzungen die Libyen-Resolution des Weltsicherheitsrates, die nicht nur eine Flugverbotszone, sondern auch Luftangriffe auf Gaddafis Truppen erlaubte. Nur deshalb wurde ein Massaker in Bengasi verhindert.
    Frauen sind anders. Sie üben Gewalt aus anderen Gründen als Männer aus. Wenn Frauen in den Krieg ziehen, wollen sie in der Regel etwas verhindern. Zum Beispiel, dass Männer sich gegenseitig (und Frauen und Kinder) umbringen. Frauen werden eher aus Sorge aggressiv.

    Das uralte Spiel zwischen Mann und Frau wird also mit Sicherheit nicht zugunsten der Frauen beendet, wie es viele verunsicherte Männer fürchten, die eine Ära der »Frauenherrschaft« heraufziehen sehen. Es geht in eine neue Schleife, in der sich die Elemente des Weiblichen und des Männlichen neu mischen. Männer entdecken ihre weiblichen Elemente und Frauen ihre männlichen. Aber Frauen spielen, wenn es ihnen zum Vorteil gereicht, auch offener und radikaler mit ihren weiblichen Attributen, genau wie die Männer ihre Männlichkeit herausstellen. Das Ergebnis dieses Prozesses ähnelt dem Differenz-Paradox der Globalisierung auf einer anderen Ebene. In der Mitte, also dort, wo die Alltagskultur das Liebes- und Partnerschaftsverhalten regelt, aber auch den Umgang mit Geld und Macht moderiert, wird die globale Gesellschaft tatsächlich androgyner. An den Rändern ähnelt unsere neue Multi-Gender-Welt eher einem dichten Dschungel mit unglaublich vielen Abweichungen, Nischen, exotischen Extremen, buntem Gefieder, Geschrei und Geschnatter. Männer und Frauenrollen individualisieren sich – und folgen damit einem weiteren zentralen Veränderungsmuster unserer Kultur.

8 Individualisierung – das Abenteuer Selbst
    Wandert man in Frankfurt am Main den Fluss entlang nach Osten, gegenüber dem neu aufragenden Bankenturm der Europäischen Zentralbank, findet man unweit des Restaurants Gerbermühle – hier soll Goethe einige Monate geliebt und geschrieben haben – in einem kleinen Park am Flussufer ein seltsames Denkmal. Ein Sockel steht dort, einfach nur ein Sockel aus rotem Sandstein. Auf der Vorderseite prangt in klassizistischer goldener Gravur das Wort »ich«. Das Podest ist von hinten über drei Steinstufen betretbar. Auf einer kleinen Plakette an der Seite ist zu lesen: »Jeder Mensch ist einzigartig. Das gilt natürlich auch für alle Tiere. Halten Sie es fest für immer. Hier.«

    Paare, Passanten, Jogger, Banker, Spaziergänger mit und ohne Hund gehen vorbei, stutzen, wundern sich, kichern … Wer ist denn ICH? Hat der wirklich gelebt? Wie kann man nur ICH heißen? War das ein Vor- oder ein Nachname?

    Ach wo, das ist doch nicht ernst gemeint!
    Soll man sich wirklich hier draufstellen?
    Warum nicht? Fühlst du dich nicht wichtig?
    Angeber!
    Einige trauen sich, die Plattform zu erklimmen. Kinder, Paare, Passanten. Unsicher stehen sie oben, wackeln mit

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