Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
dumme, gestörte, asoziale Männer als Frauen. Aber es gibt eben auch mehr Extremsportler, Extremleister und unruhig-narzisstischkreativ-verrückt-geniale Männer. Wobei »mehr« relativ ist. »Mehr« bedeutet vielleicht nur vier oder fünf »Extremisten« pro tausend.
Was statistisch nicht sehr relevant erscheint. Doch es sind gerade diese wenigen »Extremmänner«, die den kleinen Unterschied riesig aussehen lassen. Im Terrorismus wie bei den Nobelpreisen.
Frauen sind, so könnte man Susan Pinkers Erkenntnis zusammenfassen, im Durchschnitt einfach normaler. Ihre Fähigkeiten, Talente, Lebensausrichtungen bewegen sich überwiegend in einem eher mittleren Verteilungsspektrum. Männer hingegen verstärken ihre Extremtalente zusätzlich durch Wettbewerb untereinander. Dadurch werden männliche Spitzenleistungen regelrecht gezüchtet. Dieser »Hang zu Extremen« hat allerdings seinen Preis – Männer leben ungesünder, gewalttätiger, kürzer und in vieler Hinsicht psychisch labiler als Frauen.
Von allen Theorien über die Geschlechterdifferenz ist dies die nüchternste und plausibelste: Ja, es existieren im Durchschnitt kleine Unterschiede zwischen Mann und Frau. Die kleinen Unterschiede werden je nach Kultur verstärkt oder gedämmt. Im schönen Schweden sind sie durch eine entsprechend getrimmte Soziokultur inzwischen fast unbedeutend. In einer brüllend heißen Wüstenregion, die jahrtausende von Clan-Nomaden bewohnt wurde, bleiben die harten Kontraste zwischen Männer- und Frauenrollen auch noch in klimatisierten Hochhäusern intakt.
Die Ausgangsunterschiede zwischen Mann und Frau lassen sich letztlich auf die Evolution zurückführen. Hunderttausende von Jahren gingen vor allem Männer auf die Jagd, während die Frauen im Umfeld der Behausung Pflanzen und Wurzeln sammelten und die Kinder und Tiere hüteten. In vielen Kulturen gingen zwar auch Frauen jagen und die Männer »kümmerten« sich, aber menschliche Säuglinge sind ein aufwendiges Geschäft. Um sie aufzuziehen, benötigt man die Fähigkeit, auszugleichen, zu moderieren, vorausschauend zu planen. Das erzeugt eine gewisse mütterliche Spezialisierung. Männer entwickelten hingegen eine etwas andere körperlich-seelische Konstitution. Ihr endokrines System hat eine Art Turbogang, der sie befähigt, Gefahrensituationen besser zu bewältigen, indem sie in kürzerer Zeit höhere Leistungen abrufen können. 7
Ein paar tausend Jahre agrarischer Domestizierung haben dieses System nicht abschaffen können. Aber »Kultur«, in welcher Form auch immer, moderiert und modifiziert die Unterschiede in der einen oder anderen Weise. Unter bestimmten Umweltbedingungen werden weibliche Eigenschaften mächtig, unter anderen männliche Fähigkeiten verstärkt. Das größte Problem der menschlichen Kultur war immer der »männliche Überschuss«. Wo Menschengruppen sich in Konflikten, Rivalitäten, Unsicherheiten befanden, wurde das kämpferisch-männliche Element verstärkt. Kämpfende Männer prägen in der Tat die Geschichte. Aber was passiert mit diesen Energien, wenn die Gesellschaft friedlicher, kooperativer, globalisierter wird? Wenn Handel und Wandel die historische Normalität bilden, anstelle von Krieg, Kampf und Konflikt? Dann wird das Erregungssystem männlicher Prägung ein Problem.
… und sein Gegenteil
Versuchen wir es noch einmal völlig politisch unkorrekt: mit Klischees. Sortieren wir »männliches« und »weibliches« Verhalten einmal entlang klassischer Attribute:
Männlich: dominant, zielorientiert, logisch, aktiv, risikofreudig, konfliktsuchend, kausal, taktisch, konkurrenzbetont, strategisch, rational, aggressiv, egoistisch.
Weiblich: fürsorgend, vorsorgend, passiv, absichernd, umsichtig, vorsichtig, ausgleichend, emotional, netzwerkend, sozial.
Wenn man diese Liste »aus der Ferne« betrachtet, scheint sie stimmig. Kennen wir alles. Schaut man sie sich jedoch aus der Nähe an, werden die Dinge seltsam unscharf. Können Frauen nicht auch aggressiv und zielorientiert sein – nur mit anderen Mitteln? Handeln Männer als Broterwerber und »Businessmen« oder auch als Väter nicht ebenfalls verantwortungsbewusst, ja sogar hoch emotional? Frauen verhalten sich immer wieder dominant, konfliktsuchend, konkurrenzbetont – nicht zuletzt, wenn sie es müssen, etwa beim Kindererziehen. Männer netzwerken, deshalb sind sie ja gerade so erfolgreich: weil sie das Drahtziehen gelernt haben!
Und haben Frauen nicht als stärkste Wählergruppe jahrelang den
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