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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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feministische Kulturen tatsächlich existieren – warum sind sie dann so selten? Und wie sieht die Zukunft dieser Gesellschaften aus? Werden die Mosuo-Frauen irgendwann mit Porsche besitzenden Han-Chinesen über alle sieben Berge davonfahren? Schon heute werden die Mosuo-Dörfer immer häufiger von männlichen Gaffern und Touristen belagert, die gehört haben, dass die Frauen dort »leichtfertig« sein sollen. Aber genau das sind Mosuo-Frauen nicht. Sie sind nur wählerisch.

    Wenn es stimmt, dass die Frauen in vielen Gesellschaften sich aus traditionellen Rollenmustern befreien und stärker an Einfluss gewinnen, in Wirtschaft und Politik zunehmend in Führungspositionen aufsteigen, konsequenter und flächendeckender an der Bildung teilhaben, kurz, wenn es den Megatrend Frauen tatsächlich gibt – und alle Daten und Fakten, egal ob wir die Bildungs- oder Erwerbsindikatoren messen, die Trends bei der Anzahl der Frauen in Führungspositionen oder politischen Ämtern, aber auch die öffentliche Meinung in vielen Ländern der Erde sprechen dafür 2 –, dann ist die Frage, wohin er uns führt. Ins tibetische Hochland? Oder in eine ganz andere, noch unbekannte Lebenslandschaft?
    Der kleine Unterschied
    Wenn wir wissen wollen, wohin die Reise geht, kommen wir nicht umhin, noch einmal die Grundfrage aufzuwerfen: Was unterscheidet Männer und Frauen? Tausende von Büchern sind bereits über diese Frage aller Fragen geschrieben worden. Millionen Talk- und Witzshows bieten mal billige, zum Schenkelklopfen und Grölen einladende, manchmal auch nachdenkliche Antworten. Selbst innerhalb des Feminismus ist der Streit nicht beendet, im Gegenteil. Sind es die männlichen Machtstrukturen, die die Geschlechterdifferenzen konstruiert haben? Sind die Mann-Frau-Unterschiede nur Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen, kulturelle Konstrukte, die uns unser patriarchal verseuchtes Hirn suggeriert, und Jungs wollen »eigentlich« ebenso gern mit Puppen spielen wie Mädchen? Oder sind die Gene und Hormone für unüberwindbare Unterschiede verantwortlich, die Mitgift der Evolution?
    Wenn man – wie meine halbe Generation – viele Jahre versucht hat, Kinder quer zu den Geschlechterrollen zu erziehen, überkommen einen zumindest milde Zweifel an der Gleichheitsthese. Wer erlebt hat, wie die kleine Lena ihre Spielbagger abends schlafen legte, zudeckte und ihnen ein Lied vorsang, obwohl nichts in Lenas Kinderzimmer rosa oder flauschig oder sonst wie feminin designt war, der gerät ins sanfte Grübeln. Wer als genuiner Pazifist zwei aufgeweckte Jungs ohne allzu großes Kindheitstrauma ein halbes
Elternleben vom ewigen Tschaka-Tschaka-ballabum abzubringen versuchte, nur um sie mit 16 im Land der Ego-Shooter verschwinden zu sehen, kapituliert irgendwann vor der Unmöglichkeit, das Gleichheitsgebot umzusetzen. 3
    In der menschlichen Entwicklung spielen Hormone ohne Zweifel eine prägende Rolle. Autismus, so hat der Entwicklungspsychologe Simon Baron-Cohen nachgewiesen, hat mit einem hohen Testosteronlevel in einem frühen Stadium der Embryonalentwicklung zu tun – ist also eigentlich eine Extremform der Männlichkeit. Hohe Testosteronwerte korrelieren demnach negativ mit dem Maß der Empathiefähigkeit. 4 Umgekehrt leiden auch Frauen, deren ganzes Leben darum kreist, dass sie von Männern begehrt werden wollen – die vom Schminktisch ihrer Pubertät nicht mehr loskommen – , unter einer hormonellen Extremsteuerung.
    Simon Baron-Cohen hat in seinen Langzeit-Untersuchungen bestätigt, dass Frauen hinsichtlich der Empathiefähigkeit deutlich besser abschneiden. Ihr Empathiequotient (EQ), der über die Fähigkeit Auskunft gibt, mit anderen Menschen mitzufühlen, ist im Vergleich zu den Männern auf einer Skala zwischen 1 und 6 fast um einen ganzen Punkt nach oben verschoben. Männer hingegen »scoren« auf einer Skala, die über die Fähigkeit zur Mustererkennung und Abstraktion Auskunft gibt, ungefähr einen Punkt höher als die Frauen. 5
    Die kanadische Entwicklungspsychologin Susan Pinker behauptet, dass Männer und Frauen sich in vielem ähneln, aber an den Rändern unterscheiden – dort, wo es um Extrembegabung und extreme Risikobereitschaft geht. 6 Wieso sind die Nobelpreisträger immer noch zu 90 Prozent männlich, wenn doch Frauen überall auf der Welt die Männer in Sachen Bildung überholt haben? Männer, so Pinker, haben eine »polarisierte Verteilungskurve« ihrer Fähigkeiten. Es gibt sehr viel mehr außerordentlich leistungsschwache,

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