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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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dunkles, metallisches Loch. Die Haut um das Loch ist bläulich verfärbt. Durch diese Schnittstelle kann Kevin Warwick sein Nervensystem mit einem Computer verbinden. Die Operation, im Jahr 2002 vor laufenden Kameras ausgeführt, versetzt ihn angeblich in die Lage, einen Roboterarm zu kontrollieren. Und theoretisch kann man darüber von außen auf seinen Körper zugreifen und ihn durch elektrische Impulse steuern.
    Kevin Warwick ist ein menschlicher Cyborg.
    Wir schreiben das Jahr 2007. Warwick spricht als »special guest« auf der »European Futurists Conference«. Rund 100 Zukunftsforscher aus 20 europäischen Ländern, dazu einige Ehrengäste aus Korea und den USA, speisen im Ballsaal eines etwas verblichenen Grandhotels im idyllischen Luzern in der Zentralschweiz. Soeben hat ein Dinner bei Kerzenlicht seinen Höhepunkt erreicht.
    »In den kommenden Jahren«, ertönt Warwicks sonore Stimme von der Bühne, »werden Maschinen existieren, die tausendmal intelligenter sind als der Mensch. Wir haben demnächst die Möglichkeiten, die menschlichen Kapazitäten radikal und konsequent zu verbessern. Krankheiten auszurotten und Leiden abzuschaffen. In der zweiten Stufe werden wir die Fähigkeiten des Menschen direkt verbessern – um den Faktor tausend, wenn nicht eine Million! Als Erstes werden wir unsere Hirnfähigkeiten boosten …«
    Neben mir sitzt ein junger Trendscout aus Stuttgart und hält angestrengt seinen iPod zum Aufnehmen in Richtung Bühne. Daneben macht eine eher skeptisch wirkende Frau um die 50, die
im Change-Management eines Großunternehmens tätig ist, Notizen. Die Kellner wirken, als wären sie aus einem Fünfziger-Jahre-Film in die Gegenwart gefallen.
    »Menschen verstehen die Welt nur in drei Dimensionen. Sie kommunizieren in einer sehr verlangsamten Art und Weise. Mit verbessertem sensorischen Input können wir das optimieren. Wir können Menschen zu Superbeings machen.«
    Ein Cyborg ist ein kybernetischer Organismus. Halb Mensch, halb Maschine. Warwick ist seit seiner Operation ein gefragter Interviewpartner in populären Wissenschaftssendungen mit Namen wie »Nano« oder »Cyber« oder »Magische Wunder von morgen«. Der Film seiner Operation wurde im Internet eine Million Mal heruntergeladen.
    Nach einer Stunde menschlicher Unterlegenheitsgefühle, schweren Rotweins und noch schwererer Pralinen sinken wir in einen Dämmerzustand. Durch eine offene Tapetentür kann ich philippinische Hotelangestellte sehen, die mit blauen Plastikhauben über den Haaren das Silberbesteck für das Frühstück sortierten. Ein uralter, muffiger Geruch weht aus der Küche, nach Spülwasser und alten Essensresten. Plötzlich erinnert mich das Ganze an ein erleuchtendes Satirewerk des legendären Science-Fiction-Gurus Stanislaw Lem.
    In »Der futurologische Kongress« besucht der Raumfahrer Ijon Tichy eine Versammlung in Costricana, einer Hightech-Bananenrepublik. Er findet heraus, dass der Diktator des Landes das Trinkwasser mit Benignatoren versetzt hat, bösartigen chemischen Beruhigungsmitteln, die die Bürger in Trance versetzen. Ein Krieg bricht aus. Zusammen mit dem berühmten Professor Trottelreiner flieht Tichy in die Kanalisation unterhalb des Kongresshotels, erlebt dort eine Menge Halluzinationen, fällt in flüssigen Stickstoff und wacht schließlich im Jahr 2039 wieder auf. Die Welt hat sich verändert. Es herrschen Frieden und allgemeiner Wohlstand. Über das Wetter wird abgestimmt, und Tote können wiederbelebt werden. Ich schlafe unruhig in dieser Nacht am Vierwaldstädter See.

    Der Mythos der künstlichen Intelligenz
    Gibt es einen »Megatrend Hypertechnologie«? Einen »Megatrend der rasenden technischen Beschleunigung«?
    Um den technischen Fortschritt zu verstehen, sollte man bisweilen Zug fahren. Aber nicht mit einem jener Hochgeschwindigkeitszüge, hinter deren getönten Scheiben die Landschaft zu einem abstrakten Muster verschwimmt. Sondern mit einem quietschenden, nach oxidiertem Eisen riechenden »Eilzug«, der noch in den Vorortstationen mit Doppelnamen hält. Castrop-Dettenhausen. Barmbek-Uhlenhorst. Diedenbergen an der Schwupper.
    Man sieht hinein in Wohnungen, wo auf braunen Cordsofas Männer mit Feinrippunterhemden sitzen und Bier neben halbwelken Zimmerpflanzen trinken. Der Blick streift über Gewerbehöfe mit Lastern ohne Reifen, aus denen Öl in den bröckeligen Betonboden sickert. Aufgelassene Fabrikareale, auf denen Brennesseln wuchern. Man fährt durch eine Welt aus Mauern:

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