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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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notwendig und produktiv. Sie sind keine Unfälle, Abweichungen vom »Normalzustand«, die uns zwingen, »das alte Gleichgewicht« wiederherzustellen und »das System« zu reparieren. Im Kondratieff-Schumpeter-Denken bilden sich neue Ordnungen aus Krisen heraus.
    Die zweite Botschaft lautet: Es sind die menschlichen Bedürfnisse, die die Fortschritts- und Wellenprozesse steuern. Das, was uns als »anonymes System« erscheint, hat immer einen menschlichen Nachfragekern. Das gilt nicht zuletzt für die Technologie: Es sind die Sehnsüchte, Wünsche, menschlichen Unzulänglichkeiten, nicht ein anonymes Macht- oder historisches Zufallsprinzip, das wir ins Zentrum des technologischen Prozesses setzen müssen.
    Und die dritte Botschaft: Die politische Matrix des 20. Jahrhunderts führt uns nicht weiter. »Links« und »Rechts«, »Marktprinzip« und »Staatsprimat«, »Neoliberalismus« versus »Marktsteuerung« – all dies sind unterkomplexe Weltbetrachtungen. Beide Systeme, der reine Sozialismus wie der totale Kapitalismus, müssen versagen. Um die Welt im Blick nach vorne zu verstehen, müssen wir diese Entweder-oder-Logik überwinden.
    Kondratieff und Schumpeter waren Pioniere einer Wissenschaft und Denkweise, die wir als evolutionäre Humanökonomie bezeichnen können. Krisen sind Folgen und Symptome von Selbststeuerungsprozessen, in denen Gesellschaft, Ökonomie, Technik und politische Sphäre vorankommen. Damit etwas Neues entstehen kann, muss das Alte zerbrechen. Wie in der Natur ist dieser Prozess
nicht immer schön anzusehen. Er fordert Opfer. Aber diese werden durch den nachfolgenden Auf bruch, den nächsten Aufschwung kompensiert. Sie lassen sich nicht durch Steuerung, aber durch Navigation zumindest verringern.
    Erst in diesem evolutionsökonomischen Denken lässt sich über Zukunft produktiv und ohne überbordende Angst nachdenken. Wohlstand und Zivilisation entstehen nicht durch perfekte Mittel der Steuerung, durch Steigerungen von Kontrolle. Sondern durch Adaptivität. Nicht die Robustheit von Systemen im Sinne von »eiserner Krisenfestigkeit« ist das Ziel, sondern die Resilienz , die Widerstandsfähigkeit. Fortschritt entsteht dadurch, dass eine Gesellschaft in der Lage ist, Lernprozesse zu organisieren. Persönliches Wachstum ist ein Resultat von zugelassenen Krisen. Aus der Sicht dieses dynamischen Weltverständnisses können wir klügere Fragen an die Zukunft stellen:
    Was sind die kommenden Knappheiten? Wenn jeder ökonomische Boom einen neuen Mangel erzeugt – was ist dann der Mangel, den die Computer-Revolution hervorbringt? Das Internet erzeugt eine Informations- und Reizflut und einen generellen Mangel an Orientierung, Sortierung, Übersicht. Was könnte diese Knappheit (er)lösen, die durch Überfülle und Unterkomplexität entsteht?
    Wohin fließen die großen Investitionen der Zukunft? Die Boom-Phasen der Wirtschaft werden stets von massiven Investitionen in eine neue, teure Infrastruktur angetrieben. Wie könnte das Kanalsystem, das Eisenbahnnetz, das Stromnetz, das Straßensystem der Zukunft aussehen?
    Welche Schlüsseltechnologien lassen sich antizipieren? Welche Erfindungen und Entdeckungen könnten eine ähnlich weitreichende Wirkung haben wie die Dampfkraft oder die Erfindung des Transistors? Und wie verändert sich der Prozess der Erfindung und Entdeckung selbst – gibt es in Zukunft überhaupt noch bahnbrechende Technikdurchbrüche wie vor 100 oder 200 Jahren?
    Welche Rolle spielt die menschliche Kultur? Mindestens so wichtig wie der Fortschritt der Technologie sind die Modalitäten, in denen Menschen miteinander kommunizieren, ihre mentalen
und psychologischen Fähigkeiten entwickeln, ihre Organisationen gestalten und ihre Lernprozesse organisieren. Dieser Aspekt ist in den meisten Zukunfts-Zyklen-Theorien bislang vernachlässigt worden. Ich glaube jedoch, dass hier der wahre Schlüssel zum nächsten Kondratieff-Zyklus zu finden ist. Wie auch immer: Wenn die 50-Jahres-Regel der Vergangenheit auch in der Zukunft gilt, sollten wir uns heute in der Abschwung-Turbulenz zwischen dem fünften – dem Computer-Kondratieff-Zyklus – und dem sechsten Kondratieff-Zyklus befinden. Dieser müsste seinen Höhepunkt etwa im Jahre 2045 erreichen. Also praktisch übermorgen.

13 Die technische Illusion
    Der Mann auf der Bühne zieht seinen linken Jackettärmel zurück. Ein Raunen geht durch das Publikum, im Nacken stellt sich ein Ziehen ein. Man sieht es ganz deutlich in der blassen Armbeuge. Ein

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