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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Wundergerät, für das die Familie viele Monate gespart hatte. Sogar die Großmutter war für diesen magischen Moment vorbeigekommen. Sie bestand darauf, den Knopf für das erste Waschprogramm zu drücken.
    »Meine Großmutter hatte acht Kinder großgezogen. In ihrem ganzen Leben hatte sie mit Feuerholz Wasser gekocht und unendlich viel Wäsche mit der Hand gewaschen, und nun sollte sie sehen, wie Elektrizität diesen Job übernahm. Und als sie den Knopf drückte, blieb sie eineinhalb Stunden auf einem Stuhl vor dem Gerät sitzen und sah sich das ganze Programm an, vom Einweichen bis zum Schleudergang! Sie war hypnotisiert!«
    Gelächter brandet auf, als aus der geöffneten Waschmaschinentür plötzlich Bücher herausfallen (ein in der Waschmaschine versteckter Schauspieler warf sie hinaus).Weil Roslings Mutter nun nicht mehr stundenlang waschen musste, las sie dem kleinen Hans jeden Abend etwas vor. Wunderbare Bücher. So wurde die Grundlage dafür gelegt, dass er frühzeitig ein Interesse für alles Geschriebene bekam, gern auf die Schule ging, das Abitur machte und ein erfolgreicher verrückter Professor wurde! Und nicht Hans Rosling wurde gebildet, auch seine Mutter bildete sich durch das Vorlesen weiter!

    Besser kann niemand den »Kondratieff-Faktor« der freigesetzten Produktivität auf den Punkt bringen.
    In einer Low-Tech-Agrar-Gesellschaft sind 80 Prozent der Menschen, Männer, Frauen, Kinder, Alte, rund um die Uhr damit beschäftigt, mit einfachster Tätigkeit das Notwendigste zum Leben zu produzieren. In einer solchen Kultur kann es trotzdem Zeit für Rituale, Kultur und Gemeinschaft geben. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt. Erst wenn durch steigende Produktivität – via Technologie oder neue Organisationsformen – Überschüsse erzeugt werden, entsteht ökonomischer und sozialer Wandel, der zu Wohlstand führt.
    Industriell hergestellte Kleidung entlastete die Menschen von der monotonen Spinn- und Webarbeit. Die Dampfmaschine ermöglichte die Entwicklung eines öffentlichen Bildungssystems, weil sie lange, schwere Arbeit überflüssig machte. Bildung setzt sich auch immer dort durch, wo die Landwirtschaft produktiver wird, so dass der Kampf um das tägliche Brot nicht mehr den ganzen Tag verschlingt. 2 Die Eisenbahn verkürzte die endlosen Reise- und Transportzeiten. Strom, Chemie, Mechanik, die Massenproduktion selbst führten dazu, dass der Einzelne mehr Alltagstätigkeiten abgeben konnte. Da der Wohlstand stieg, konnte man kaufen, was man vorher mühsam selbst herstellen musste. Und hatte kostbare Zeit für sich zur Verfügung. Die Teilautomatisierung der Haushalte in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verlief parallel zum Aufstieg der Frauen in die höhere Bildung.
    Der Prozess des Fortschritts hat also immer zwei Seiten: die Steigerung der Produktivität und die Nachfrage nach »Höherem«. Erst wenn Menschen sich »zu Höherem befähigt und berufen« fühlen, beginnt die Zukunft.
    Es wäre verkürzt, Produktivität nur auf den Sektor der Produktion zu beziehen. Es geht um Freiheit und die Frage, wie man sie füllt. Steigende Produktivität befreit Menschen von stupiden Routinen, langweiliger Arbeit, hirntötender Wiederholung. Produktivität steigert nicht nur den Output an Gütern und Waren oder das berühmte Bruttosozialprodukt, sondern die Qualität
des Lebens. Die Möglichkeit des Geistigen. Die Komplexität der Kultur.
    Der Konflikt zwischen Kultur und Ökonomie, zwischen Technik und Mensch, wie er im alten bipolaren Denken, im Marxismus und in der klassischen »Sozialkritik« konstruiert wird, entspringt einer statischen Betrachtung eines dynamischen Systems. Die »kreative Zerstörung«, die der Kapitalismus so effektiv betreibt, ist die Bedingung eines Sozialkontraktes, der in die Zukunft weist. Die alte Sozialdemokratie, die die politische Phase der sechziger und siebziger Jahre prägte, hat das verstanden: Der Arbeiter sollte zum Bildungsbürger aufsteigen, indem die Wirtschaft sich unauf haltsam modernisierte. Aber darin liegt auch die Tragik des sozialdemokratischen Ideengebäudes: Wenn sich der Aufstieg vollzogen hat, ist der Arbeiter kein Arbeiter mehr – die Klasse des Proletariats zerfällt.
    Knapp ist immer das, was uns zum besseren Leben befähigt. Und Technologie konnte diese Knappheiten in den vergangenen zwei Jahrhunderten beseitigen und den Fortschritt auf eine neue Stufe heben. Was aber sind die Knappheiten, die nun auf uns zukommen?
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