Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
der »Energiekathedralen« (Großkraftwerke, Atomkraftwerke) hatten, auch zentralistische Sozialstrukturen präferiert. Aber es wird uns kein neues »Vorlesen« bescheren.
Die Knappheit der Rohstoffe
Lassen sich Rohstoffe »erschöpfen«? Natürlich, die Rohstoffknappheit ist doch überall sichtbar, wird jeder sagen. Das Denkmodell, das hinter einer solchen Annahme steht, ist geprägt von unseren jahrtausendealten Erfahrungen als Jäger, Sammler und als sesshafte Bauern, die auf regional begrenzte Ressourcen angewiesen waren.
Wenn das Wild ausbleibt, werden wir verhungern. Wenn die Kartoffeln gegessen sind, ist es aus mit uns. Wenn das Holz verbraucht ist, erfrieren wir.
Die Rohstoffe der Erde sind endlich, und deshalb muss sich in unserer Zivilisation alles ändern.
Alle Materialien des Universums setzen sich aus den im Periodensystem der Elemente versammelten 118 bekannten Atomen zusammen. Unter ihnen gibt es häufiger und weniger häufig vorkommende. Kohlenstoff zum Beispiel bildet etwa 0,1 Prozent aller Atome in der Erdkruste, das Sauerstoffatom 46 Prozent. Gold hingegen ist so selten (0,00000011 Prozent), dass alles Gold der Erde, würde man es in einen Würfel pressen, mit etwa 28 Meter Kantenlänge locker unter dem Eifelturm zu platzieren wäre.
Die meisten Rohstoffe, die wir für die Produktion von Gütern einsetzen, sind komplexe Moleküle. Erdöl zum Beispiel setzt sich aus Kohlenstoff (rund 85 Prozent), aber auch Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel zusammen. Neuerdings gibt es Firmen, die dieses Molekül synthetisch zusammensetzen. Sie gewinnen ein dem Erdöl praktisch identisches Molekül aus Stroh, Holzresten und notfalls Müll.
Viele Rohstoffe, die wir in großen Mengen benutzen, »verbrauchen« wir gar nicht. Wasser zum Beispiel lässt sich gar nicht »verbrauchen«, obwohl die Hälfte der Bevölkerung in den Industrienationen das glaubt. Wasser wird verunreinigt, in der Industrie oder im Zuge unserer täglichen Nutzung, und das kann ein Problem sein. Süßwasservorkommen schwinden in bestimmten Regionen, und das ist ein großes Problem. Grundsätzlich ist das H 2 O-Molekül auf der Erde aber im Wasserkreislauf immer ausreichend vorhanden. Die Gewinnung und Verteilung genießbaren Wassers auf der ganzen Erde ist die Aufgabe.
Rohstoffe variieren in ihren Anwendungen, Zusammensetzungen, in der Nachfrage nach ihnen. Die technischen Verfahren, in denen sie genutzt werden, unterliegen einem ständigen Wandel. Und da immer mehr Verfahren in immer mehr Bereichen (Mechanik, Chemie,
Molekularchemie, Biochemie) erschlossen werden, verbreitert sich unaufhörlich die Vielfalt und Variabilität der Nutzungen. 6
Eine »Rohstoffknappheit« existiert also immer nur unter der Annahme, dass
■ keine oder wenig neue Fundstellen erschlossen werden,
■ die genutzten Stoffe immer die gleichen sind,
■ die Art und Weise, wie wir sie nutzen, gleich bleibt,
■ die Stoffe bei Nutzung »verbraucht« werden im Sinne von molekularer Zerstörung oder späterer Unbrauchbarkeit.
Etwa 17 Elemente sind als so genannte »seltene Erden« bekannt (genau genommen sind es Metalle), darunter so exotisch klingende Elemente wie Scandium, Yttrium, Lanthan, Neodym. Seltene Erden sind zwar nicht wirklich alle selten, sie kommen aber tatsächlich selten in großen, kompakten Lagerstätten vor, was die Gewinnung aufwendiger gestaltet. Andere industriell genutzte Elemente wie Gallium, Indium, Phosphor haben auf den Weltmärkten in den letzten Jahren Verknappungen erfahren. Helium könnte innerhalb der kommenden Jahrzehnte knapp werden.
Viele der genannten Elemente sind für moderne Technologien unabdingbar. Sie finden Verwendung zum Beispiel in Computern und Handys, dienen als Katalysatoren in großindustriellen Prozessen oder werden in Leuchtmitteln eingesetzt. Der Wettlauf um die vielversprechenderen Lagerstätten ist daher verständlich. Hinzu kommt die Furcht, dass Rohstoffvorkommen Gegenstand politischer oder wirtschaftlicher Erpressung werden könnten. Einige Vorkommen von seltenen Erden liegen in China, was bereits zu Diskussionen über die Gefahr politisch gewollter künstlicher Verknappung führte.
Aber auch »seltene« Atome können nicht wirklich »verbraucht« werden – es sei denn, man würde sie mit thermonuklearen Energien spalten. Es liegt auf der Hand, dass bei steigendem Bedarf ein neuer Recycling-Markt entstehen wird. Es ist auch aus diesem Grund nicht sinnvoll, Elektroschrott nach Afrika zu
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