Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
einer Prognose – über das, was der Arbeitsmarkt fordern wird, wenn die Ausbildung endet. Letztlich führt sie deshalb zu einer Logik der Fremd-Bedarfssteuerung. Menschen werden an den Arbeitsmarkt angepasst. Ihre Fähigkeiten, Leidenschaften, Träume spielen dabei keine Rolle.
Ohne Zweifel sind wir hier auf einer heißen Spur, was die zentrale Knappheit der Zukunft betrifft – und die Möglichkeit, Produktivität zu steigern. Denn hier, im Ausbildungssystem, wird bisher eher Produktivität vernichtet.
Schon die Voraussicht, welches die »Jobs der Zukunft« sein werden, wird in einer zunehmend komplexeren Lebens- und Berufswelt immer schwieriger. Qualifikationen und Berufsbilder unterliegen Schweinezyklen: Die Nachfrage im Bereich sehr begehrter Berufe änderte sich bisweilen schon, noch während sich eine hohe Anzahl von Schülern in der Ausbildung befindet. Und: Alte Berufe verschwinden, neue entstehen schneller, als man das Wort Gewerbegebietsverordnung buchstabieren kann. Die Folge sind verlorene Ausbildungsinvestitionen.
Der zweite Faktor, der intrinsische, spielt eine noch größere Rolle. Menschen, die nicht das tun, was sie wollen, können und ersehnen, sind immer unproduktiv. Sie können funktionieren. Aber nie richtig gut sein. Vor allem werden sie leichter krank und sind schneller tot.
Viele der Elemente »kreativer Persönlichkeitsbildung« haben heute Einzug in die Schulen gefunden. Reste des ganzheitlichen, emanzipativen Bildungsideals – im Humboldt’schen Sinne war sie »allgemeine Charakterbildung«, die dem Menschen unabhängig vom »Stand« ein geistiges Leben ermöglichen sollte – halten sich in unseren Schulen oder erleben sogar eine neue Blüte im Waldorf-Boom,
im Montessori-Kult. Aber in seinem Kern ist unser Bildungssystem von den Bedürfnissen der Wirtschaft geprägt: Es liefert Ausbildungen, Abschlüsse, Noten. In einer zerbröselnden Nachfrage nach geringen Qualifikationen produzieren solche Reliktbildungssysteme zahlreiche Bildungsverlierer. Aufgrund der starken Verschulung und Formalisierung tun sich Schulen schwer, kreative Köpfe hervorzubringen, die jenseits von »Laufbahnen« und Berufsgarantien denken. Sie sind kaum in der Lage, kreative Eliten zu schaffen. Darum aber wird es in Zukunft gehen.
Bildung selbst ist ein Megatrend, weil sich weltweit die Bildungszugänge erhöhen und dies gewaltige Auswirkungen auf die Soziokultur hat. Aber für einen neuen Kondratieff-Zyklus eignet sich auch die Bildung nicht wirklich. Man kann mit ihr nur begrenzt Geld verdienen. »Bildung« lässt sich schwer messen, auch die Anzahl der Bildungsabschlüsse ist ein ungenügendes Maß. Bildung ist immer störrisch, individuell, mühsam und in gewisser Weise »prekär«, im Sinne von flüchtig. Wenn man Bildung »anstarrt«, verschwindet sie hinter einem Vorhang an Komplexität. Um zum Waschmaschinenbild zurückzukehren: Es gibt keine »Bildungsmaschine«, die uns ermöglicht, etwas noch Komplexeres zu tun, als uns zu bilden (vorzulesen).
Bildung hat etwas mit der Produktivität der Zukunft zu tun. Sie soll uns klüger machen, gewiss. Sie soll auch den Benachteiligen Chancen der Teilhabe geben. Das ist wichtig, um den Wohlstand zu halten. Um den Wohlstand jedoch in Zukunft zu steigern – in einem nicht mehr nur materiellen Sinne –, müssen wir jedoch die wahre Nachfrage, die zentrale Knappheit kennen, auf die wir unweigerlich zulaufen.
Die wahre Knappheit der Zukunft heißt kreative Kooperation
Wie viel kostet eine Scheidung? Schwer zu sagen, wenn man in traditionellen Währungseinheiten rechnet. Rechtsanwälte, Mediatoren und Fahrtkosten zum Standes- oder Scheidungsamt werden sich allenfalls auf einige tausend Euro belaufen. Ein paar Flaschen Wein zum Betrinken und die Kopfschmerz- und Beruhigungstabletten
mögen auch niemanden ruinieren. Scheidungen können, in einigen Ländern zumindest, recht bequem sein. In Großbritannien und Holland etwa funktionieren sie heute schon online. In den USA steht an jeder zweiten Amtsholzhütte das Angebot zu einer »cheap divorce«. Aber alle Erfahrungen aus dem realen, profanen Leben zeigen uns, dass die versteckten sozialen Kosten von Scheidungen enorme Dimensionen annehmen können.
Manche Trennungen sind wahre Erlösungen, bei denen beide Partner erst danach ihre inneren Energien entwickeln können. Sie wären also, wenn man eine ökonomische Bilanzierung versuchen würde, Investitionen mit erheblichem Produktivitätsgewinn. Doch spätestens wenn
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