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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Mikroschaltkreise. Spike überließ ihn sich selbst. Sie schlenderte in den hinteren Bereich der Spielhalle, durch eine vorhangbedeckte Tür und eine Treppe hinunter. Unten angekommen, legte sie die Hand auf ein getarntes Paneel. Eine bis dahin verborgene Tür glitt auf. Spike trat durch die entstandene Öffnung, und die Tür glitt hinter ihr wieder zu.
    Der Keller war verraucht, verschwitzt und gemütlich. Nichts von dem Chaos, das man vielleicht erwartet hätte. Keine Kabelknäuel, keine blitzenden Lampen, keine Instrumentenkonsolen, keine verrückte Hardware, keinerlei Anzeichen für Plunder. Alles war sauber und ordentlich. In der Mitte des kleinen Raumes standen vier Computer mit dem Rücken zueinander aufgebaut. Jeder davon war ein weißer kompakter Kasten mit zwei Bildschirmen und drei Tastaturen. Zwei der Maschinen waren belegt. Spike ging zur ersten und spähte dem Hacker über die Schulter. »Und?«, fragte sie. »Was hast du gefunden?«
    »Hi, Spike.« Der Hacker blickte nicht auf. »Siehst du die kleinen Squirrels?« Spike starrte auf den Schirm, auf dem drehende Scheiben abgebildet waren. »Pass auf.« Mad John, so hieß der Hacker, tippte ein paar Zahlen in seine Tastatur. Kodierte Zahlenmuster ersetzten das Abbild der Scheiben. In bestimmten Abständen schossen die ›Squirrels‹ zwischen den Mustern hindurch und nahmen die eine oder andere Zahl mit.
    »Wen schröpfst du da?«
    »Niemand besonderen. Es ist mein Nachbar. Ich hab gesammelt für die Hungerhilfe. Gestern Abend war ich bei ihm. Er meinte, es sei Gottes Wille, dass sie verhungern, der Bastard. Und während er mit mir geredet hat, macht er seine Spesenabrechnung. Rein zufällig hab ich seine PIN gesehen. Und heute überweist er großzügige Spenden an die Wohlfahrt. Ich würde zu gerne sein Gesicht sehen, wenn er die nächsten Kontoauszüge abruft.«
    Spike kicherte. »Was macht Ella?«
    »Sie bestraft irgendeinen Mistkerl, schätze ich. Wie kommt es, dass du nicht an der Miskatonic bist?« Mad John wandte sich zu ihr um. Er war fünfzehn, besaß kurz geschnittenes blondes Haar, gleichmäßige Gesichtszüge und den Körper eines Athleten.
    »Der Boss ist verschwunden«, erklärte Spike. »Und das Militär bewacht die Bibliothek der Universität.«
    Mad John fuhr seinen Rechner herunter. »Das reicht für heute. Wir wollen nicht zu gierig werden. Und was stimmt nicht mit deinem Boss?«
    Spike schüttelte den Kopf. »Gestern kam eine ganze Kiste voller Biotech.«
    John pfiff leise durch die Zähne. »Hast du was abstauben können?«
    Spike zwinkerte. »Der Dekan meint, irgendjemand versucht, in das Projekt des Chefs zu hacken. Wir sollten eine Falle errichten.«
    »Was du selbstverständlich nicht getan hast, oder?«
    »Natürlich nicht. Ich habe lediglich eine Warnung installiert, damit der Boss weiß, wenn jemand in sein System einzudringen versucht. Und jetzt ist er verschwunden. Ich mache mir Sorgen. Ich mag den alten Burschen.«
    »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern, so gegen drei Uhr. Ich hab früher Feierabend gemacht.«
    »Dann hast du ja den ganzen Spaß verpasst!« Ella Guru schob ihr schmales bleiches Gesicht um ihren Bildschirm herum.
    »Ach ja?«
    »Ich war gestern Nachmittag auf einem kleinen nachmittäglichen Trip durch die Matrix. Nur um zu sehen, ob irgendwo ein paar Hintertürchen offen stehen. Und dann, einfach so aus dem Blauen heraus, kam dieser Mega-Input. So etwas hab ich noch nie vorher gesehen! Hat ungefähr drei Minuten gedauert und alles andere vom Schirm verdrängt. Ich konnte es einfach nicht fixieren! Es muss ein Biotech-Hacker gewesen sein. Die Regierung oder was weiß ich. Kein Straßenpirat jedenfalls, so viel steht fest.«
    »Und das war alles? Drei Minuten?«
    »Das war alles. Und es war auf die Miskatonic gezielt, das konnte ich feststellen. Komm her, ich zeig’s dir.« Spike gesellte sich vor den Bildschirm der großen dünnen Frau. »Vor ein paar Stunden ging es wieder los.« Ella gab über ihre Tastatur Zahlenkodes ein. Der Bildschirm zeigte einen sich drehenden Konus. Die Farben durchliefen die gesamte Bandbreite des Spektrums.
    »Was ist das? Irgendein neues Spiel?«
    »Eine neue Art von Spähprogramm. Ein Sucher. Sehr hoch entwickelt. Äußerst kostspielig. Dieses Ding sucht nach etwas ganz Bestimmtem.«
    »Und wer hat es ins Netz geschickt?«
    »Kann ich nicht sagen. Es arbeitet unabhängig. Ich weiß erst, wohin es gehört, wenn es gefunden hat, was es sucht, und zu seinem

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