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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Unsinn anstellten, angefangen bei den Geldmärkten bis hin zu den lokalen Trockenreinigungen. Sie besaßen keinerlei formelle Organisation, keinerlei Anführer und wussten nichts über Grenzen, weder äußere noch selbst auferlegte. Ihre Computer kommunizierten in einer einzigen Sprache: der Sprache der Analogrechner. Der globalen Sprache.
    Spike Laine fuhr mit dem Fahrrad zum lokalen Zen-Klubhaus. Sie hielt an einer öffentlichen Telefonzelle und wählte die Nummer von Jacks Haus. Als es klingelte, drückte sie ein kleines Plastikgerät gegen den Hörer. Jacks Frau nahm ab. Das kleine Gerät summte leise. Spike legte den Hörer wieder auf. Jacks Telefon wurde überwacht. Etwas sehr Ernstes war im Gange. Und es war möglicherweise Spikes Schuld.
    Denn während Jack am Vortag sein flüssiges Mittagsmahl eingenommen hatte, hatte sich Spike ein paar Stücke der überaus nützlichen Biotech-Hardware unter den Nagel gerissen. Sie hatte sie nach draußen geschmuggelt, bevor Jack zurückgekommen war. Möglich, dass der Dekan nachgeprüft hatte, wie Jack vorankam, und den Diebstahl bemerkt hatte. Und vielleicht hatte sie Jack dadurch in große Schwierigkeiten gebracht.
    Spike war zwar vernunftgesteuert, doch sie neigte dazu, schnell das Schlimmste anzunehmen. Aber was sollte sie tun? Den Diebstahl gestehen? Sicherlich keine gute Idee. Schließlich wusste sie nicht genau, ob Jack tatsächlich verhaftet worden war. Seine Frau schien zu denken, dass er auf einer Sauftour war. Doch die Bibliothek war abgesperrt. Und vor der Tür stand ein Soldat auf Wache. Irgendetwas war im Gange, und Spike musste unbedingt herausfinden, was das war.
    Das lokale Zen-Klubhaus befand sich in einem Tiefgeschoss unter dem Thelema-Arcade, einem Videospielcenter in Lower Kingsport. Warum subversive Elemente ihre Treffpunkte immer in irgendwelchen Kellern haben müssen, weiß ich genauso wenig wie Sie. Schließlich sind sie in einem Keller ziemlich aufgeschmissen, wenn die Geheimpolizei vorbeikommt und klopft. Andererseits bieten Kellerräume ein gewisses Ambiente, ganz besonders, wenn die Luft vom Rauch und dem Geruch nach Schweiß zum Schneiden dick ist. Wahrscheinlich handelt es sich wieder mal um eine Tradition, einen alten Brauch oder eine Bulle oder was weiß ich. Spike radelte jedenfalls weiter.
    Sie stellte ihr Fahrrad in einem leeren Ständer draußen vor der Spielhalle ab. Warf einen halben Dollar in den Schlitz. Stahlstäbe wurden ausgefahren und sicherten das Fahrrad gegen Diebstahl.
     
    Das Videospielcenter war so grauenvoll trostlos wie alle derartigen Läden. Massenweise scheußliche Maschinen und massenweise Kinder, die es wirklich besser hätten wissen sollen. Sie standen vornübergebeugt an den Automaten, mit Kopfhörern und Brillen von der Umwelt abgeschirmt. Die holografischen Schirme zeigten ein buntes Chaos. Jeder brachte alles um, was sich bewegte. Der Tec war ein Typ, der aussah wie Jimmy Dean. Hätte er nicht hier gearbeitet und die Elektronik in Schuss gehalten, wäre er wahrscheinlich durch die Stadt gestreift und hätte das Zeug gestohlen. Er war damit beschäftigt, ein neues Spiel namens CARRION in die Speicher zu laden und lächelte Spike freundlich zu, als sie eintrat.
    »Hi, Tec.« Er fand es offensichtlich keine Spur komisch.
    »Hi, Spike.« Und er war ein Mann weniger Worte.
    »’n neues Spiel? Was ist es denn diesmal?«
    »Carrion.« Der Tec warf ihr ein glänzendes Handbuch zu. Spike las laut den Klappentext. »Carrion – es beißt zurück. Das neue holophonische System von Koshibo bringt Sie mitten in das Geschehen. Sie sind der letzte Lebende auf Erden. Alle anderen sind tot, und sie sind hinter Ihnen her. Sie besitzen einen Nahkampfmaser, Shardsticks und einen tragbaren Blitzwerfer. Die anderen haben nichts außer ihren Zähnen.« Spike warf das Manual zurück. Sie hatte das alles schon gesehen. Die über die Kopfhörer übertragenen holophonischen Signale ließen einen spüren, wenn der Feind aus dem Spiel zurückschoss und getroffen hatte. Und bei diesem Spiel hier konnte man tatsächlich herausfinden, wie es war, wenn ein Zombie einem die Kehle herausriss. Krankes Zeug. Langweilig.
    Seit den ersten hüpfenden weißen Lichtpunkten auf dem Fernsehschirm, genannt Pong, hatte sich eine unglaubliche Menge getan.
    »Am liebsten würde ich Koshibo eines Tages für all diesen Dreck erledigen.«
    »Das bleibt wohl ein Wunschtraum.« Der Tec justierte die Makrolupe vor den Augen und versenkte sich in die

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