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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Operator zurückkehrt. Sieh dir das hier an.« Ella bearbeitete ihre Tastatur.
    »Ich verstehe. Ein System nach dem anderen, Finanzwelt, Privatrechner, Industrie, Telekommunikation. Es sucht in allen.«
    »Könnte es Militär sein?«
    »Möglich. Es ist in jeder Matrix und sucht.«
    »Irgendeine ganz große Nummer jedenfalls. Wenngleich nicht vollkommen unsichtbar.«
    »Für jeden außer Piraten wie uns. Niemand außer uns wird seine Anwesenheit bemerken.«
    »Es muss eine Verbindung geben. In was hat sich der Boss da nur hineingeritten?«
     
    »Wenn ich nur wüsste, in was ich mich da hineingeritten habe, dann wüsste ich vielleicht einen Weg, um mich wieder herauszuziehen.« Das Gespann hatte seinen altehrwürdigen Geist aufgegeben, und die beiden Männer trotteten zu Fuß über die Felder in Richtung Kingsport.
    »Warum stellen Sie sich nicht einfach und fragen?«, erkundigte sich Rex humorlos.
    »Glauben Sie bloß nicht, auf den Gedanken wäre ich noch nicht gekommen.«
    »Nach dem, was vorhin bei der Farm passiert ist? Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass die uns lebend fangen sollten.«
    »Nun ja…«
    »Wir sind Freiwild, Jack. Unsere einzige Chance besteht darin, herauszufinden, wer hinter alledem steckt. Vielleicht gelingt es uns dann, einen Ausweg zu finden oder zu verhandeln.«
    »Könnten wir nicht einfach davonlaufen?«
    »Sie könnten es versuchen, sicher. Allerdings bezweifle ich, dass Sie weit kämen. Ich hingegen weiß sowieso nicht, wohin ich fliehen sollte. Ich gehöre nicht in diese Zeit. Ich muss tun, was auch immer ich tun muss. Erst dann kann ich nach Hause zurück.«
    »Das geht mich wohl kaum etwas an…«
    Rex packte ihn am Kragen. Er war ganz sicher kein Mann mit einem leichtfertigen Hang zur Gewalt. Sie drehte ihm im Gegenteil den Magen um. Doch seine Sicherung drohte jeden Augenblick durchzubrennen. »Hören Sie, Jack! Sie haben mich irgendwie in diesen Mist gebracht, und sie werden mir auch irgendwie helfen, wieder herauszukommen! Ich habe Sie aus dem Gefängnis geholt. Und ich habe Ihnen bei der Flucht von der Farm geholfen.«
    »Ja, schon gut«, sagte Jack und riss sich los. »Schon gut, sage ich.«
    Die beiden Männer trotteten schweigend weiter. Ein paar hundert Meter voraus und genau auf ihrem Weg lagen drei getarnte Soldaten auf der Lauer.
     
    Im genauen Zentrum des Planeten, und mehr sage ich dazu nicht, hüpfte Inter-Rositer Prestidigitent KKK Byron Wheeler-Vegan (und das ist das letzte Mal, dass ich diesen Namen ausschreibe) über den marmornen Boden seines Abschnitts der Galerie. Er passierte Bogengänge und einen Korridor. Stieg einen Treppenabsatz hinauf und erreichte eine Vorkammer. Dort blieb er vor einer Türe mit einem hübschen Messingschild daran stehen. Auf dem Schild stand: »Zoroastra Findhorn – Draußen bleiben«.
    Byron klopfte leise. Als keine Antwort ertönte, trat er geradewegs ein.
    Er fand sich in einem runden Raum mit hoher Decke wieder. Rohre aus Kupfer und Messing liefen die Wände hinauf. Oder hinunter, was auch immer Ihnen lieber ist. In der Mitte des Raums stand ein Kontrollpult. Ein echter Kapitän-Nemo-Aparillo, lauter Drehgriffe und Hebel. Byron hatte nicht wenig Lust, damit herumzuspielen, und in seinen Fingern juckte es mächtig.
    »Was ist denn, Byron?« Die Stimme kam von oben. Byron schielte zur Decke. Vizeaufseher Zoroastra Findhorn stand an der Decke an einer Konsole, die identisch war mit der auf dem Boden.
    »Vizeaufseher!« Byron salutierte. »Ich habe einen Abfall von zwei Mikron an einem lateralen Augmentor!«
    »Den haben Sie ständig.« Der Vizeaufseher verließ seine Arbeit, kam an der Wand entlang nach unten spaziert und gesellte sich zu Byron. Zoroastra Findhorn besaß mehr als nur verblüffende Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Rondo Hatton. Die großen Hände und alles.
    »Ich brauche ein Ersatzteil.«
    »Das brauchen Sie ständig.«
    »Sofort.«
    »Wie immer.«
    »Also kann ich eins haben?«
    »Nein, Byron, können Sie nicht.«
    »Aber ich muss ständig danach fragen.«
    »Sie müssen fragen, und ich muss antworten. So ist der Lauf der Dinge.«
    »Aber warum kann ich keins haben?«
    »Sie müssen das immer fragen, und ich muss immer antworten. Was muss ich noch einmal immer antworten?«
    »Sie müssen immer antworten: ›Beim nächsten Mal, Byron.‹«
    »Also sage ich das doch jetzt zu Ihnen. Beim nächsten Mal, Byron.«
    »Dann kehre ich jetzt an meine Arbeit zurück.«
    »Das tun Sie doch immer.«
    Der Vizeaufseher

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